Dachau:Mut zum guten Bauen

Alle zwei Jahre verleiht die Stadt Dachau den Gestaltungspreis. Dieses Jahr gewann die Familie Adrian mit ihrem Neubau eines Einfamilienhauses. Stadtbaurat erhofft sich von den Auszeichnungen einen Anstoß zu einer qualitätsvollen Architektur.

Von Wolfgang Eitler

Dachau: Den Dachauer Gestaltungspreis bekam das Einfamilienhaus mit Klinker-Fassade am Georg-Treu-Weg 10.

Den Dachauer Gestaltungspreis bekam das Einfamilienhaus mit Klinker-Fassade am Georg-Treu-Weg 10.

(Foto: Toni Heigl)

Dass kein einziger Neubau im vergangenen Sommer in die bayernweiten Architektouren aufgenommen wurde, war eine Enttäuschung für die hiesigen Bauherren: Die Dachauer hatten schlicht vergessen, sich zu bewerben. Und bei den Umbauten vertrat die Eisenhofener Familie Götz allein den Landkreis mit ihrer herausragenden Sanierung des Neuhäusler-Anwesens. Damals versprach der Dachauer Stadtbaurat Michael Simon, im Herbst darzulegen, wie gut und nachhaltig in der Stadt gebaut und geplant werde. Dass Dachau bei dieser Kür guter Architektur in Bayern ein weißer Fleck war, wurmte ihn besonders.

Denn Michael Simon ist überzeugt, dass Vorbilder Bauherren anregen und deren Mut stärken, sich auf das nur scheinbare Wagnis guter Gestaltung einzulassen. Außerdem braucht es solche Aktionen angesichts der Tatsache, dass zusehends Bauträger die Stadt Dachau beherrschen. Deren Gebäude bezeichnet Stadtbaurat Simon im Gespräch mit der SZ zwar als gut und ordentlich, aber nicht als herausragend. Die Reaktivierung des Gestaltungspreises, den Vorgänger Ernst Hengstenberg abgeschafft hatte, war einer von Simons ersten Maßnahmen als Leiter des Bauamts. Diesmal allerdings musste er feststellen, "dass die Auswahl im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren tendenziell gering war". Um so dringlicher ist seiner Ansicht nach die Auslobung eines Gestaltungspreises, damit Bauen "ein öffentliches Thema" bleibt.

In diesem Jahr hatte die Jury also nicht die große Qual der Wahl. Ihr gehörten an: Architektur-Professor Thomas Hammer von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in München und Uta Stock-Gruber, Lehrstuhlinhaberin für Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Weihenstephan. Dazu gesellten sich Ariane Jungwirth, Abteilungsleiterin für Stadtplanung und Hochbau in der Dachauer Verwaltung, sowie Stefan Tischer für die Abteilung Stadtgrün und Umwelt in Dachau. Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU), Günter Heinritz (SPD) und Helmut Höfelmaier (ÜB) vertraten den Stadtrat. Den Vorsitz hatte Stadtbaurat Simon.

Das Gebäude wirkt alles andere als spektakulär. Seine Qualität entwickelt es im zweiten Blick. Den ersten Preis erhielten Peter und Julia Adrian für ihr Einfamilienhaus im Baugebiet Udldinger-Weiher, Georg-Treu-Weg 10. Die Jury ist überzeugt, dass der Entwurf des Münchner Architekturbüros KAAN und die Ausführung sich "unaufgeregt, aber entschieden in die Umgebungsbebauung einfügen". Die Klinker-Fassade passe zum Standort: "Im Bereich des Baugebietes am Udldinger Weiher wurde schon im 16. Jahrhundert Lehm abgebaut und zu Ziegeln gebrannt, wobei die Ziegelei noch bis vor circa 30 Jahren in Betrieb war. Heute ist der westliche Stadtrand von neuen Wohnbaugebieten geprägt, die erstaunlich heterogene Gestaltungsformen aufweisen."

Der Jury gefiel "der monolithische, scharfkantige Baukörper, in seinen Proportionen ruhig und schlicht im positiven Sinn". Das Haus entspreche auch modernen ökologischen Standards. Die Jury kommt zu dem Schluss: "Der Neubau zeigt auf, dass mit einer angemessenen Grundhaltung und einer zukunftsfähigen und qualitativ hochwertigen Bauweise ein beispielgebendes Einfamilienhaus entstehen kann." Als beispielgebend bezeichnete die Jury die flächenbündig in das schwarze Ziegeldach integrierte Fotovoltaik-Anlage.

Die Künstler-Villen sind eine Besonderheit in Dachau und gehen größtenteils auf die große Zeit ehemaligen Künstlerkolonie zurück. Damals siedelten sich in Dachau Maler an, die sich durchaus als Künstlerfürsten verstanden und dementsprechend repräsentativ bauten. Eine der Villen erstrahlt in der Unteren Stadt in neuem Glanz. Franz Jürgen Menauer hat die Fassade komplett sanieren lassen. Den Anerkennungspreis begründet die Jury so: "Das Konzept von Materialwahl und Farbgebung wurde mit der stilgerecht gestalteten Holzlärmschutzwand entlang der Martin-Huber-Straße 16 und Dr.-Engert-Straße konsequent fortgeführt. Mit der Fassadensanierung leistet die historische Villa einen anerkennenswerten Beitrag zur Baukultur im Stadtgebiet Dachau."

Dazu ist der weiße Kubus von Nicola Steiner in der Udldinger Straße 14 das gestalterische Gegenstück der Architekten Auni Marzuk und Michael Zinstag. Die Jury: "Auf der Nordseite des Schlossberges ist in attraktiver Lage ein ambitioniertes Wohnhaus in Massivbauweise entstanden: Das Gebäude überzeugt durch einen selbstbewussten Umgang mit der Nordhangsituation und durch gut proportionierte Gebäudeteile." Dafür gab es den zweiten Anerkennungspreis, da es eindrucksvoll gelungen sei, in einem alten Wohngebiet neue Akzente zu setzen.

Den Sonderpreis erhielten zwei öffentliche Bauten. Die bereits mit zahlreichen Auszeichnung versehene neue staatliche Realschule im Stadtteil Augustenfeld und die Sanierung des barocken Justizgebäude aus dem Jahr 1723 direkt unterhalb des Schlosses durch den Architekten und Vorsitzenden des Dachauer Architekturforums, Christian Endter. Die Jury zeigte sich beeindruckt: "Das historische Gebäude hat sein ehrwürdiges Erscheinungsbild am stadtbildprägenden Schlossberg zurückerobert."

In zwei Jahren folgt der nächste Gestaltungspreis. Stadtbaurat Michael Simon hofft dann auf mehr Beiträge; er wünscht sich die Qual der Wahl.

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