Süddeutsche Zeitung

Umbruch im Zentrum von Dachau:Abriss am MD-Gelände läuft auf Hochtouren

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Für den Abbruch des MD-Geländes hat Isaria eine zweistellige Millionensumme einkalkuliert. Schon 2021 soll mit dem Bau erster Wohnungen gestartet werden.

Von Petra Schafflik, Dachau

Jetzt rücken auf dem MD-Gelände die ganz großen Geräte an: Ein 83-Tonnen-Hydraulikbagger frisst sich seit gestern stückchenweise hinein in die Produktions- und Lagerhallen, in Büro- und Werkstattgebäude auf dem zentralen Firmengelände an der Ostenstraße. Begonnen hat der Abbruch der ehemaligen Papierfabrik bereits im Frühjahr auf dem alten Holzlagerplatz. Nun startet das niederbayerische Spezialunternehmen Karl mit einem vierzigköpfigen Team damit, sämtliche Hochbauten abzureißen.

Die Isaria Wohnbau AG als Eigentümerin des Areals hat für den Abbruch insgesamt eine "hohe zweistellige Millionensumme" einkalkuliert, wie Vorstand Gerhard Wirth bei einer Baustellenbegehung erklärt. Ziel ist, den Rückbau von Gebäuden zum Jahreswechsel 2020/21 zu beenden, die Bodensanierung soll bis Ende 2022 erledigt sein. Die Schaffung von Baurecht kommt gut voran, fürs kommende Jahr ist die erste Auslegung des Bebauungsplans geplant, sagt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD).

Schon 2021, während auf dem zentralen Fabrikgelände noch die Bodensanierung läuft, will Isaria auf den südlichen Flächen mit dem Bau erster Wohngebäude starten. Noch im Sommer saßen die Dachauer in der ehemaligen MD-Zentralwerkstatt zusammen beim Bürgerworkshop für den neuen Flächennutzungsplan der Stadt. Nun wird sich nach und nach das schwere Gerät durch die Stützpfeiler arbeiten. Der Abbruch startet mit der 1990 errichteten Zentralwerkstatt am jüngsten Gebäude auf dem Gelände, das binnen zwei Monaten dem Erdboden gleich gemacht sein wird. Der Abbruch wird sich vom Inneren des ehemaligen Fabrikgeländes langsam zum Rand hin vorarbeiten, erklärt Pierre Manthe, Bauleiter des mit der Koordination des Abbruchs beauftragten Ingenieurbüros Campus.

Für die Dachauer wird der Abbruch spätestens dann deutlich sichtbar werden, wenn auch die langen Hallen entlang der Freisinger Straße eingerissen werden, deren Mauern in den letzten Jahren mit ihren wechselnden Graffitis ein Hingucker waren. Spektakulär dürfte auch zu beobachten sein, wenn das 40 Meter hohe Heizkraftwerk samt der drei das Stadtbild prägenden Kamine abgebrochen wird. Davor wird das Gebäude allerdings erst "schadstoffsaniert", also alle kontaminierten Materialien werden entfernt, bevor der eigentliche Abbruch beginnt. Um diese Arbeiten zu bewältigen, wird Unternehmer Günther Karl weitere schwere Maschinen zur Baustelle bringen lassen, darunter ein 130-Tonnen-Bagger mit einer Reichweite von 43 Metern. Zum Abbruch der Kraftwerkskamine, die bis in eine Höhe von 63 Meter ragen, kommt ein ferngesteuerter Bagger zum Einsatz. Was nicht zu sehen sein wird: "50 Prozent der Arbeit ist der unterirdische Abbruch", erklärt Pierre Manthe.

Denn die drei Papiermaschinen, die in der Dachauer Fabrik im Einsatz waren, sind zwar längst demontiert, doch die enorm schweren Produktionsanlagen waren auf entsprechend massiven, tief im Boden verankerten Fundamenten montiert, deren Abbruch nun entsprechend aufwendig ist, wie Wirth erklärt. So kommt es, dass am Ende eine Million Tonnen Abbruchmaterial zu entsorgen sein werden. Permanent werden dabei die verschiedenen Stoffe separiert, auf ihre Zusammensetzung getestet, dann deklariert und zu geeigneten Abladestellen gefahren. Das Material kommt zum Teil im Straßenbau zum Einsatz, wird in alten Kiesgruben verfüllt, für belastete Stoffe sind alte Tagebaue im Osten zugelassen. Vom MD-Gelände weg schaffen Lastwagen täglich tausend Tonnen Material. Ein kontinuierlicher Strom, bis in zwei Jahren dann wieder neu gebaut wird. Das ist auch ganz im Sinn von Josef Baur, der lange Jahre bei MD gearbeitet hat und seit der Schließung das Gelände verwaltet. Auf die Frage von Isaria-Vorstand Wirth, wie es einem ehemaligen MD-Beschäftigen gehe angesichts des Abbruchs, sagte Baur: "Mit der Industrie ist es vorbei seit 2007, es wird Zeit, dass hier etwas entsteht."

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SZ vom 07.11.2019
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