Süddeutsche Zeitung

Dachau:Mächtig

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Der Kirchenchor von Sankt Peter singt das Mozart-Requiem mit der gebotenen Wucht

Von Andreas Pernpeintner, Dachau

Dass Kirchenmusikerin Gabriele Schneider dem Mozart-Requiem KV 626 bei der Aufführung in der Kirche Sankt Peter Auszüge aus Giovanni Battista Pergolesis "Stabat Mater" voranstellt, ist eine sehr gelungene Programmgestaltung. Pergolesi pflegte bei seiner geistlichen Musik einen dramatischen Stil und doch ist es von Pergolesis berühmtem Werk aus dem Jahr 1736 musikgeschichtlich noch ein weiter Weg zur mächtigen Klangintensität des Mozart-Requiems von 1791, das, von Mozart gar nicht mehr vollendet, erst dessen Schüler Franz Xaver Süßmayer zu Ende komponierte. So ergibt sich ein wunderbarer, facettenreicher Einblick in die geistliche Musik des 18. Jahrhunderts.

Die Unterschiede zwischen den beiden Werken sind entstehungszeitlich und dementsprechend stilistischer Natur, sie rühren aber auch von der Besetzung her: Mozarts Solistenquartett, Chor und Orchester steht bei Pergolesi ein weitaus intimer klingendes Ensemble mit zwei Solistinnen (Sopranistin Helena Schneider, Altistin Jutta Neumann), Streichern und Basso continuo gegenüber. Dessen Darbietung der ausgewählten Werkausschnitte ("Stabat mater dolorosa", "Cujus animam gementem", "Eia mater fons amoris", "Quando corpus morietur") glückt hervorragend: Durch den kühlen Ton der stilgerecht vibratoarm spielenden Streicher und durch die recht gedeckt agierende Continuo-Gruppe um Klaus Schnädelbach an der Orgel entsteht unter Gabriele Schneiders präzisem Dirigat ein gut konturiertes Klangfundament für die beiden Solistinnen. Deren sängerische Anmut und sehr diskrete Gestaltung der Dynamik steht dieser Musik ganz vorzüglich - den sanft geschwungenen Melodielinien ebenso wie dem kontrapunktisch sehr stringent voranschreitenden "Amen"-Ruf am Ende.

Beim Mozart-Requiem in der viel diskutierten aber aufführungspraktisch weitverbreiteten Süßmayer-Fassung ist der Kirchenchor Sankt Peter anschließend sofort präsent. Das begleitende Kammerorchester tut es ihm überwiegend gleich. Der Tenor Bernhard Schneider und der Bassist Thomas Stimmel ergänzen die beiden Frauenstimmen zu einem ausgezeichneten und in sich perfekt abgestimmten Solistenquartett. Schon das dem Introitus folgende Kyrie verlangt dem Chor allerhand ab, insbesondere durch die rasante Polyphonie, deren Themeneinsätze man erst einmal so deutlich und beinahe immer pünktlich aus dem üppigen Gesamtklang herausstellen muss. Es gelingt sehr gut (später beim Sanctus mit kleinen Abstrichen), wohl auch, weil sich Gabriele Schneider in ihren Vorgaben oft besonders auf den Chor konzentriert, ohne dabei das Orchester zu vernachlässigen. Auch das "Dies irae" erschallt mit der gebotenen Wucht. Mozart und Süßmayer stellen in der Sequenz recht beachtliche Ansprüche an die Intonation in hoher Lage. Das zu meistern, ist nicht ganz ohne. Vor allem aber fällt auf, wie gut - nach dem mit intensivem Ausdruck gestalteten Agnus Dei - die Schlussfuge geprobt ist. Diese erstrahlt brillant. Tosender Beifall für ein wunderbares Konzert.

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Quelle:
SZ vom 21.03.2016
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