Dachau:Neuer Schlossberg in drei Jahren

Eigentümer Jobst Kayser-Eichberg und Nachbar Heinz Eder haben sich geeinigt. Dem Bau neuer Wohnungen steht nichts mehr im Weg.

Von Wolfgang Eitler

Dachau: Genau an der Engstelle der Klosterstraße in der Altstadt gegenüber Heinz Eders Anwesen (links, weiß-grünes Haus) soll die Einfahrt zur Tiefgarage entstehen. Vorteilhaft ist für ihn, dass die Höhe des neuen Wohngebäudes nach dem Abriss der Flaschenabfüllerei reduziert und damit der Lichteinfall verbessert wird.

Genau an der Engstelle der Klosterstraße in der Altstadt gegenüber Heinz Eders Anwesen (links, weiß-grünes Haus) soll die Einfahrt zur Tiefgarage entstehen. Vorteilhaft ist für ihn, dass die Höhe des neuen Wohngebäudes nach dem Abriss der Flaschenabfüllerei reduziert und damit der Lichteinfall verbessert wird.

(Foto: joergensen.com)

Die Blockade ist abgewendet. Seit Dienstagabend ist klar, dass die ehemalige Flaschenabfüllerei in der Dachauer Altstadt abgerissen werden kann. Denn Eigentümer Jobst Kayser-Eichberg, Geschäftsführer der Sedlmayr Grund und Immobilen KGaA in München, und Nachbar Heinz Eder haben sich gütlich geeinigt. Damit sind keine weiteren rechtlichen Auseinandersetzungen zu erwarten. Kayser-Eichberg will das gesamte Areal am Schloss mit Flaschenabfüllerei und dem historisch wesentlich bedeutenderen Gebäude der ehemaligen Brauerei "zeitnah" neu bebauen und sanieren lassen.

Seit 15 Jahren verhandeln die Stadt und er darüber, was mit dem für die Altstadt bedeutsamen Ensemble passieren soll. Bereits in den achtziger Jahren hatte die Spaten-Löwenbräugruppe in München die Schloßbergbrauerei erworben. 2003 übernahm der belgische Konzern Interbrew den gesamten Konzern, den Kayser-Eichberg leitete. Die Immobilien wurden an dessen Sedlmayr KgaA übertragen.

Vor knapp fünf Jahren verlor eine Bürgerinitiative um die parteilose Stadträtin Elisabeth Schilhabel einen Bürgerentscheid in Dachau. Sie wollte durchsetzen, dass die Flaschenabfüllerei einschließlich der tatsächlich historischen Kellergewölbe erhalten bleibt. Daraufhin schaltete sie den Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags ein - und scheiterte auch dort.

Parallel dazu sorgten sich die Anwohner in der Klosterstraße hinauf zum Schloss um die Folgen eines Neubaus mit einer Wohnfläche von 2070 Quadratmetern einschließlich einer Tiefgarage in ihrer Nachbarschaft. Schilhabel wollte besonders Anwohner Heinz Eder für einen harten Kurs gegen Kayser-Eichberg gewinnen, um das Vorhaben über Jahrzehnte rechtlich zu blockieren. Als sich Eder für den Münchner Rechtsanwalt Fabian Gerstner entschied, der Stadträtin Schilhabel bei der Vorbereitung des Bürgerentscheids rechtlich beraten hatte, kursierten in Dachau Gerüchte über eine neue Phalanx gegen Stadt und Kayser-Eichberg. Künstler Heinz Eder galt jetzt als Schilhabels Strohmann im Streit um den Schlossberg. Die Perspektive einer massiven rechtlichen Auseinandersetzung hatte der Dachauer Stadtrat mit dem Beschluss eröffnet, dass der bereits genehmigte Bauplan nur rechtskräftig wird, wenn sämtliche Klagen gegen das Vorhaben ausgeräumt sind.

Allerdings wollte Künstler Eder die Rolle eines Kämpfers für Schilhabel niemals übernehmen. Er hatte sich schon geweigert, deren Bürgerinitiative beizutreten. Wie er der SZ am Mittwoch berichtete, habe die Stadträtin ihn tatsächlich mehrmals bekniet, einen Prozess gegen Kayser-Eichberg anzustreben. Dabei hat Eder nichts Grundsätzliches gegen das Bauvorhaben einzuwenden. Der einzige Punkt, der ihn stört, ist die Einfahrt in die künftige Tiefgarage unmittelbar gegenüber seinem Haus. Er fürchtet, dass der Lärm zunehmen wird, da sich genau dort die Engstelle der Klosterstraße befindet. Die Lösung des Dachauer Architekturbüros Deffner und Voitländer überzeugt ihn nicht. Das gesamte Gebäude gegenüber Eders Anweisen soll zurückgesetzt und in der Höhe verkleinert werden. Dadurch wird der Lichteinfall verbessert und gleichzeitig Raum für eine überdachte Einfahrt geschaffen. Eder und seinem Rechtsanwalt war aber klar, dass die rechtlichen Einwände gegen den Bauplan vor Gericht nicht standhalten würden. Gleichzeitig hätte Eder mit hohen Kosten rechnen müssen. In einem Bericht der SZ vom 16. Oktober 2013 signalisierten daraufhin beide Seiten Gesprächsbereitschaft.

Am Dienstagabend dieser Woche trafen sich Kayser-Eichberg und Heinz Eder in Dachau. Sie einigten sich auf einen finanziellen Zuschuss zum Umbau von Eders Haus, dessen Lärmschutz unbedingt verbessert werden muss. Eder erzählt von einem "sehr guten und offenen Gespräch". Er sagt der SZ, "keine rechtlichen Schritte gegen den Abriss der Flaschenabfüllerei" zu planen. Kayser-Eichberg bestätigt das Ergebnis des Treffens. "Sehr schnell und sehr zeitnah" soll jetzt der Abriss der ehemaligen Flaschenabfüllerei beginnen. In eineinhalb Jahren möchte er die 32 Wohnungen errichtet haben, die zum größten Teil vermietet werden. Parallel dazu strebt er einen Bauplan für das historische Gebäude der ehemaligen Schloßbergbrauerei gegenüber an. Er rechnet mit einer gesamten Bauzeit von drei Jahren.

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