Dachau:Original Folk und doch ganz anders

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Sofia Talvik beim Dachauer Heimspiel im Café Gramsci. Sie war Ruckteschell-Stipendiatin. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ruckteschell-Stipendiatin Sofia Talvik im Café Gramsci

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

Eine blonde Schönheit aus Schweden steht auf der kleinen Bühne im ausverkauften Café Gramsci in Dachau. Schwedische Fans, Amerikaner oder Italiener, und Dachauer warten auf die schwedische Singer- und Songwriterin Sofia Talvik, die gerade noch ihre Gitarre stimmt. Dann ist sie fertig, die Zuhörer verstummen. Sofia Talvik begrüßt ihr geliebtes Dachauer Publikum. Sie ist im Landkreis nicht unbekannt, lange Zeit war sie städtische Stipendiatin der Ruckteschell-Villa in Dachau und hat sich ein treues Publikum erspielt. Eineinhalb Jahre war sie ab Dezember 2011 auf Reisen in Nordamerika.

Sie hat ihren Musikstil aus Folk und Pop, gefühlvollen Texten und mitreißenden Rhythmen geprägt. Wer die Musik von James Bay mag, wird auch Sofia Talviks Melodien sofort mögen. Dabei zeichnet sich die zierliche Schwedin besonders durch ihre auffallend klare und feste Stimme aus. Sie verleiht ihr eine individuelle Note und den eminent wichtigen Wiedererkennungseffekt.

Sofia Talvik begleitet sich an diesem Abend nur auf ihrer akustischen Gitarre, was ihre persönliche Natürlichkeit auch in der Musik widerspiegelt. Um ihren Stiefel hat sie ein Glockenband gebunden, sodass sie durch Stampfen mit den Füßen ihre eigene Perkussiongruppe erschafft. Die akustische Gitarre ist eines der Markenzeichen des Folk. Insbesondere in Nordamerika ist der Folk ein populäres Genre. Traditionelle Volksmusik wird dort neu interpretiert und arrangiert, oder stilistisch nachgeahmt - meistens mit akustischer Gitarre.

Auch Talvik arbeitet Passagen amerikanischer Volksmusik in ihren Songs ein, doch eigentlich orientiert sie sich nur am Stil der traditionellen Volkslieder und interpretiert sie nicht. Musik und Texte stammen hauptsächlich aus ihrer Feder. Die Songs erzählen von Liebe, der eigenen Leidenschaft und der Freundschaft. Anfangs mögen sich ihre Lieder anhören, als habe man sie irgendwann schon einmal gehört. Doch in vielen ihrer Songs tauchen Akkordfolgen oder harmonische Wechsel auf, mit denen der Hörer vielleicht nicht gerechnet hätte. Damit überrascht Talvik das Publikum. Sie schafft ihren eigenen, individuellen Stil, mit dem man sie nicht mehr einfach in eine Schublade mit anderen Künstlern stecken kann. Ihrer Heimat bleibt sie trotz der vielen Reisen treu. Auch schwedische Volkslieder trägt sie rein vokal dem Publikum vor. Mit ihrem gefühlvollem Ausdruck in der Stimme drückt sie ihre Verbundenheit mit Schweden aus.

Mit ihrem Ehemann Jonas Westin hat sie einen guten Techniker an ihrer Seite, der ihre Mikrofon-Einstellungen steuert. Sofia Talvik spielt viel mit der Technik, vor allem mit Echoeffekten. Doch sie beweist spätestens am Ende des Konzertes mit einem schwedischen Volkslied, dass sie diese Technik gar nicht nötig hat. Sie stellt sich vor das Mikrofon, und singt mit reiner Stimme, ohne instrumentale Begleitung, ein Volkslied aus dem 18. Jahrhundert. Der Raum im Café Gramsci ist klein, aber mit dieser starken Stimme könnte Sofia Talvik auch größere Räume ohne Mikrofon füllen.

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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