Dachau:Nordost-Umgehung kommt doch

Dachaus Naturschützer haben zu früh gejubelt: Die bereits verschobene Nordost-Umgehung Dachaus kommt nun wohl doch eher.

Helmut Zeller

Die Nordost-Umgehung Dachaus kann wahrscheinlich doch schon in vier, fünf Jahren gebaut werden. Das bayerische Innenministerium hatte die seit fast 20 Jahren geplante Umfahrung auf die Zeit nach 2025 verschoben. Aber in einem Gespräch mit der Obersten Baubehörde haben Landrat Hansjörg Christmann, Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel und der Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath (alle CSU) am 19. April offenbar schon einen Ausweg gefunden.

Dachau: Heute noch befindet sich der Reiterhof Faber in Dachau inmitten schönster Natur - bald schon könnte hier die Nordost-Umgehung Dachaus vorbeiführen.

Heute noch befindet sich der Reiterhof Faber in Dachau inmitten schönster Natur - bald schon könnte hier die Nordost-Umgehung Dachaus vorbeiführen.

(Foto: Toni Heigl)

"Jetzt feilschen wir noch um die Konditionen", sagte Seidenath der SZ. Am Dienstag trifft er mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zusammen - und der Abgeordnete erwartet sich davon, wie er sagt, den Durchbruch.

Bund Naturschutz (BN) und die Fraktionen von SPD, Grüne und Bündnis im Dachauer Stadtrat dürfte diese Wende allerdings gar nicht gefallen. "Wir weinen der Umfahrung keine Träne nach", hatte der BN-Kreisvorsitzende Roderich Zauscher bei der Bekanntgabe der Bauverzögerung im März erklärt.

Die Befürworter der Umfahrung berufen sich auf ein Verkehrsgutachten des Professors Harald Kurzak. 2000 hatte der Experte vor einer Verkehrslawine gewarnt, die 2015 den südlichen Landkreis, die Stadt und ihre Umgebung unter sich begraben werde. Bürgel und Christmann halten die Umgehungsstraße für unbedingt notwendig.

Wie sie reagierte auch der Abgeordnete Seidenath tief enttäuscht auf die Bauverzögerung: Das Innenministerium habe zugesagt, spätestens bei der diesjährigen Fortschreibung des Staatsstraßen-Ausbauplans die Nordost-Umgehung in die erste Dringlichkeitsstufe aufzunehmen. Entsprechende Aktenvermerke von Januar 2001 haben die Dachauer in der Obersten Baubehörde auf den Tisch gelegt.

Das Innenministerium aber hatte bereits im Vorfeld des Gesprächs einen Kompromiss in Aussicht gestellt, wie Seidenath mitteilt. Der CSU-Politiker zweifelt nach dem Gespräch nicht mehr an einer Lösung, die einen wesentlich früheren Baubeginn der Nordost-Umfahrung erlaubt. Seidenath spricht von 2015 oder 2016.

Das Projekt kostet fast 30 Millionen Euro

Denkbar wäre, dass das Bauvorhaben komplett aus dem Ausbauplan herausgenommen und auf anderer Grundlage realisiert wird. Die Finanzierung sei aber eben extrem schwierig und deshalb die Kernfrage. Aber beide Seiten scheinen ernsthaft um einen Kompromiss zu ringen.

Eine Möglichkeit wäre, dass Stadt und Landkreis die Nordost-Umgehung in Eigenregie bauen, natürlich mit satten Zuschüssen des Freistaats für das insgesamt 27,4 Millionen teure Projekt. Eine Lösung böte das Förderprogramm "Staatsstraßenumfahrungen in gemeindlicher Sonderbaulast".

Allerdings kommt für Seidenath diese Variante eigentlich nicht in Frage. Das widerspreche der Zusage des Freistaats über die Einstufung des Dachauer Straßenprojekts als vorrangig, sagt er. Dachau sei einer der wenigen Zuzugslandkreise in Bayern; da müsse der Freistaat auch für eine ausreichende Verkehrsinfrastruktur sorgen.

Die Naturschützer stemmen sich vor allem gegen die sieben Kilometer lange Ostumfahrung östlich des Gewerbegebiets in Richtung Hebertshausen, die durch ein geschütztes FFH-Gebiet mit der seltenen Libellenart Helmazurjungfer führen würde. Das nördliche Teilstück wäre 5,4 Kilometer lang und führt entlang der Staatsstraße 2047.

Aber es geht nicht allein um den Naturschutz: Die Gegner sagen, die Umfahrungsstraße bringe keine nennenswerte Verkehrsentlastung. Sie berufen sich auch auf Kurzaks Gutachten. Wie Grünen-Fraktionssprecher Thomas Kreß meint, bekommt man lediglich 3,7 Prozent Entlastung auf Dachauer Straßen. Er fordert "neue Ansätze" in der Verkehrspolitik der Stadt.

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