Der Umwelt- und Verkehrsausschuss hat beschlossen, die schwierige Situation für Radfahrende in einem Abschnitt der Sudetenlandstraße endlich zu verbessern. Bedingt durch die Corona-Pandemie und personelle wie finanzielle Engpässe bei der Stadtverwaltung hat alles etwas länger gedauert, als ursprünglich angenommen. Ein erster Beschluss wurde im Mai 2019 gefasst. Nun soll es zwischen den Einmündungen Rumburger Straße beziehungsweise Annabergstraße und der Kreuzung Alte Römerstraße Umbauten geben. Hier sind ohnehin gerade Asphaltierarbeiten notwendig.
Dort soll nun „ein beidseitiges durchgehendes Angebot für den Radverkehr“ umgesetzt werden. Der Sachverhalt geht noch auf einen Antrag vom Bündnis für Dachau und der FDP aus dem Jahr 2015 zurück. Auch im Radverkehrskonzept, das seit Stadt 2020 fertiggestellt wurde, wurde der Abschnitt nämlich als „eine Hauptroute für den Radverkehr“ ausgemacht.
Aktuell können Radfahrerinnen und Radfahrer, die Richtung Osten unterwegs sind, zwischen Würm – und Annabergstraße auf einem sogenannten Fahrradschutzstreifen fahren. Bis zur Ampel an der Kreuzung Alte Römerstraße geht es dann auf einem Radweg weiter, die Benutzung ist nicht verpflichtend. Auch die Querung der Alten Römerstraße ist für Radfahrende derzeit nur auf der Fahrbahn möglich, also gemeinsam mit Autos oder über den Fußgängerüberweg. Und auch wenn man die Straße überquert hat, gelangt man zunächst nicht auf einen Radweg, sondern lediglich auf „einen Gehweg, der für den Radverkehr freigegeben ist“.
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Das ist laut Verwaltung aber immer noch besser als die Situation in der entgegengesetzten Fahrtrichtung, denn auch hier gibt es auf dem genannten Abschnitt lediglich einen schmalen Radweg ohne Benutzungspflicht. Dieser verfüge „nicht über die nach dem Stand der Technik erforderliche Breite“, wie es in der Beschlussvorlage heißt. An der Ausfahrt vom TÜV Süd seien die „Sichtbeziehungen zum Einbiegen auf die Sudetenlandstraße besonders für die dort startenden Fahrschulen schwierig, da regelmäßig parkende LKW die Sicht verdecken“.
Auch die Einmündung zur Daimlerstraße bietet Konfliktpotenzial. Das liegt laut Verwaltung unter anderem daran, dass eine barrierefreie Nutzung des Gehweges nicht möglich ist. Menschen, die mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl unterwegs sind, zwingt dies dazu, „auf die markierte Radspur zu wechseln“. Ein Problem, das im Übrigen genauso an der Querung Annabergstraße existiert. Auch bietet die Mittelinsel auf der Sudetenlandstraße, die eigentlich als Querungshilfe gedacht ist, für den Geh- wie Radweg entlang der Würm momentan keinen Vorrang, „Fußgänger und Radfahrer haben Wartepflicht“.
Der Wegfall von mehreren Stellplätzen ist die Folge
Nachdem die Stadt es sich selbst zur Aufgabe gemacht hat, etwaige Verbesserungen für die Radinfrastruktur bei nötigen Straßenbaumaßnahmen immer mitzudenken, will sie nun bei den Asphaltarbeiten auch die Situation für Radfahrende verbessern. Das hat allerdings „bauliche Eingriffe in den Seitenraum“ zur Folge: Stadteinwärts werden etwa die Stellplätze „in einen baulich von der Fahrbahn abgesetzten Radweg“ mit einer Breite von zwei Metern umgebaut, der an der Einmündung Rumburger Ring enden soll. Elf oder zwölf Stellplätze fallen dadurch notgedrungen weg. „Da sich in unmittelbarer Nähe keine Einrichtungen befinden, die auf die vorhandenen Stellplätze angewiesen sind, scheint der Entfall hinnehmbar“. Zumal man davon ausgehe, dass die Umwandlung „zu einer lokalen Verbesserung des Verkehrsflusses“ beitragen werde, argumentiert die Verwaltung.
Der bisherige Geh- und nicht benutzungspflichtige Radweg mit Trennstreifen wird zu einem benutzungspflichtigen und getrenntem Geh- und Radweg umfunktioniert, weil durch den Umbau die Breite angepasst werden kann. Für den Radverkehr, der von der Fraunhoferstraße kommend Richtung Sudetenlandstraße quert, soll außerdem der Bordstein weiter abgesenkt werden, „um ein Auffahren auf den Radweg zu ermöglichen“.
An das Linksabbiegeverbot hält sich derzeit kaum jemand
Stadtauswärts wird anstelle der Stellplätze beziehungsweise der Betonringe ein Radfahrstreifen errichtet, ebenfalls mit einer Breite von zwei Metern und mit direktem Anschluss an den bereits existierenden Fahrradschutzstreifen ab der Einmündung Annabergstraße. Auch hier hat die Verbesserung für Radfahrende den Wegfall von mehreren Längsparkplätzen zur Folge.
An der Daimlerstraße will die Stadt mit einer neuen Maßnahme unterbinden, dass Autos links in die Sudetenlandstraße abbiegen. Das Linksabbiegeverbot gilt zwar schon länger, wurde aber bislang des Öfteren ignoriert. Eine Barriere auf der Mittelstrichmarkierung soll das ändern. Ebenso soll anstelle der bisher vorhandenen Trennung der Radfahrstreifen stadtauswärts weitergeführt werden.
An der Einmündungen Rumburger Straße, Annabergstraße und Daimlerstraße soll es zudem neben den roten Markierungen für den Radverkehr auch eine eigene Markierung für den Fußverkehr geben. Auf Höhe des TÜV Süd wird der Radwegbereich ebenfalls rot eingefärbt.
Um alle Maßnahmen umsetzen zu können, ist es nicht nur notwendig vier Bäumen zu fällen, auch zwei Lichtmasten und eine Wegweisungstafel müssen entfernt sowie Markierungen neu gesetzt werden. Laut Beschlussvorlage soll allerdings noch abschließend geprüft werden, ob der Umbau auch ohne den Entfall von Parkplätzen umgesetzt werden kann. Fest steht nur: „Für die Markierung eines beidseitigen Fahrradschutzstreifens reicht die Fahrbahnbreite mit drei markierten Fahrspuren nicht aus.“
Für den Radverkehrsreferenten Volker C. Koch (SPD) lässt sich durch das Maßnahmenpaket zumindest eine „kleine Lücke“ im zerstückelten Radverkehrsnetz schließen. Auch sonst gibt es keine Einwände gegen den Vorschlag der Verwaltung – mit Ausnahme von Wolfgang Moll (Wir), der dagegen stimmt.
Gemäß Beschluss von 2020 soll es danach auch irgendwann in der Frauenhoferstraße weitergehen, um den Radverkehr sicher über die Kreuzung ins Gewerbegebiet führen zu können. Auch hier will man aber „aus Gründen der Kostenersparnis“ warten, bis Fahrbahndeckensanierungen vorgenommen werden. Immerhin schlägt allein der Bauabschnitt entlang der Sudetenlandstraße inklusive Planung mit 300 000 Euro zu Buche.