Saatkrähen in Dachau:Fliegt, so schnell ihr könnt!

Saatkrähen in Dachau: Saatkrähen siedeln sich gerne in der Nähe des Menschen an. Vielen Leuten gefällt das nicht.

Saatkrähen siedeln sich gerne in der Nähe des Menschen an. Vielen Leuten gefällt das nicht.

(Foto: Sächsische Zeitung/dpa)

Die CSU Dachau sammelt Unterschriften gegen die Saatkrähe. Aus der Vogelperspektive betrachtet dürfte das ungut enden.

Glosse von Thomas Radlmaier, Dachau

Unter den Menschen in Bayern, die den Spruch "Mia san mia" mit Stolz vortragen, sind viele CSU-Politiker. Diese Häufung lässt sich logisch in zwei Sätzen erklären: Mia san mia drückt Selbstbewusstsein aus. Und Selbstbewusstsein ist Teil der CSU-DNA. Wobei diese zwei Sätze auch wunderbar mit dem Wort Arroganz statt Selbstbewusstsein funktionieren würden. Oder wie Hegel sagen würde: Es ist, was nicht ist. Demnach bedeutet Mia san mia: De andern san de andern. Und de andern san oft in der Minderheit.

Zu der Gruppe der anderen zählen aus Perspektive der Bayerischen Staatsregierung auch einige Tierarten. Als ein Bär namens Bruno im Mai 2006 in bayerisches Freistaatsgebiet einmarschierte und Schafe riss, war das sein Todesurteil. Wenige Wochen später wurde er nach einer Entscheidung des Umweltministeriums von einem bewaffneten Spezialteam mit zwei Schüssen erlegt. Der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sagte: "Wenn die Experten sagen, das ist ein absoluter... Problembär, da gibt es nur die Lösung, ihn zu beseitigen, weil einfach die Gefahr so groß ist. Dann hat der Minister keine andere Möglichkeit, äh, als eben so zu handeln, wie er gehandelt hat." Auch Wölfe, die in den Almgebieten Nutztiere angreifen, sollen nach dem Willen von Vertretern der aktuellen Staatsregierung schneller abgeschossen werden dürfen. "Der Wolf gehört hier nicht her. Das ist nicht sein Lebensraum", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Sommer 2022 bei einem Besuch auf einer Alm im Landkreis Miesbach.

"Saatkrähenplage in Dachau! Uns reichts!"

Zur inoffiziellen Reihe "Problemtiere der Staatsregierung" gehört seit kurzem auch ein Vogel: die Saatkrähe. Eigentlich sind Wiesen das natürliche Habitat der geschützten Tiere. Fehlen diese, wie in der Region um München, suchen sich die Saatkrähen andere Lebensräume, wo sie Nahrung finden. Daher gründen sie ihre Kolonien gerne in der Nähe des Menschen. Unter anderem machen weggeworfene Essensreste den urbanen Bereich für die Tiere attraktiv. In vielen Städten sorgen sie mit ihrem Gekrächze in den Bäumen und Kot auf den Straßen für Unmut. Auch die Stadt Dachau ist machtlos gegen den Vogel. Ein Abschuss ist anders, als etwa bei der Rabenkrähe, verboten.

Jetzt forcieren Landtagsabgeordnete von CSU und Freien Wählern einen Antrag, um den Schutzstatus der Saatkrähe auf EU-Ebene herabzustufen und sie leichter bejagen zu können. Auch die CSU Dachau unterstützt das und sammelt in ihrem Bürgerbüro in der Altstadt Unterschriften gegen die Saatkrähe. Es gibt auch Flyer, auf denen steht in ausdrucksstarker Mia-san-mia-Manier "Saatkrähenplage in Dachau! Uns reichts!" Die Frage ist jetzt: Können sich CSU und Freie Wähler mit ihrem Anliegen durchsetzen, so dass es bald knallt in Dachau?

Aus der Vogelperspektive und mit Blick auf das Schicksal anderer sogenannter Problemtiere in Bayern, kann man da nur appellieren: Fliegt, so schnell ihr könnt!

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