Kreishaushalt:Laufzeitverlängerung fürs Landratsamt

Lesezeit: 3 Min.

Das Landratsamt am Weiherweg muss seinen Dienst bis zum Ruhestand noch mal um einige Jahre verlängern. (Foto: Toni Heigl)

Jahrelang hatte die Verwaltung auf einen Neubau des Verwaltungsgebäudes hingearbeitet. Dieses Vorhaben ist nun in weite Ferne gerückt. Es ist schlicht zu teuer.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Der Kreisausschuss hat einstimmig beschlossen, das Dachauer Landratsamt im Bestand zu sanieren – nach rund zehn Jahren, in denen sich die Verwaltung mit der Planung eines Neubaus beschäftigt hat. Doch die Haushaltslage gibt ein solch kostspieliges Unterfangen bis auf Weiteres ebenso wenig her wie eine Generalsanierung. Der neue Plan firmiert deshalb nun unter dem Stichwort „Laufzeitverlängerung“, sprich: Die Verwaltung, allen voran das Hochbauamt und Gebäudemanagement, wird versuchen, das Gebäude am Weiherweg abschnittsweise zumindest so weit zu ertüchtigen, dass man dort weiter arbeiten kann.

Dass das dringend notwendig ist, zeigt die über die Jahre immer länger gewordene Mängelliste: So löst sich beispielsweise immer mal wieder Putz von der Decke, so jüngst erst im Mai geschehen. Danach saß eine Mitarbeiterin kurzzeitig mit Bauhelm am Schreibtisch. Es gibt mehrere defekte oder undichte Leitungen und die Verwaltung hat Defizite bei den Fluchtwegen festgestellt. Auch der Brandschutz ist nicht mehr auf dem neuesten Stand, insbesondere braucht es dringend neue Brandschutztüren.

Innen wie außen ist das Landratsamt nicht mehr auf dem neuesten Stand. (Foto: Toni Heigl)

Bekannt sind diese Mängel der Verwaltung schon seit Längerem. Bewusst seien aber in den vergangenen Jahren keine „nennenswerten“ Renovierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen vorgenommen worden. Bis zuletzt war man ja davon ausgegangen, dass der Neubau kommt. Stattdessen rechnet die Verwaltung nun für alle Sanierungsmaßnahmen bis 2028 mit Kosten in Höhe von rund sieben Millionen Euro, die sich laut Schätzungen nach sieben oder acht Jahren amortisieren würden. Zum Vergleich: Der Preis für einen Neubau hätte wohl im hohen zweistelligen Millionenbereich gelegen.

Im Sanierungsetat sind auch rund 2,1 Millionen Euro enthalten, die für einen Austausch der Aluminiumfassade vorgesehen sind. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch nicht zwingend notwendig, laut Beschlussvorlage trotzdem ratsam, um womöglich weitaus höhere Kosten abzuwenden. Der Grund: Im Mai ist eine EU-Gebäuderichtlinie in Kraft getreten, mit der Eigentümer von Gebäuden mit der schlechtesten Energiebilanz jedes Landes zu einer energetischen Sanierung verpflichtet werden können. Dass die Verwaltung davon ausgeht, dass das Landratsamt dafür in Betracht kommen könnte, zeigt einmal mehr, wie groß der Handlungsbedarf dort ist. Die gute Nachricht aber ist: Für den Fassadenaustausch kann das Landratsamt wohl auf eine Förderung hoffen. Welches Förderprogramm infrage kommt, gilt es noch zu prüfen.

SZ PlusAngespannte Finanzlage
:Für ein neues Landratsamt fehlt das Geld

In einer Kampfabstimmung verabschiedet der Kreistag einen Haushalt mit umstrittenen Sparmaßnahmen, die den Jugend- und Kulturbereich treffen. Auch ein seit Jahren geplantes Großprojekt wird erst einmal vertagt.

Von Anna Schwarz

Und dennoch: Die baulichen Mängel sind nur ein Grund dafür, warum die Verwaltung über Jahre hinweg für einen Neubau plädiert hatte. Der andere sind die zunehmend schwierigen Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden in dem grauen Betongebäude. Eine Verbesserung ist im Zuge der geplanten Sanierung allerdings nicht berücksichtigt – und das, obwohl „der fehlende quantitative wie qualitative Raumbedarf“ einst mit ausschlaggebend für den Neubaubeschluss gewesen ist.

Stattdessen sollen Arbeitsplätze im Landratsamt von Mitarbeitenden auch gemeinsam genutzt werden und neue Räume für Besprechungsmöglichkeiten entstehen. Angebote wie mobiles Arbeiten, sprich Home-Office, sollen dabei helfen, „die verfügbaren Büroflächen zu schonen und angespannte Raumsituationen zu entschärfen“. Perspektivisch ist deshalb auch ein „Umbau zu flexiblen Raumkonzepten“ angedacht. Damit könnte laut Verwaltung womöglich verhindert werden, dass zusätzliche Räume als Außenstellen angemietet werden müssen. Das dürfte aber auch davon abhängen, um wie viele Köpfe die Landkreisverwaltung in den kommenden Jahren noch wächst.

Was zum jetzigen Zeitpunkt bereits feststeht: Umfang und Komplexität der Sanierungsmaßnahmen machen eine Unterteilung in mehrere Bauabschnitte notwendig. Wann das Landratsamt zur Baustelle wird, ist indes noch unklar. Nur, dass es vor 2026 wirklich losgeht, ist unwahrscheinlich. Gerade die größeren Maßnahmen brauchen laut Verwaltung einiges an Vorlauf.

Immerhin, zumindest für die Nachhaltigkeitsbilanz des Landkreises ist die Weiternutzung des Landratsamts für die kommenden zehn bis 15 Jahre eine gute Sache: Bereits vorhandene Ressourcen, sprich das rund 40 Jahre alte Gebäude, werden länger genutzt. Auch ein Austausch der Beleuchtung und damit die Reduzierung der Stromkosten wirkt sich demnach positiv auf die Nachhaltigkeit aus. Genauso wie die bislang – wenn auch nur angedachte – Optimierung der Wärmeplanung, samt Anschluss an das Wärmenetz der Stadt Dachau oder des Gemeinsamen Kommunalunternehmens für Abfallwirtschaft (GfA).

Zu diesem Ergebnis kommt die Verwaltung selbst. Eine „detaillierte Nachhaltigkeitsbetrachung“ durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat man sich nämlich anders als bei früheren Bauvorhaben dieses Mal gespart. Zu teuer.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusElektromobilität
:Das Summen wird leiser

Der Vormarsch der Elektromobilität erlebt deutschlandweit einen Dämpfer. In Dachau ist die Situation zwar besser als andernorts, jedoch sind auch hier die Auswirkungen der eingestellten Förderung spürbar.

Von Simon Fortmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: