Dachau:Reine Harmonie

Dachau: Multinstrumentalist Martin Kälberer in der Kulturschranne.

Multinstrumentalist Martin Kälberer in der Kulturschranne.

(Foto: Toni Heigl)

Martin Kälberer, Sven Faller, Stefanie Boltz und ein Konzert voller Wärme, aber ohne erkennbare Höhepunkte

Dachau - Samt und Seide, Milch und Honig, glitzernde Sonnenlichter auf dem Wasser, ein sanfter Kuss. Diese Assoziationen verbindet man mit der Musik von Le Bang Bang und Martin Kälberer. In der Kulturschranne gab das Trio ein Konzert mit stilvollen Balladen und instrumentalen Soli und stellte sein neues Kooperationsprojekt, die CD "In our blood", vor. Dass alle drei Musik im Blut haben, ist mit dem ersten Ton klar. Sängerin Stefanie Boltz, die mit dem Bassisten Sven Faller als das Duo Le Bang Bang auftritt, umschmeichelt das Publikum mit ihrer Stimme. Sie erzählt an diesem Abend eine musikalische Liebesgeschichte. Diese spielt sich nicht nur in den Songs ab, sondern auch zwischen dem eingeübten Duo Le Bang Bang und dem Pianisten Martin Kälberer. Es herrscht reine Harmonie. Viele eigene, lyrische Songs, aber auch bearbeitete Cover-Versionen von Peter Gabriel, Michael Jackson und George Harrison schaffen eine intime Stimmung im ausverkauften Saal. Die Songs wie "Undream a Dream", "Fall Forward" oder "Shape of a Cloud" sind melancholische Balladen, in denen die Sängerin mit ihrer schönen, ausgebildeten Stimme gekonnt changiert, sie lautmalerisch einsetzt, innig haucht oder schmeichelnd phrasiert. Stefanie Boltz vermittelt mit ihrem Gesang pures Gefühl. Man denkt spontan an den Stil von Barbra Streisand, allerdings ohne deren Dramatik. Eine Mischung aus ein Blues, Chanson, Pop und ein bisschen Jazz und Swing. Sven Faller setzt mit dem Bass feine Akzente, zupft oder streicht mit dem Bogen. Er begleitet nicht nur, sondern gestaltet mit viel Fingerspitzengefühl. Faller bezeichnet sich selbst als "einzigen Bassisten, der sich von einer Sängerin begleiten lässt." Da dürfen hin und wieder auch ein paar kantige, schlingernde Töne sein, die aber von Stefanie Boltz sofort wieder in ruhige Gewässer gebracht werden. Seinen Kontrabass schätzt Faller wegen der weiblichen Kurven, die bei so manchem schon "mütterliche Gefühle" ausgelöst hätten. Der Multi-Instrumentalist Martin Kälberer, der auch mit Werner Schmidbauer und Pippo Pollina spielt, Willy Astor und Zelia Fonseco begleitet, gibt auf dem Klavier eine beeindruckende Vorstellung. Mit leichter Hand lässt er wunderbare Tonkaskaden regnen, spielt sensibel und kraftvoll zugleich. In einem Klaviersolo zeigte sich Martin Kälberer voll harmonischer Sicherheit, entspannt und elastisch. Im Trio drängt er sich nie in den Vordergrund, die Sängerin ist die Hauptperson. Auf exotischen Percussionsinstrumenten gibt Kälberer der Musik eine neue, spannungsvolle Wendung. Auf der afrikanischen Udu, wegen ihrer ausbuchtenden Form von Stefanie Boltz liebevoll "Snoopy" genannt, und dem tellerrunden, metallischen Hang, das aussieht wie ein Wok oder ein Ufo, führt er die Musik in einen rhythmisch-sphärischen Klang, der sich mit der Singstimme vereint. Dazu der dumpf pulsierende und atmende Bass. Besonders schön gelingen Peter Gabriels "Don't Give Up", George Harrisons "Here Comes The Sun" und "I Want You Back" von Jackson Five, die in den neuen Arrangements völlig anders und sehr interessant klingen. Der Broadway-Song "Makin' Whoopee" brachte zum Ausdruck, worum es Le Bang Bang geht: Für den anderen immer interessant zu bleiben. Die Musik ist voller warmherziger Intimitäten, Schönheit und betont zeitlos. Aber auch ohne erkennbare Höhepunkte. Bärbel Schäfer

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