Gesundheit„Pflegende Angehörige gehen oft über ihre Belastungsgrenzen“

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Zeljko Zirdum und Kathrin Loder betreuen die neue Pfiff-Beratungsstelle für pflegende Angehörige.
Zeljko Zirdum und Kathrin Loder betreuen die neue Pfiff-Beratungsstelle für pflegende Angehörige. (Foto: Pfiff)

Der soziale Dienst „Pfiff“ bietet seit Anfang Januar ein neues Beratungsangebot für Menschen an, die Pflegegeld bekommen. Es geht vor allem darum, wie sie ihren kräftezehrenden Alltag erleichtern können.

Von Anna Schwarz, Dachau

Mehr als 80 Prozent der Pflegebedürftigen in Bayern werden zu Hause versorgt, in den meisten Fällen kümmern sich Angehörige um die Betroffenen – und die „gehen oft über ihre eigenen Belastungsgrenzen“, sagt Kathrin Loder von der Dachauer Beratungsstelle „Pfiff“, betrieben vom Franziskuswerk Schönbrunn. Deshalb gibt es dort seit Anfang Januar ein Beratungsangebot für pflegende Angehörige.

Denn in der Vergangenheit hätten sich immer wieder pflegende Eltern von Kindern mit Behinderung bei Kathrin Loder gemeldet, die ihr erzählten, dass sie unbedingt eine Pflegeberatung brauchen. Diese ist ab Pflegegrad 2 mindestens zweimal im Jahr gesetzlich vorgeschrieben, um weiterhin Pflegegeld zu bekommen. In der Regel übernehmen Pflegedienste diese Beratungen. Doch wenn Familien ihr Kind mit Behinderung komplett allein pflegen, werde es oft schwierig, so Loder: „Viele Dienste lehnen die Pflegeberatung aus Kapazitätsgründen ab, was für die Betroffenen nicht nur belastend ist, sondern im schlimmsten Fall auch zur Kürzung oder Streichung des Pflegegelds führen kann.“

„Für Mamas von Kindern mit Handicap ist es schwieriger, sich Freiräume zu verschaffen“

Zeljko Zirdum wird das neue Beratungsangebot bei „Pfiff“ übernehmen, er ist Altenpfleger und hat sich zum Pflegedienstleiter weitergebildet. An ihn wenden können sich etwa Familien, die ein Kind mit Behinderung haben, aber auch andere pflegende Angehörige, etwa von Senioren aus Stadt und Landkreis Dachau, so Loder. Ziel der Pflegeberatung ist laut Gesetzgeber, die Qualität der Pflege sicherzustellen und Angehörige bestmöglich zu unterstützen. Konkret schaue sich Zirdum dann an, wie die alltägliche Pflege zu Hause erleichtert werden könnte: Wäre es zum Beispiel möglich, einen Treppenlift zu beantragen? Und wie kann die Wohnung behindertengerecht umgebaut werden? Außerdem gibt er Tipps zu weiteren Beratungsstellen, beurteilt, ob der aktuelle Pflegegrad noch ausreichend ist, oder regt Schulungen an, in denen die pflegenden Angehörigen etwa lernen, wie sie rückenschonender arbeiten können.

Um pflegende Eltern weiter zu entlasten, ist Kathrin Loder auch immer auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit Behinderung im familiären Umfeld und bei Gruppenangeboten betreuen möchten. Diese Familienassistenzen würden dringend gebraucht, so Loder, denn: „Für Mamas von Kindern mit Handicap ist es weitaus schwieriger, sich Freiräume zu verschaffen“, um mal allein einkaufen oder einen Kaffee trinken zu gehen. Schließlich können die Eltern ihr Kind meist nicht einfach nach der Schule zu einem Freund oder zu einem Sportangebot schicken, wo Kinder mit und ohne Behinderung zusammen sporteln, denn diese inklusiven Angebote seien im Landkreis nur schwer zu finden. Aber auch die Suche nach ehrenamtlichen Familienassistenzen gestalte sich immer schwieriger, so Loder, sie spüre hier oftmals eine Angst davor, auf Menschen mit Behinderung zuzugehen, obwohl diese unbegründet ist, und die Begegnung für beide Seiten bereichernd sein kann.

Die Pflegeberatung von „Pfiff“ wird am Sparkassenplatz in Dachau angeboten. Termine können telefonisch unter 08139/800 4100 oder per E-Mail an info-pfiff@franziskuswerk.de vereinbart werden.

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