Naturschutz:Sehen und fühlen, wie die Kartoffel wächst

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Hier dreschen Kindergartenkinder im Garten neben dem Umwelthaus Korn mit kleinen Holzklötzen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Umwelthaus des Vereins Dachauer Moos am Obergrashof gibt es heuer 20 Jahre. Tausende von Schulkindern, Familien und Erwachsene haben hier den Anbau von Nahrungsmitteln und die Mooslandschaft erlebt. Im Juli steigt ein großes Geburtstagsfest.

Von Alexandra Vettori, Dachau

Am Obergrashof gibt es heuer Grund zum Feiern: Das Umwelthaus wird 20 Jahre alt. Mit dem Einstieg in die kontinuierliche Umweltbildung von Kindern und Erwachsenen hat der Verein "Dachauer Moos" damals einen Bedarf erkannt, der seitdem noch größer geworden ist: Workshops und Kurse sind stets gut gebucht, viele schon Selbstläufer, und die Schulklassen stehen Schlange, um Heimat- und Sachkundeunterricht live und in Farbe zu erleben. Tausende von Kindern, Jugendlichen und Erwachsene haben in den vergangenen 20 Jahren Angebote im Umwelthaus besucht.

"Wir können gar nicht alle Anfragen von Schulen erfüllen", sagt Birgit Rasenberger vom Verein Dachauer Moos, zu ihren Aufgaben gehört auch die Umweltbildung. Es kommen vor allem Grundschulen, die Angebote sind auf den Lehrplan abgestimmt, aber auch Kindergartengruppen. "Was lebt auf der Wiese?", "Was lebt im Bach?" sind so Fragen, die behandelt werden. Geforscht wird mit Lupe und Käschern gleich neben dem Umwelthaus, wo der Obergrashofbach fließt, daneben sind Wiesen mit Schmetterlingen, Käfern und Disteln. Es kämen viele Kinder aus der Stadt, weil München auch Mitglied im Verein Dachauer Moos ist, "und da kennen viele nur Rasen und Gänseblümchen, entsprechend begeistert sind sie", erzählt Rasenberger.

Birgit Rasenberger vom Verein Dachauer Moos ist auch zuständig für die Bildungsarbeit. (Foto: Toni Heigl)

Hauptthemen im Umwelthaus sind gesunde Ernährung und das Erleben der Landwirtschaft, also die Orte, an denen unsere Nahrung entsteht. In Kooperation mit der Demeter-Gärtnerei, die den Obergrashof von der Stadt München gepachtet hat, finden Führungen durch die Gewächshäuser und Beete statt, es gibt eine Mutterkuhherde von Murnau-Werdenfelser Rindern zu bestaunen, Schafe und sogar zwei Esel. Je nach Jahreszeit sind die Schulkinder bei der Gemüseernte dabei, beim Wolle-Waschen oder bei der Kartoffelaussaat. Dazu garteln sie selbst in Beeten vor dem Umwelthaus, jäten Unkraut. "Das macht ihnen wahnsinnig viel Spaß, in der Erde zu graben, zu lernen, dass das nicht bäh ist. Und wenn dann noch ein Regenwurm auftaucht, ist die Aufregung groß", sagt Rasenberger lächelnd.

Als das Umwelthaus 2003 eingeweiht wurde, hatten viele Ehrenamtliche und Spender zusammengeholfen. Es war ein bewusst minimalistisch gehaltenes Haus, im Seminarraum finden gerade mal 20 Leute Platz, "Klassenstärke, das war wichtig", so Rasenberger. Im Winter heizt ein Bullerjanofen, eine Heizung gibt es nicht, ein Fenster in der Wand macht die simple Strohdämmung sichtbar. Das Umwelthaus sei nicht als Umweltstation geplant gewesen, wie etwa das Heidehaus des Heideflächenvereins in München-Fröttmaning, erklärt Rasenberger. Sowas kann der Verein Dachauer Moos schon personell nicht leisten. "Vor 20 Jahren hat man sich einfach gedacht, man macht Umweltbildung für die Kinder der Mitgliedskommunen", so Rasenberger. Deshalb sei hier alles etwas rustikaler, "aber das macht auch das Flair aus".

Für Erwachsene gibt es Radtouren, Kräuterwanderungen und Fotokurse

Das schätzen offenbar auch viele erwachsene Teilnehmer der Bildungsangebote. Das jährliche Wildkräutersammeln und die Brotbackkurse im Draußen-Backofen neben dem Umwelthaus müssen nicht mehr beworben werden, sie sind meist ausgebucht. Dazu gibt es Radtouren, etwa zu den "Malweibern und Torfstechern im Dachauer Moos" und Fotokurse, in denen die Teilnehmenden quasi auf den Spuren der früheren Landschaftsmaler wandeln.

Am Samstag, 7. Juli, findet zum 20. Geburtstag des Umwelthauses ein großes Jubiläumsfest am Obergrashof statt, von 15 bis 20 Uhr mit viel Programm und Speis und Trank. Der genaue Ablauf wird noch bekanntgegeben.

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