Dachau:Obdachlos

Das Dachgeschoss eines Hauses mit 14 Wohnungen brannte in der Nacht zu Freitag ab. Verletzt wurd niemand. Der Schaden wird auf 300 000 Euro geschätzt. Die Bewohner sind in Notunterkünften untergekommen.

Von Daniela Gorgs

Dachau: Meterhoch ragten die Flammen Donnerstagnacht in den Himmel. Fassungslos mussten die Anwohner eines Wohngebäudes an der Kufsteiner Straße mitansehen, wie der Dachstuhl komplett niederbrannte.

Meterhoch ragten die Flammen Donnerstagnacht in den Himmel. Fassungslos mussten die Anwohner eines Wohngebäudes an der Kufsteiner Straße mitansehen, wie der Dachstuhl komplett niederbrannte.

(Foto: Toni Heigl)

Ein junger Mann kommt gerade vom Sport nach Hause, als er schon von weitem sein Zuhause hell erleuchtet sieht. Meterhohe Flammen ragen vom Dach in den dunklen Nachthimmel. In Panik schießt ihm ein Gedanke durch den Kopf: Die Mutter ist dort drin! Große Erleichterung, als er seine Mutter Minuten später zwischen unzähligen Feuerwehrmännern findet, die eilig Wasserrohre verlegen, um den brennenden Dachstuhl eines Wohnhauses an der Kufsteiner Straße zu löschen. 25 Personen waren daheim, als der Brand ausbrach. Sie alle konnten sich selbst retten und nach draußen begeben. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord wurde niemand verletzt.

Wieder ein Großbrand in Dachau. Der Schock von der brennenden Wohnanlage in der Mittermayerstraße sitzt noch tief in den Köpfen der betroffenen Anwohner und auch der Rettungskräfte. Jetzt ein Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen an der Kufsteiner Straße am Südrand von Dachau. Der Brand war am Donnerstagabend gegen 23 Uhr aus bislang ungeklärter Ursache oben im Speicher ausgebrochen. Innerhalb kürzester Zeit stand der gesamte Dachstuhl in Flammen, was offenbar viele Schaulustige faszinierte. Sie hielten am neuen Parkplatz der Realschule an, um das Spektakel per Handykamera zu filmen. Darüber kann Wolfgang Reichelt, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Dachau, nur den Kopf schütteln.

Nach zwei Stunden erst hatte die Dachauer Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Mit schwerem Atemschutzgerät ausgerüstet, durchkämmten die Einsatzkräfte zunächst das zweistöckige Gebäude. Wie Reichelt berichtet, wurden sämtliche Türen aufgebrochen und alle Wohnungen durchsucht. Es wurde sichergestellt, dass alle Bewohner das Gebäude verlassen hatten. Einer hielt sich noch im nicht verrauchten Treppenhaus auf und wurde von den Einsatzkräften nach draußen geschickt. Nach Angaben der Polizei sind in dem Wohnhaus 40 Personen gemeldet.

Den brennenden Dachstuhl mussten die Feuerwehrmänner über eine Drehleiter mit einem Wenderohr von außen löschen. Glücklicherweise, so Reichelt, zog der Rauch sofort nach oben ab, so dass kein Anwohner eine Rauchvergiftung erlitt. Auch steht das Haus auf freiem Feld, zu keinem Zeitpunkt seien weitere Menschen gefährdet gewesen. Die nächsten Gebäude, die Holzbaracken der Asylbewerberunterkunft, sind in sicherer Entfernung. Es war eine windstille Nacht, daher auch kein Funkenflug zu befürchten. Wohl aber schoben die Dachauer Feuerwehrmänner die ganze Nacht Wache und mussten am Freitagvormittag noch ein wiederaufgeflammtes Glutnest löschen.

Die Betreuungsgruppe des BRK Dachau versorgte die Anwohner zunächst in der Grundschule Dachau Augustenfeld, bevor sie ihnen eine vorübergehende Bleibe im Saal des Rotkreuzhauses in Dachau bereiteten. 18 Personen nächtigten dort, unter ihnen vier Kinder. Einige Anwohner fanden bei Verwandten und Freunden Unterschlupf. Nach Angaben des Kreisgeschäftsführers Markus Crhak nahmen die Familien ihre Notsituation sehr gefasst auf. Sicher nahm Crhak eine Unruhe wahr, da bis Freitagnachmittag keiner wusste, wann sie wieder in ihr Zuhause zurückkehren können, geschweige denn, ob sie private Utensilien aus den Wohnungen herausholen dürfen. Das BRK versorgte die Bewohner mit den nötigsten Sachen aus der Kleiderkammer. Wie das Polizeipräsidium später berichtete, durften die Anwohner noch am Nachmittag in Begleitung des Ordnungsamtes der Stadt Dachau private Utensilien, vor allem Anziehsachen und Medikamente, aus ihren Wohnungen herausholen. In Zusammenarbeit mit dem Landratsamt stellte die Kreisstadt Unterkünfte zur Verfügung, in welche knapp 20 Brandopfer bis zum Freitagabend im Familienverbund einzogen. Es handelt sich dabei unter anderem um stadteigene Obdachlosenunterkünfte.

Über die Brandursache herrschte noch bis Redaktionsschluss Unklarheit. Polizeisprecher Günther Beck berichtete, dass die Brandfahnder bislang noch zu keinem Ergebnis gekommen seien. "Je größer die Zerstörung, desto schwieriger ist es, die Ursachen zu finden." Der Dachstuhl liegt in Schutt und Asche. Der Schaden wird auf etwa 300 000 Euro geschätzt. Im Einsatz waren 62 Feuerwehrmänner aus Dachau und Karlsfeld, zehn Polizisten sowie etwa 40 Personen des BRK Dachau und der Berufsfeuerwehr München.

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