Süddeutsche Zeitung

Dachau:Mein Freund, der Fritz

Friedrich Thoma hat mehr als 300 Kindern das Skifahren beigebracht. Jetzt zeichnete ihn die Stadt Dachau aus.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Friedrich Thoma, von seinen Schülern liebevoll Fritz genannt, blickt oft in strahlende Gesichter. Oben am Berg, wo sich die Glücksgefühle ohnehin gern zeigen, hat er in seinem Leben mehr als 320 Kindern das Skifahren beigebracht. Und nicht nur das: Als Leiter der Ski- und Bergsportabteilung des ASV Dachau organisiert er seit 30 Jahren Skifahrten, Skikurse und Rennen. Für die Stadt Dachau wurde es nun also höchste Zeit, dem 67-Jährigen selbst ein herzliches Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Die perfekte Bühne dafür war am Dienstagabend die alljährliche, große Sportlerehrung, welche die Stadt traditionell im November vornimmt. Mit insgesamt 275 Sportlern wurden in diesem Jahr mehr Dachauer denn je ausgezeichnet. Zuvor aber stand wie jedes Jahr die Vergabe der Silbernen Bürgermedaille der Stadt Dachau auf dem Programm. Die Auszeichnung bekommen nur jene Personen, "die sich in besonderer Weise um den Sport in unserer Stadt verdient gemacht haben", sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann. Dann bat er unter großem Applaus Friedrich Thoma auf die Bühne.

Der gebürtige Dachauer ist weit über die Grenzen des Sportvereins hinaus bekannt. Als Maschinenbaumeister arbeitete er viele Jahre für die MD-Papierfabrik. Auch jetzt noch, obwohl bereits Rentner, verwaltet er das Gelände der ehemaligen Papierfabrik: Er kümmert sich um Vermietungen und überwacht den allmählichen Rückbau der Industriebrache.

Mit 18 Jahren zum ersten Mal auf Skiern

Was den Skisport angeht, war Thoma ein "Spätzünder", wie er zugibt. Erst mit 18 Jahren - zu Bundeswehrzeiten - stand er das erste Mal auf den Brettern. Mit seiner Frau Christa bekam er zwei Kinder, die natürlich auch Skifahren wollten. So kam er Mitte der Achtzigerjahre zur Ski- und Bergsportabteilung des ASV Dachau. Dort wurde er nach nur einer Saison zum Jugendleiter auf Probe ernannt und im März 1986 offiziell gewählt. Wenig später ließ sich Thoma zum geprüften Skilehrer ausbilden. Als solcher leitet er die Geschicke der Abteilung seit nunmehr 30 Jahren. "Ich bin nur für ganze Sachen zu haben", sagt er.

OB Hartmann würdigte sein Engagement mit warmen Worten. So wies er darauf hin, dass es letztlich Thoma zu verdanken sei, dass sich die Skischule des ASV Dachau seit 1996 als Skischule des Deutschen Skiverbands bezeichnen darf. Thoma habe es mit seiner herzlichen Art stets verstanden, den Kindern die anfängliche Angst zu nehmen und ihnen seine große Freude am Skisport zu vermitteln. Es gebe heute Eltern, die das Skifahren - genauso wie ihre Kinder - bei Fritz Thoma gelernt hätten. Außerdem habe der 67-Jährige viele ehemalige Schüler dazu motiviert, sich selbst als Skilehrer ehrenamtlich einzubringen. "Friedrich Thoma hat viel Zeit und eine Menge Urlaubstage geopfert, um den Vereinsmitgliedern etwas zu bieten", lobte OB Hartmann. "Ich danke Ihnen."

Thoma selbst trat auf der Bühne sehr bescheiden auf, er bedankte sich bei seiner Frau, seinem Team und bei der Stadt Dachau für die Ehrung. Das größte Dankeschön sei für ihn aber ein Lächeln. "Das Strahlen eines Kindes zeigt uns, dass wir alles richtig gemacht haben", sagt er. Thoma selbst sieht seine größte Stärke darin, dass er den Kindern auf Augenhöhe begegnet. "Ich bin für sie wie ein Freund."

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SZ vom 26.11.2015/gsl
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