Neuer Börsengang?:Rätselraten um die Zukunft des MD-Areals

MD Abriss

Die Abrissarbeiten auf dem MD-Gelände laufen auf Hochtouren.

(Foto: Niels P. Joergensen)

ÜB-Stadtrat Peter Gampenrieder befürchtet, dass der Druck auf Dachau wächst, wenn der Mehrheitseigentümer an die Börse geht und verkauft. Er fordert mehr Transparenz und Wachsamkeit.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Der Druck auf die Stadt, auf dem MD-Gelände schnell und viel Baurecht zu schaffen, könnte wachsen. Das befürchtet ÜB-Stadtrat Peter Gampenrieder. In einem Stadtratsantrag bittet die Überparteiliche Bürgergemeinschaft deshalb um "Schaffung von Transparenz", was die Isaria Wohnbau AG und ihre Eigentümer angeht.

Mehrheitseigner mit einem Aktienanteil von 97,6 Prozent ist derzeit der Lone Star Funds. Der Private Equity Fund stieg im August 2016 in das Unternehmen ein und ging gleichzeitig von der Börse. Nun könnten ein Verkauf und ein neuer Börsengang anstehen. So berichteten es zumindest im Frühjahr die Presseagentur Reuters sowie unter Berufung auf diese die Immobilien-Zeitung.

Das Unternehmen will sich nicht äußern

Aus dem Unternehmen heißt es dazu nur: kein Kommentar. Zu Marktgerüchten werde man sich nicht äußern. Laut Geschäftsbericht von 2018 will die Isaria auf dem MD-Gelände 1032 Wohnungen schaffen. Als Fertigstellungszeitraum ist 2023 bis 2028 angegeben. Auf der Homepage der Isaria-Tochter One Group ist mit Stand September noch von 950 Wohnungen die Rede, Baubeginn 2020 und Verkaufsvolumen 639 Millionen Euro. Gut möglich, dass das Unternehmen einen Verkauf oder Börsengang der Isaria vorbereitet. Lone Star war als Geldgeber eingestiegen, hat die Isaria vorangebracht. Das Verkaufsvolumen wurde laut Geschäftsbericht von 2017 zu 2018 von 1,9 Milliarden Euro auf 2,7 Milliarden Euro gesteigert - ein Ausstieg des Investors, meint Gampenrieder, ist zu erwarten. Das ist das Geschäftsmodell der Investoren. Nur wann und an wen - das ist bisher nicht bekannt. Grundsätzlich, sagt Stadtrat Gampenrieder, seien die Vorgänge nicht ungewöhnlich. Der promovierte Betriebswirt erklärt, Lone Star sei ein Profi, er habe anders als die neue Dachauer Wählergruppierung "Wir" keine Angst vor einem solchen Investor. Auch die Isaria habe als Geschäftspartner für Kommunen durchaus einen guten Ruf. "Die Frage ist laut Gampenrieder nur: Wer kommt als nächstes? Wir müssen wachsam sein."

Der Oberbürgermeisterkandidat für die Kommunalwahlen im März 2020 schlägt vor, die Garantien auszuweiten. Er ist besorgt um die Beseitigung der Altlasten auf dem Gelände, die in diesem Jahr begonnen haben. Kürzlich wurde die ehemalige Holztransportbrücke über der Ostenstraße abgebrochen, bald sollen die Verwaltungsgebäude folgen. Schritt für Schritt arbeiten sich die Maschinen in das Gelände vor. Der Investor geht mit den Abbrucharbeiten in Vorleistung - in Erwartung des Baurechts. Noch ist der städtebauliche Vertrag nicht abschließend ausgehandelt. Gedacht ist bisher an eine Bankbürgschaft für den Fall, dass der Unternehmer pleite geht und die Altlasten noch nicht geräumt sind. Gampenrieder schlägt vor, auch eine Sicherheit für den Fall des Eigentümerwechsels in den Vertrag einzubauen. "Wenn die Bürgschaft nicht gezogen werden muss, hat ja keiner einen Schaden."

"Für uns als Stadt ist das unbedeutend"

Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) bleibt gelassen. Bisher brauche es keine Garantien und keine Bürgschaften - denn der Unternehmer hat noch kein Baurecht. So lange der Bebauungsplan nicht gesetzt sei, habe die Stadt alles in der Hand. "Ich verstehe die Besorgnis nicht", sagt er. Dass Lone Star die Isaria irgendwann verkauft, sieht auch Hartmann als wahrscheinlich an. Aber: "Für uns als Stadt ist das unbedeutend."

Die Überplanung der etwa 16 Hektar großen Industriebrache im Herzen der Stadt wird von Stadträten fraktionsübergreifend als wichtigstes und prägendstes Großbauprojekt für die Stadt angesehen. Bedenken und Befürchtungen haben von Anfang an den Prozess der Revitalisierung des Geländes begleitet. 2007 hatte die MD den Betrieb eingestellt. Seit dem Einstieg der Isaria in das Projekt im Jahr 2017 haben die Planungen deutlich Fahrt aufgenommen. Regelmäßig werden die Stadträte im Bauausschuss über den Fortgang der Planungen informiert, zuletzt Anfang Juni. Stadträte verschiedener Fraktionen hatten immer wieder Zeitpläne und genaue Auskünfte über die Eigentümerverhältnisse gefordert. Nach der Übernahme durch die Isaria hatte das Bündnis für Dachau vor dem Lone Star Funds gewarnt, der in der Vergangenheit durch Hypotheken-Deals aufgefallen war. Im März nahm die neue Gruppierung Wir, das wieder auf. Stadtrat Moll, der zu Wir gehört, sagte damals, der Investor sei "ein Kaliber, bei dem man aufpassen muss".

Hartmann lobt Zusammenarbeit mit der Isaria

Hartmann lobt die "gute und konstruktive Zusammenarbeit" mit der Isaria. Diese schreibt in ihrem Geschäftsbericht zu MD, das Bebauungsplanverfahren verlaufe planmäßig. Das Konzept zur Altlastenentsorgung werde mit dem Landratsamt abgestimmt und sukzessive umgesetzt. Eine Herausforderung sei, wie von der Stadt gewünscht, die Untertunnelung der Freisinger Straße. Das erforderliche Planfeststellung kann sehr lange dauern, weshalb es im Einvernehmen mit der Stadt vom Bebauungsplanverfahren getrennt werden soll. Die Stadt verfolgt weitere Interessen: Sie möchte mit Landkreis und Bezirk ein neues Museum in den denkmalgeschützten Gebäuden einrichten, außerdem soll ein Jugendkulturzentrum gebaut werden.

Auf dem Gelände werden erstmals die Dachauer Grundsätze zur sozialgerechten Bodennutzung umgesetzt. Das heißt, der Investor muss sich an der Errichtung der nötigen Infrastruktur wie Kindertagesstätten beteiligen. Zudem werden Sozialwohnungen entstehen - welche nach dem Willen der Lokalpolitiker die Stadtbau GmbH errichten soll.

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