Dachau:OB geht auf Proteste ein

Lesezeit: 2 min

Die Anwohner der Schwarzhölzlstraße in Dachau protestieren: Sie fürchten eine Verkehrszunahme, wenn der neue Biosupermarkt eröffnet wird. Jetzt hat der Oberbürgermeister reagiert.

Melanie Staudinger

Die Anwohner am Weblinger Weg haben es vorgemacht: Vor knapp zwei Jahren protestierten sie gegen den Ausbau ihrer Straße, weil sie fürchteten, dass der Verkehr noch weiter zunehmen könnte. Den Anliegern gelang es, die Pläne der Stadt zu kippen. Nun formierte sich vor einigen Wochen erneut Widerstand.

Gerade wird ein Biosupermarkt an der Ecke Schleißheimer und Alten Römerstraße gebaut. Die Anwohner fürchten um ihre Ruhe und Verkehrssicherheit. (Foto: Toni Heigl)

Dieses Mal gingen die Menschen in der Schwarzhölzlstraße auf die Barrikaden. Sie stören sich zwar nicht an dem Biosupermarkt, der da gerade an der Ecke zwischen Schleißheimer und Alten-Römerstraße entsteht, wohl aber an den vielen Autos, die ihren verkehrsberuhigten Bereich als Schleichweg nutzen könnten. Die Nachbarn sammelten Unterschriften und verbuchen jetzt zumindest einen Teilerfolg.

Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) will sich mit ihnen treffen und nach einer Lösung suchen. Genauso hatte es am Weblinger Weg zwei Jahre zuvor auch angefangen.

Mitte Mai schon hatten die Anwohner um Bruno Schachtner und Gerhard Maier an die 100 Unterschriften gesammelt und diese dem Dachauer Rathauschef übergeben. Sie fordern eine Sackgassenregelung in der Schwarzhölzlstraße - analog zu dem Poller in der gar nicht so weit entfernten Danziger Straße, der den Durchfahrtsverkehr des Kauflands aus den benachbarten Wohngebieten fernhält. Sollte eine solche Regelung unterbleiben, dann wird der Verkehr in der verkehrsberuhigten Schwarzhölzlstraße unverhältnismäßig zunehmen, sobald der Biosupermarkt eröffnet ist. Da sind sich die Nachbarn sicher.

Der Laden soll nach jetzigem Stand der Planungen zwei Zufahrten haben - eine über die Schleißheimer Straße und die andere über die Schwarzhölzlstraße. Der Bauausschuss des Stadtrats hatte den Supermarkt 2008 nur mit Bauchschmerzen genehmigt. Zwar wollte er an dieser Stelle keinen Lebensmittelladen haben, den Dachaus Kommunalpolitiker lieber in der Innenstadt gesehen hätten. Rechtlich aber ließ er sich nicht verhindern.

In der jüngsten Stadtratssitzung sagte OB Bürgel nun auf Nachfrage des Verkehrsreferenten Volker C. Koch: "Wir werden uns den Anwohnerbeschwerden widmen." Am 13. Juli wird es einen Ortstermin mit interessierten Bürgern geben, bei dem Alternativen aufgezeigt werden sollen. "Es gibt eine Lösung, die wir mit den Anwohnern besprechen wollen", sagte Bürgel. Welche das sei, verriet er noch nicht.

SPD-Chef Koch beschwerte sich aber noch über ein anderes Detail. Als der Bauausschuss 2008 die Errichtung des Supermarkts in einem Vorbescheid genehmigte, sei in den Plänen noch keine Rede von einer Zufahrt über die Schleißheimer Straße gewesen. Vielmehr sollte das Grundstück - wie früher beim Autohaus - über die Alte Römerstraße erschlossen werden.

Das jedoch sei wegen der Ampel und des Rückstaus problematisch gewesen, erklärte OB Bürgel. Dennoch fragte Koch: "Wäre es nicht besser gewesen, diese Änderung im Bauausschuss vorzutragen?" Stadtbauamtsleiter Michael Simon räumte das Versäumnis ein: "Ja, da gebe ich Ihnen Recht."

Der Biosupermarkt bleibt im Stadtrat indes weiter umstritten. CSU-Fraktionssprecher Christian Stangl erschien das Maß der Bebauung als sehr ausgereizt. Doch das war laut Simon und Rechtsamtsleiter Josef Hermann nicht zu verhindern. Bereits in den Jahren 1996 und 2002 habe es Baugenehmigungen für das Areal, auf dem sich früher ein Autohaus befunden hat, gegeben. Nach Angaben von Hermann wäre dieses Baurecht deutlich größer ausgefallen als das jetzige. Simon sagte: "Seit 1996 gibt es dort durchgängig Baurecht. Das ist eine Vorgabe, die wir nicht ändern können."

Der Bioladen wird also kommen. Er lässt sich nicht verhindern, auch wenn so manch ein Stadtrat das gerne wollte. Wohl aber lässt sich vielleicht die Situation der Anwohner verbessern - wenn es beim Ortstermin eine für alle zufriedenstellende Lösung gibt. Zu Kompromissen sind Stadtverwaltung und Nachbarn bereit, wie sie sagen.

Die Bürger im Weblinger Weg hatten übrigens nicht nur den Ausbau ihrer Straße verhindert. Gleichzeitig stoppten sie, wenn auch ungewollt, den Lückenschluss des Radwegenetzes an dieser Stelle - eine andere Trasse, die bezahlbar gewesen wäre, hat das Stadtbauamt bis heute nicht gefunden.

© SZ vom 15.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: