Hochwasser-Helferfest:„Wir wollen einfach nur Danke sagen“

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Rund 850 Gäste folgen der Einladung des Landratsamtes an den Karlsfelder See. (Foto: Toni Heigl)

Das Landratsamt Dachau veranstaltet in Karlsfeld ein Fest für Helfende, die beim jüngsten Hochwasser angepackt haben. Rund 850 sind eingeladen. Eindrücke von einer emotionalen Feier.

Mehr als einen Monat liegt das jüngste Hochwasser im Landkreis Dachau inzwischen zurück. In Erinnerung geblieben sind Barrikaden aus Sandsäcken, überschwemmte Keller und Erdgeschosse, verwüstete Vorgärten. Und die traurigen, ratlosen Gesichter vieler Betroffener angesichts der zerstörerischen Ausmaße des Hochwassers.

Ein mindestens ebenso bleibender Eindruck war jedoch das tatkräftige Engagement vieler Helferinnen und Helfer während der Flut. Nachbarn, die sich wechselseitig beim Leerpumpen der Keller unterstützten. Ehrenamtliche, die teils mehrere Tage am Stück gegen die Wassermassen ankämpften. Eine Gesellschaft, die angesichts der Katastrophe enger zusammengerückt ist.

Ein Helferfest als Dank

Um sich bei den Helfenden im Landkreis für die Unterstützung während des Hochwassers zu bedanken, hat das Dachauer Landratsamt am vergangenen Montagabend zum Fest nach Karlsfeld eingeladen. Als Veranstaltungsort diente das Bierzelt des Siedlerfestes, das am Sonntag davor zu Ende gegangen war.

Neben rund 850 geladenen Helfenden kamen unter anderem auch Landrat Stefan Löwl sowie der Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath (beide CSU) zur Feier am Karlsfelder See. Jeder Gast erhielt als Dankeschön ein halbes Hendl, Currywurst oder Käsespätzle, Brezen sowie zwei Getränke nach Wahl. Für die Musik sorgte die Blaskapelle Karlsfeld, für eine Portion Humor die Kabarettistin Martina Schwarzmann aus Altomünster.

Florian Niendorfer von der Karlsfelder Feuerwehr und Landrat Stefan Löwl (CSU) stoßen auf die Hilfsbereitschaft an. (Foto: Toni Heigl)
Christian Richter vom BRK Altomünster. (Foto: Toni Heigl)
Auch Julia Pfisterer und Thomas Matheis waren beim Katastrophenfall im Einsatz. (Foto: Toni Heigl)
Carsten Rummeling, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Indersdorf, war ebenfalls pausenlos im Einsatz. (Foto: Toni Heigl)

„Wir wollen einfach nur Danke sagen“, sagte Löwl im Vorfeld. Die meisten geladenen Gäste waren ehrenamtliche Helferinnen und Helfer der Feuerwehren, des Roten Kreuzes oder des THW. Darüberhinaus wurden aber auch viele hauptamtlich tätige Personen der Bauhöfe oder Gemeindeverwaltungen eingeladen. „Egal, ob Ehren- oder Hauptamt, jeder hat mitangepackt“, begründete Löwl die getroffene Entscheidung.

Einer der Helfer war Moritz Diendorfer. Als Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Karlsfeld hat der 32-Jährige an dem Hochwasser-Wochenende Anfang Juni rund 500 Alarme miterlebt, die Feuerwehr war rund um die Uhr im Einsatz. „Unsere Hilfe ist in erster Linie die Beratung und die Sicherung von Öltanks, die drohen aufzuschwimmen“, berichtete Diendorfer. Frühzeitig habe man sich Feuerwehr-intern auf ein Schichtmodell geeinigt: Tagsüber war Akut-Hilfe angesagt, nachts habe man schließlich das Übriggebliebene und „Nicht-Brisante weggearbeitet“.

Geholfen habe auch, dass viele Bürgerinnen und Bürger bereits 2013 Erfahrungen im Umgang mit Hochwasser gesammelt hätten. So seien viele Betroffene bereits im Besitz von Pumpen gewesen. Die notwendige Anleitung zur Anwendung habe die Feuerwehr den Bürgerinnen und Bürgern dann geben können. „Die Hilfe zur Selbsthilfe war wieder das A und O“, stellte Diendorfer fest.

Anerkennung für Familien fehlt

Der 32-Jährige freute sich über die „schöne Anerkennung“ durch das Helferfest. Eines aber kam Diendorfer zu kurz: „Was mir trotzdem fehlt, ist die Anerkennung für unsere Familien, die das ganze Wochenende auf uns verzichtet haben.“ Zwar sei es verständlich, dass die Gästezahl habe begrenzt werden müssen, gleichwohl habe er das Gefühl, dass die Rolle der Familien während des Hochwassers untergehe. „Sie verzichten das ganze Jahr über für die Ausbildungen und die Einsätze rund um die Uhr. Ohne die Gewissheit, wann der Papa wiederkommt.“

Auch Thomas Matheis und Julia Pfisterer von der Feuerwehr Großberghofen waren beim Hochwasser im Einsatz. „Die Hilfsbereitschaft in Petershausen war super“, berichtete der 45-Jährige und fügte hinzu: „Ich hatte immer Bedenken, dass die Gesellschaft nicht mehr zueinander hält, aber in dieser Situation wurde ich eines Besseren belehrt.“ Auch vom Helferfest war Matheis begeistert: „Solche Veranstaltungen verhelfen dazu, dass man gerne weitermacht und weiterhilft.“

Viel zu tun gab es auch in den Kläranlagen

Beide Hände voll zu tun hatte während des Hochwassers auch der 30-jährige Nico Gollwitzer, der in der Karlsfelder Kläranlage arbeitet. „Wir waren im ganzen Ortsgebiet tätig und haben diverse Keller ausgepumpt, Pumpstationen betreut und natürlich die Kläranlage in Karlsfeld“, erzählte Gollwitzer. Für das Fest hatte er ein klares Ziel: „Ich bin hier, damit wir alle eine gute Zeit miteinander verbringen.“

Als Landrat Löwl in seiner Rede auch noch bekannt gab, dass jeder Gast statt der ursprünglich angedachten zwei, nunmehr drei große Freigetränke erhalte, wurde die ohnehin ausgelassene Stimmung noch ein wenig ausgelassener.

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