Jubiläum:Open-Air-Konzert im Schulhof

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Musikprofessor Georg Arzberger hat Kolleginnen und Kollegen in die Dachauer Montessorischule eingeladen - sie bescheren dem verzückten Publikum ein Konzert von seltener Güte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Dachauer Montessorischule feiert ihr 30-jähriges Bestehen. Höhepunkt ist ein Konzert hochkarätiger Musiker und Musikerinnen – und die ganze Schulfamilie lauscht verzückt.

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Während die einen am frühen Freitagabend noch von einem möglichen Fußball-Sommermärchen träumen, erleben die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer in der Dachauer Montessori-Schule bereits ihren musikalischen Sommertraum: Anlässlich des dreißigjährigen Bestehens der Schule hat Klarinettist und Musikprofessor Georg Arzberger Kolleginnen und Kollegen zu einem Konzert von seltener Güte eingeladen.

Zusammen mit Geiger David Schultheiß, 1. Konzertmeister des Bayerischen Staatsorchesters, Geiger Janis Olsson und Bratschistin Wiebke Heidemeier, ebenfalls Mitglieder des Bayerischen Staatsorchesters, sowie Katerina Giannitsioti, Cellistin im Ensemble „Der gelbe Klang“ spielte er zwei exquisite, berückend schöne, in allen musikalischen Farben funkelnde Stücke: das Klarinettenquintett A-Dur KV 581 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) und das Klarinettenquintett B-Dur op. 34, von Carl Maria von Weber (1786 – 1826), genannt „Grand Quintetto“.

Ein Grand Quintetto sind auch die Musiker

Das lässt sich auch von den fünf Instrumentalisten sagen, die sich zu einem fabelhaften Gran Quintetto zusammengefunden hatten. Dem stimmten unübersehbar selbst die Kleinsten im Publikum zu. Sie schienen jeden Ton, jeden Bogenstrich, jeden Klarinettenjauchzer oder -seufzer aufzusaugen. Und zeigten damit eindrucksvoll, wie unverzichtbar die Begegnung mit Musik ist. Und wie unsinnig die kürzlich hochgekochten kultusministeriellen Pläne sind, Musik-, Kunst- und Werkunterricht zugunsten von Deutsch und Mathematik zu reduzieren.

Warum die noch nicht oder gerade mal schulpflichtigen Kids diese Begeisterung, ja Hingabe zeigten? „Is’ so schön“, sagte ein ungefähr zweijähriger Bub. Und eine Zweitklässlerin, die eigens fürs Konzert ihr Lieblingskleid trug, sagte: „Da kann ich träumen und tanzen und bin ganz weit weg.“ Das ging den Erwachsenen ähnlich. Höchstens ab und an abgelenkt von drohenden Regenwolken über dem schönen Innenhof der Montessori-Schule, ließen sie sich von Mozarts Musik nur zu gerne wegtreiben.

Mozart schrieb sie, inspiriert oder vielmehr getrieben, von einer Aufführung seiner „Gran Partita“ im Jahr 1784 mit dem Klarinettisten Anton Stadler. Er habe Tränen in den Augen gehabt und „im Herzen Musik, die nur darauf wartet, von Stadler gespielt zu werden“, heißt es in einem Podcast des Bayerischen Rundfunks. Genau in diese Gefühlslage versetzte das Quintett seine Zuhörerinnen und Zuhörer, weil es die – von Arnold Schönberg so genannte – „subkutane Schönheit“ mit Liebe, Lust und mal gezügelter, mal ausgelebter Leidenschaft auf höchstem Niveau spielte. In etlichen Kommentaren zu diesem Mozartschen Meisterwerk von 1789, also zwei Jahre vor seinem Tod, ist von „abgeklärter Schönheit“ zu lesen.

Abgeklärt spielte dieses Quintett aber keinesfalls. Mag sein, dass die wortlose Kommunikation mit den jungen Menschen oder Familien und Freunden im Publikum viel zu einer sehr persönlichen, fast intimen Stimmung beigetragen hat, die sich immer wieder in mitreißenden musikantisch-tänzerischen oder nachdenklichen, fast ein wenig melancholisch klingenden Passagen Bahn brach.

Locker und mit selbstverständlicher gegenseitiger Hilfsbereitschaft ging es bei diesem extraordinären Open Air wetterbedingt in der Schulaula weiter. Webers Gran Quintetto ist gleichfalls von der Freundschaft mit einem Musiker beeinflusst: dem Münchner Klarinettisten Heinrich Baermann; Weber ließ sich mit der Komposition viel Zeit. Zwischen 1811 und 1816 schrieb er dieses Quintett, dessen Menuett übrigens am Starnberger See entstand.

Wer beim Zuhören unweigerlich „Oper für vier Streicher und eine Klarinette“ denkt und innerlich mehr als einmal innerlich mittanzt, liegt völlig richtig. Doch anders als etwa Webers Oper „Der Freischütz“ ist dieses Werk voller Humor und Dynamik mit seiner ganz eigenen faszinierenden Rhythmik. Was wohl eine Reverenz an den ursprünglichen Adressaten ist, den für seinen Witz bekannten Klarinettisten Baermann. Sein Berufskollege Georg Arzberger führte diese Tradition fort und schloss dieses exquisite Konzerterlebnis in lockerer Atmosphäre mit einem wahren Feuerwerk der Töne. Das riss sein begeistertes Publikum buchstäblich von den Stühlen. Und war für Fußballfreundinnen und -Freunde eine Steilvorlage für angesagte Jubelarien beim Spiel Deutschland gegen Schottland.

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