Dachau:Profis auf gefährlichem Pflaster

Heftige Regenfälle machen den Profis des 60. Bergkriteriums in der Dachauer Altstadt zu schaffen und führen zu vielen Stürzen.

Petra Neumaier

Die Erleichterung stand Vereinsvorsitzenden Wolfgang Moll am Ende des 60. Bergkriteriums deutlich ins Gesicht geschrieben. Es hätte zumindest noch schlimmer kommen können, anbetracht des Wetters. Kurz vor Ende des mit Spannung erwarteten international besetzen Eliterennens hatten Regenschauer das Kopfsteinpflaster in eine glitschige Rutschbahn verwandelt. Die Folge: mehrere Stürze, die jedoch allesamt glimpflich abliefen. Zwei Radfahrer mussten trotzdem mit leichten Verletzungen im Amperklinikum ambulant versorgt werden.

Dachau: Kräftezehrendes Rennen über den Dachauer Berg

Kräftezehrendes Rennen über den Dachauer Berg

(Foto: npj)

Das Jubiläums-Radrennen stand zunächst unter einem guten Stern. Kurz vor dem ersten Rennen hörte der Regen plötzlich auf, die Straßen trockneten ab. "Besser hätte es gar nicht kommen können", freute sich Wolfgang Moll, "jetzt ist das Pflaster schön sauber". Entsprechend entspannt sah er der Veranstaltung entgegen, als pünktlich um 12 Uhr das erste Rennen gestartet wurde: Knapp 30 Hobbyfahrer ohne Lizenz ab 16 Jahren gingen an den Start. Ehrgeizig bissen sie sich durch die zwölf Runden, angefeuert vom Publikum, und natürlich Stadionsprecher Berti Limmer. Der Mainburger führte fünf Stunden lang ohne Pause durch das Programm, professionell, wie es sich für einen ehemaligen Sprecher des Sechs-Tage-Rennens gehört. Ständig war er mit dem Mikrofon unterwegs, um hier einen Radfahrer, dort einen Lokalpolitiker zu interviewen. Niemand entging seinem wachsamen Augen, natürlich auch Landrat Hansjörg Christmann nicht. Er ist in seiner Position schon seit 35 Jahren beim Rennen dabei und ein großer Fan der Veranstaltung, die, so Christmann, "ein Höhepunkt im Leben der Stadt und des Landkreises ist". Besonders dankte er den fast 150 Helfern, und die hatten tatsächlich alle Hände voll zu tun gehabt, um die Rennstrecke in wenigen Stunden mit Bändern und Strohballen zu sichern und den Platz vor dem Rathaus in einen Eventbereich zu verwandeln: mit VIP-Zelt und einem Radsimulator, auf den sich im Laufe des Nachmittags auch der Landtagsabgeordnete Martin Güll und andere Prominenz setzen mussten. Dabei schlug Güll sich gar nicht schlecht. "Beim Bergkriterium fahre ich aber erst mit, wenn auch Elektro-Bikes zugelassen werden", schmunzelte er.

Tatsächlich versuchten sich kurze Zeit später einige Stadträte auf der Strecke mit solchen Rädern. Begleitet wurden sie dabei von den beiden Randonneuren des Soli Dachau, die in diesem Jahr auf der Rennstrecke Paris-Brest-Paris antreten werden. Schlag auf Schlag liefen dann die verschiedenen Rennen ab, die Zeit drängte. Denn die Wettervorhersage prophezeite um 17 Uhr ergiebige Regenfälle, und die wollte Wolfgang Moll nur zu gerne umgehen. Die Siegerehrungen wurden entsprechend rasch durchgezogen, ob nun die Preisträger anwesend waren, oder nicht. Überhaupt ließen die Fahrer dem im Laufe des Nachmittags immer zahlreicheren Publikum nur wenige Atempausen. Mit bis zu 90 Stundenkilometern zischten die Radprofis den Berg hinunter, legten sich fast waagrecht in die Kurve, jagten die Straße entlang und wieder mit über 40 Stundenkilometer hinauf zum Rathaus. Und das bis zu 44 Runden, sprich 60,5 Kilometer lang. Das Dachauer Bergkriterium ist anspruchsvoll, "es gehört sogar zu den schweren Rennen. Denn auch bei der Abfahrt können sich die Fahrer nicht ausruhen", sagte Wolfgang Moll. Wie schwer es allerdings noch werden würde, zeigte sich erst beim letzten Rennen: Kurz vor seinem Ende begann es zu regnen. Zunächst leicht, dann in Strömen. Zwar verlangsamten die Fahrer ihr Tempo deutlich, dennoch konnten viele Stürze nicht verhindern. Blutend und humpelnd trugen immer mehr Fahrer ihre Räder ins Ziel, einige gaben auf, andere boten ihre Fahrzeuge wieder zurecht und reihten sich tapfer wieder ins Rennen ein. Nur zehn Runden vor Schluss endete für sechs Fahrer das Rennen. Bei einem Sturz in Höhe des Bistros La Tapa fielen gleich mehrere Rennfahrer, zwei wurden zur Vorsicht ins Krankenhaus gefahren, konnten jedoch am Abend wieder entlassen werden. Von all dem bekam das mitfiebernde Publikum an der Zielgeraden nichts mit. Sie feuerten den zweimaligen Sieger Björn Thurau, dicht unter ihren Regenschirmen gepfercht, mit lauten Rufen an, was jenem jedoch nicht viel nützte. "Wir haben uns im Team vorgenommen, ihn ins Hintertreffen zu drängen, und das ist uns gelungen", sagte der Sieger des Eliterennens Helmut Trettwer vom Team Baier Landshut nach dem Rennen zufrieden. Im nächsten Jahr will er jedenfalls versuchen, seinen Titel zu verteidigen.

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