Koschadeklinik:Noch ein Eingriff

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Eigentümer der ehemaligen Koschadeklinik will Auflagen des Innenministeriums erfüllen und hofft auf Baugenehmigung.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Das juristische Gutachten der Obersten Baubehörde des Bayerischen Innenministeriums zum Gebäude der ehemaligen Koschadeklinik in der Dachauer Altstadt verzögert die von den Eigentümern heiß ersehnte Genehmigung des geplanten Umbaus mindestens bis Ende September. Wie Jakob Kandler, Geschäftsführer der Eigentümerin, der Kaga Dachau GmbH & Co. KG, der SZ mitteilte, muss der Plan so geändert werden, dass die Auflagen des Innenministeriums erfüllt werden. Trotz der juristischen Hürde rechnet Kandler fest damit, das gesamte Areal sehr bald verkaufen zu können.

Mitte Juni schien es so, als ob das Projekt bereits den Dachauer Stadtrat erfolgreich überstehen könnte. Die Kaga hatte auf Entwürfe verzichtet, die dazu geführt hätten, dass der Baukörper sich erheblich verändert. Außerdem zog der Bauträger den Antrag auf 63 Stellplätze zurück und beließ es bei den vom städtischen Bauamt vorgegebenen 54 in einer zweistöckigen Tiefgarage.

Dann folgte die Überraschung: Die Anwohner zweifelten am Bestandsschutz des Gebäudes mit einem Baurecht für ungefähr 4000 Quadratmeter und vermutlich 30 vorgesehenen Wohnungen. Denn im rückwärtigen Teil war ein Terrassenabschnitt abgetragen worden, unterhalb dessen sich früher das Hallenbad der ehemaligen Klinik befand. Kaga-Geschäftsführer Kandler rätselt selbst: "Ich weiß nicht, wer den Abriss angeordnet hat." Er schließt sich und den Kommanditisten der Kaga, Frank Weber, als Auftraggeber aus. Er vermutet, dass der Geschäftsführer eines Münchner Planungsbüros, das vor ungefähr eineinhalb Jahren als Generalunternehmer einsteigen wollte, unzulässigerweise eingegriffen hat.

Auf Antrag der Anwohner hatte das städtische Bauamt die Oberste Baubehörde mit einem Gutachten beauftragt. Die sollte definitiv klären, ob die Einwände der Anwohner rechtens sind: Sie sind es. Deshalb muss der Abstand zu einem Teil der Nachbargebäude neu berechnet werden. Für die Kläger ist diese Entscheidung von Vorteil. Der Nachteil für die Kaga hält sich nach Kandlers Ansicht insofern in Grenzen, als die Aufhebung des Bestandsschutzes nicht den gesamten Baukörper betreffe. Vorsorglich habe er einen neuen Plan erstellen lassen, der die verloren gegangenen Quadratmeterflächen im zweistelligen Bereich durch einen neuen Vorschlag kompensieren soll.

Vom Ergebnis her handele es sich um eine Kleinigkeit, sagte Kandler weiter. Aber die Wirkung sei beachtlich. Der neue Eingabeplan könne erst am Dienstag, 29. September, im Bauausschuss behandelt werden. Und der erstrebte Kaufvertrag mit einem Bauträger stehe jetzt unter dem Vorbehalt, dass das Bauvorhaben Ende September genehmigt werde.

Wie Kandler außerdem mitteilt, hat er die Verhandlungen mit einem der beiden verbliebenen, ernsthaften Interessenten beendet. Es sei nicht gelungen, sich auf einen Kaufpreis zu einigen. Kandler zeigt sich überzeugt, beim zweiten potenziellen Käufer, einer Art Konsortium aus Architekten und Bauunternehmen, mehr Erfolg zu haben. Er sagte: "Ich rechne mit einem Vertragsabschluss in den nächsten Wochen."

Die unendliche Geschichte mit dem Umbau der ehemaligen Klinik zu einem Wohnhaus zieht sich nun schon vier Jahre hin. Die Kaga versuchte mehrmals, das Baurecht zu erweitern, weil die Kosten ständig stiegen. Ein Grund war die technisch aufwendige Tiefgarage. Aber mehr Wohnungen bedeuten mehr Stellplätze. Aus diesem Teufelskreis befreite sich die Kaga, indem sie zum ersten genehmigten Bauplan zurückkehrte. Dabei war stets klar, dass das Unternehmen fachlich nicht in der Lage sein würde, das Bauvorhaben selbst zu stemmen.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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