MD-Gelände Dachau:Isaria-Vorstand bittet Stadträte um Vertrauen

Bürgerbeteiligung

Die Abrissarbeiten auf dem MD-Gelände kommen voran. Bis dort neue Häuser stehen, wird es aber noch eine ganze Weile dauern.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Kommunalpolitiker befürchten, dass die Stadt bei der Entwicklung des MD-Geländes über den Tisch gezogen wird. Nun hat Isaria-Vorstand Gerhard Wirth versucht, diese Ängste zu zerstreuen.

Von Petra Schafflik, Dachau

Die Zukunft des MD-Geländes hat den Stadtrat erneut beschäftigt. Das Vorhaben ist eines der bedeutendsten Entwicklungsprojekte der Stadt. Eigentümer der Flächen ist seit 2017 die Isaria AG, deren Hauptaktionär der Lone Star Fund aus den USA ist. Zuletzt gab es Spekulationen, dieser könnte Isaria verkaufen oder an die Börse bringen. Nun nutzte Isaria-Vorstand Gerhard Wirth die letzte Sitzung des Stadtrates vor der Sommerpause, um über die Gesellschafterstruktur und zum Stand des Projekts zu informieren.

Aktuell läuft auf dem ehemaligen Fabrikgelände an der Ostenstraße die Altlastensanierung. Die Isaria gehe hier "mit Dutzenden Millionen Euro in Vorleistung", betonte Wirth. Die Stadträte als "Meinungsbildner in der Stadt" bat er ausdrücklich um Vertrauen. Die Isaria sei kein Investor, der Flächen aufkaufe, um sie gewinnbringend wieder zu veräußern. "Wir bauen tatsächlich."

Nachfragen zu Arbeit und Finanzen der Isaria AG gab es immer wieder

Von Anfang an begleitet das Projekt die Sorge der Kommunalpolitik, die Stadt könnte bei der Entwicklung des mit Schadstoffen belasteten ehemaligen Fabrikgeländes am Ende übervorteilt werden. Vor dem Hintergrund, dass ein Gesellschafterwechsel bei Isaria anstehen könnte, wünschte sich die ÜB Transparenz. "Konzerne gehen eher von oben pleite als von unten", sagte Peter Gampenrieder. Aus Sicht der Isaria habe Lone Star erheblich zur positiven Geschäftsentwicklung beigetragen, heißt es dazu in einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens, die den Stadträten vorlag. Demnach sehe aber das Geschäftsmodell eines strategischen Investors wie Lone Star tatsächlich vor, sich in einem erfolgversprechenden Unternehmen zu engagieren, um nach einiger Zeit wieder auszusteigen. Mögliche Szenarien seien Verkauf oder Börsengang. Aber selbst bei einem Ausstieg von Lone Star werde Isaria an dem Projekt in Dachau festhalten. Für das Vorhaben MD verantwortlich ist konkret die Isaria Dachau Entwicklungsgesellschaft mit dem Mehrheitsgesellschafter Isaria Wohnbau AG. Ein Anteil von 10,1 Prozent sei 2018 an einen "strategischen Projektpartner" veräußert worden, heißt es in der Stellungnahme. Nach wie vor Mitgesellschafter in der Isaria Dachau Entwicklungsgesellschaft ist der Dachauer Bauunternehmer Herbert Ullmann, der aber zum Jahresende ausscheiden wird, wie Wirth erklärte.

Nachfragen zu Arbeit und Finanzen der Isaria AG gab es immer wieder. So hat zuletzt im März die politische Gruppierung "Wir" auf die Aktionärsstruktur des Unternehmens aufmerksam gemacht. Als der ursprüngliche Eigentümer Myllykoski seine Anteile 2017 verkaufte, legte das Bündnis für Dachau auf seinem Internetblog diese Zusammenhänge offen. Bislang wurde im Stadtrat über diese Fragen öffentlich nicht diskutiert.

OB-Kandidat der ÜB

Peter Gampenrieder von der ÜB befürchtet Risiken für die Stadt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Peter Gampenrieder hätte gerne mehr Sicherheit für die Stadt. Für den städtebaulichen Vertrag wünscht er sich eine erweiterte Haftung in Sachen Altlasten, die auch die Muttergesellschaft mit einbezieht - so ein Vertrag wird abgeschlossen, kurz bevor Baurecht geschaffen wird. Für das MD-Gelände gibt es einen derartigen Vertag noch nicht. Vielmehr soll nach jetzigem Zeitplan das belastete Erdreich bereits entsorgt sein, bevor das laufende Bebauungsplanverfahren abgeschlossen ist, erklärte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Isaria Vorstand Wirth betonte, das Unternehmen könne nicht mit der Bodensanierung in Vorleistung gehen und diese dann noch gleichzeitig mit einer Bürgschaft absichern. "Dann geben wir das Geld zweimal aus." Das Vorhaben schreite voran, die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung laufe gut. "Wir geben viel Geld aus im Vertrauen, dass wir zu einem tollen Projekt kommen." Das Unternehmen habe Erfahrung mit Industriebrachen, zuletzt wurde das Diamalt-Gelände in Allach erfolgreich entwickelt. Andere Kommunen vergäben Flächen an Isaria so wie jüngst die Stadt München ein Gelände in Freiham, "weil wir das Projekt auch realisieren". Tatsächlich, das betonte auch Peter Gampenrieder, genieße Isaria als Investor "bei Kommunen einen guten Ruf".

"Wir sitzen alle in einem Boot"

Was die Entwicklung des MD-Geländes angeht, "sitzen wir alle in einem Boot", erklärte CSU-Fraktionssprecher Florian Schiller. Isaria gehe in Vorleistung mit der Altlastenentsorgung, die Stadt mit erheblichen Planungsleistungen. Auch Schiller wünscht sich Sicherheit, "dass wir nicht mit einer Ruine dastehen, selbst wenn der Investor pleitegeht oder nicht mehr existiert". Die einzige Gefahr sei, "dass wir mit einem Loch dastehen wie in Karlsfeld, wenn die Altlasten bereits weg sind", entgegnete Hartmann. Die Stadt hätte dann ein saniertes Grundstück, "schöner könnte es gar nicht sein", sagte Wirth. Schließlich verfüge die Stadt über den wertschöpfenden Hebel des Baurechts.

Das sieht auch der Oberbürgermeister so. "Wir haben im Moment alles in der Hand." Wenn Baurecht erteilt werde, bevor alle Altlasten abtransportiert sind, werde das über eine entsprechende Bürgschaft geregelt. Auch werde es Vorgaben geben, dass der Investor schnell baue, nicht einige Felder längere Zeit frei bleiben. "Da kommen wir sicher zusammen." Um den Stadtrat intensiver einzubeziehen, wird Isaria-Vorstand Wirth künftig regelmäßig nach Dachau kommen, um das Gremium zu informieren.

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