Fleischproduktion im Landkreis Dachau:Das Schlachten betrachten

Fleischproduktion im Landkreis Dachau: Ministerpräsident Markus Söder besucht den Lampl-Hof von Michael Lampl senior in Pfaffenhofen an der Glonn mit eigener Ochsenzucht und Hofmetzgerei.

Ministerpräsident Markus Söder besucht den Lampl-Hof von Michael Lampl senior in Pfaffenhofen an der Glonn mit eigener Ochsenzucht und Hofmetzgerei.

(Foto: Toni Heigl)

Ministerpräsident Markus Söder und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber besuchen den Lampl-Hof mit angeschlossener Metzgerei. Söder nennt Import-Fleisch "Krempel".

Von Renate Zauscher, Pfaffenhofen a. d. Glonn

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und die Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (beide CSU) sind sich einig in Sachen Fleischkonsum: Für beide gilt der von der Fleischindustrie vor Jahrzehnten geprägte Werbeslogan "Fleisch ist ein Stück Lebenskraft" weiterhin. Das bestätigten Kaniber wie Söder bei einem Besuch des Lampl-Hofs mit angeschlossener Metzgerei, eigener Schlachtung und einem Hofladen am Mittwoch in Pfaffenhofen an der Glonn. "Ich habe es bisher nicht geschafft, Vegetarier zu werden", sagte Söder in einer kurzen Ansprache vor Gästen, Begleitern und der Familie Lampl. Bisher habe er entsprechende Versuche immer schon nach ein paar Tagen wieder abgebrochen - auch weil Fleischkonsum ja eigentlich "zu unserer Identität als Bayern dazugehört". Von einer rein vegetarischen Ernährung hält offensichtlich auch Kaniber nicht viel: Natürlich esse sie Gemüse, sagte sie "am liebsten wenn es mit Speck umwickelt ist."

Die persönlichen Speiseplanpräferenzen der beiden Politiker standen jedoch nicht im Mittelpunkt des Besuchs auf dem Lampl-Hof, sondern, ganz klar, die politische Botschaft. Und die lautete: Esst Fleisch, aber bitte solches, das regional erzeugt wurde und hohen Qualitätsstandards genügt. Und das nach Möglichkeit aus kleinen und mittelständischen, handwerklich arbeitenden Betrieben kommt.

Fleischproduktion im Landkreis Dachau: Die Brüder Stefan Lampl und Michal Lampl junior mit Ministerpräsident Markus Söder und Bürgermeister Helmut Zech (CSU, von links) sowie Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Annemarie Lampl (vorne rechts).

Die Brüder Stefan Lampl und Michal Lampl junior mit Ministerpräsident Markus Söder und Bürgermeister Helmut Zech (CSU, von links) sowie Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Annemarie Lampl (vorne rechts).

(Foto: Toni Heigl)

Der Lampl-Hof in Pfaffenhofen an der Glonn ist nach Meinung des Besuchs-Duos ein Musterbeispiel eines solchen Betriebs. Er wird mittlerweile in neunter Generation bewirtschaftet. Der landwirtschaftliche Bereich wird von Stefan Lampl (30) geleitet, unterstützt von seinem Vater Michael Lampl senior, beide sind Landwirtschaftsmeister und Agrarbetriebswirte. Die Führung der von Mutter Annemarie Lampl im Jahr 2000 gegründeten Hofmetzgerei hat 2020 der ältere Sohn Michael übernommen, der sie zusammen mit seiner Frau Sandra Lampl leitet. Nach dem Bau eines großen Freiluftstalls im Außenbereich von Pfaffenhofen 2015 wurde 2021 fast eine halbe Million Euro in den Bau einer neuen landwirtschaftlichen Halle mit Schlacht- und Zerlegraum investiert. Die Genehmigung hierfür zu erhalten war wegen beschränkter Kapazitäten der Pfaffenhofener Kläranlage zunächst nicht einfach - gelang dann aber laut Bürgermeister Helmut Zech (CSU) in gemeinsamer Arbeit. Vor wenigen Monaten nahm die Schlachtstätte ihren Betrieb auf.

Die Vorteile kurzer Wege vom Stall zum Schlachtraum und von dort in den Hofladen schilderte Michael Lampl, Metzgermeister und Fleischsommelier, den politischen Gästen. Lampl betonte den Aspekt der "nachhaltigen Kreislaufwirtschaft" und den großen Vorteil, dass die zur Schlachtung bestimmten Tiere nicht unter Transportstress zu leiden hätten. Bei der Besichtigung des Schlachthauses, in dem ein erst wenige Stunden vorher geschlachtetes Tier hing, sprach der Metzgermeister, der drei weitere Mitarbeiter beschäftigt, auch davon, dass es vor Ort möglich sei, "das ganze Tier zu veredeln" - sprich: in entsprechende Lebensmittelprodukte zu verarbeiten.

Fleischproduktion im Landkreis Dachau: Der Metzgermeister sagt, dass es vor Ort möglich sei, "das ganze Tier zu veredeln" - sprich: in entsprechende Lebensmittelprodukte zu verarbeiten.

Der Metzgermeister sagt, dass es vor Ort möglich sei, "das ganze Tier zu veredeln" - sprich: in entsprechende Lebensmittelprodukte zu verarbeiten.

(Foto: Toni Heigl)

Vor 33 Jahren hat der Lampl-Hof, dem ursprünglich eine Gastwirtschaft angeschlossen war, von einem Mastbetrieb auf die ausschließliche Ochsenhaltung umgestellt. Rund zweihundert Tiere stehen derzeit im Freiluftstall, weitere fünfzig in einem Stall an der Hofstelle im Ort. Geschlachtet werden die Tiere, berichtet Landwirtschaftsmeister Michael Lampl den Besuchern, wenn sie mit zwanzig bis 26 Monaten entsprechendes Gewicht auf die Waage bringen. Gefüttert werden sie laut Lampl mit betriebseigenem Mais, Gras, Heu oder Stroh, auch Getreide- und Rapsschrot, die auf 76 Hektar bewirtschafteter Fläche nach Art der konventionellen Landwirtschaft angebaut werden. Man habe sich, sagte Annemarie Lampl im Vorfeld des Besuchs, für Regionalität statt für einen Umstieg auf Bio-Landwirtschaft entschieden - "und wir stehen zu dem Weg, den wir gewählt haben". Hormongaben sind in Lampls Stall laut dem Betriebsleiter - anders als bei manchen Importwaren - ohnehin tabu; Antibiotika würden nur in ganz seltenen Notfällen verabreicht.

Ein Aspekt, der Söder wie Kaniber wichtig ist, ist die Vermarktung. Hier sieht Söder Defizite: Man müsse dem Verbraucher so wie in früheren Zeiten wieder klar machen, dass in Bayern erzeugtes Fleisch es jederzeit mit Importen aus Irland, Schottland oder Argentinien aufnehmen könne, ja solchem "Krempel" sogar überlegen sei. Die Qualität des eigenen Produktes werde immer noch "zu wenig promoted", trotz der Bemühungen der "sehr engagierten Landwirtschaftsministerin".

Mehr Bewusstseinsbildung auf Seiten der Verbraucher wünscht sich auch Simon Sedlmair, der Dachauer Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. Der Verbraucher müsse sich an der Theke entscheiden können, müsse zuverlässig erfahren können, woher das jeweilige Produkt komme. Und er müsse auch bereit sein, für Qualität zu zahlen. Sonst, so Sedlmair, sei es dem Landwirt nicht möglich, diese Qualität zu liefern.

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