Badeseen:Das Dachauer Zehn-Seen-Land

Badeseen: Badespaß und wilde Sprünge sind vom Steg am Heiglweiher möglich.

Badespaß und wilde Sprünge sind vom Steg am Heiglweiher möglich.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Wo man jetzt am besten abtauchen kann - ohne Blaualgen, dafür im kühlen Nass. Eine Sammlung der besten Badeseen im Landkreis Dachau und ihrer Besonderheiten.

Von Jessica Schober und Anna Schwarz

Wenn man im Landkreis Dachau - dem immerhin fünftteuersten Landkreis der Republik laut Postbank-Wohnatlas - schon fast genauso viel fürs Leben zahlt wie in den Luxusgegenden von Starnberg oder Miesbach, dann muss doch wenigstens die Gewässerqualität hier mit den alpennahen Bergseen mithalten können. Oder? Fast. Zwar gibt es im Landkreis wohl weniger Yachten und Segelschulen als an jenen Orten, die spätestens seit der Einführung des 9-Euro-Tickets von Naherholungssuchenden überspült werden, aber doch einige ganz vortreffliche Gewässer. Wer einmal nachzählt, kommt quasi auf die doppelte Quote des Fünf-Seen-Lands rund um den Ammersee.

In der Region Dachau lässt es sich an mindestens zehn Badeseen hervorragend planschen (ungezählt sind dabei Flussufer, Naturbäder, Regattastrecke oder Badeseen hinter der Landkreisgrenze). Einzig vom Baden im Ebertshausener See rät das Landratsamt Dachau anhaltend ab. Bei der mikrobiologischen Untersuchung des Sees nahe der A8 im Gemeindegebiet von Odelzhausen wurden Mitte Juli Blaualgen mit Toxinen in "reichlicher" Konzentration nachgewiesen. Hier besteht weiterhin ein Badeverbot für Mensch und Tier, teilt das Landratsamt mit. Bei folgenden zehn Badeseen jedoch steht einer Abkühlung nichts im Wege:

1. Waldschwaigsee: Für Inselurlauber

Badeseen: Am Waldschwaigsee liegt auch eine Station des Räuber-Kneißl-Radwegs.

Am Waldschwaigsee liegt auch eine Station des Räuber-Kneißl-Radwegs.

(Foto: Toni Heigl)

Dass es diesem See gut geht, ließ sich schon im Frühsommer an den Kaulquäppchen am Nordufer erkennen, die sich hier munter tummelten. Doch nicht nur für Amphibien erfüllt der Waldschwaigsee viele Kriterien für perfektes Planschen. Entstanden als Baggersee, als Nebenprodukt des Straßenbaus der B471, ist der Ort heute an Idylle kaum zu toppen, an dem bis ungefähr 1945 noch ein Einödhof namens Waldschwaige stand. Flache kinderfreundliche Ufereinstiege, ein Badesteg zum Reinhopsen und eine kleine bewaldete Insel - unter Landschaftsschutz - mitten im Türkis-Blau-Grün des Wassers lassen mit etwas Fantasie schon fast Walchensee-Erinnerungen hochkommen. Da der Waldschwaigsee bis zu 15 Meter tief ist, bleibt er auch im Sommer kühl. Im Herbst ist die Wassertemperatur dafür recht frisch.

Oft ist es hier angenehm ruhig, weil der Karlsfelder See in unmittelbarer Nähe die Massen abfängt. Bäume spenden Schatten, auch wenn manch Allergiker im Frühsommer die Birken verflucht. Beim Kiosk sind die Pommes kross, das Radler ist kühl, und auch wer nichts kauft, darf sich meist auf die Bänke setzen. Auch Sanitäranlagen sind vorhanden, die Wasserrettung ist vor Ort.

Zu erreichen ist der Waldschwaigsee am besten mit dem Fahrrad - wer einen Fahrradanhänger zieht, sollte bedenken, dass die Unterführung unter der B471 nur eine schmale Spur zum Schieben bereithält. Auch eine Station des Räuber-Kneißl-Radweges liegt am Ufer, direkt beim Kiosk. Ein Autoparkplatz liegt einige Fußminuten vom Ufer entfernt.

2. Stadtweiher: Für Urbane

Badeseen: Am Stadtweiher an der Schinderkreppe wird rege gegrillt und gebadet.

Am Stadtweiher an der Schinderkreppe wird rege gegrillt und gebadet.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Schinderkreppe war einmal eine Müllhalde, bis Dachau in den 1980er Jahren damit begann, dort ein Landschaftsschutzgebiet zu schaffen. Heute bieten Sträucher wie Hagebutten, Schlehen und Pfaffenhütchen den Vögeln und Kleintieren wichtigen Rückzugsraum und Nahrung. Wer nicht weit aus der Stadt rausfahren will, geht in den Stadtweiher an der Schinderkreppe zum Baden. Auch wenn manch einer wohl überrascht reagiert, dass dort gebadet werden kann, obwohl auf Google Maps behauptet wird, der Weiher sei "vorübergehend geschlossen".

Vor einigen Jahren wurde das Unterwassergestrüpp gemäht. Am Wochenende gibt es hier oft muntere Großfamilientreffen mit Grillduft. Neben den drei offiziellen Plätzen mit fest angebrachten Grills können die Besucher auch ihre eigenen Geräte mitbringen. Sogar einen Kiosk mit Grillwürstchen, Pommes und Eis gibt es, allerdings mit schwierig vorherzusehenden Öffnungsgewohnheiten. Der durch viele Buchten besonders schön geschwungene Stadtweiher ist durch seine vielen flachen Abschnitte besonders für Kinder interessant. Unschlagbar ist die gute Anbindung mit eigenem Parkplatz und der relativ zentralen Lage im Dachauer Stadtgebiet. Sogar eine Buslinie wurde eingerichtet, damit der See auch ohne Auto und für Nicht-Radler zu erreichen ist.

3. Eisolzrieder See: Für Floßfans

Badeseen: Die Schwimminsel ist ein Highlight im Eisolzrieder See bei Bergkirchen.

Die Schwimminsel ist ein Highlight im Eisolzrieder See bei Bergkirchen.

(Foto: Toni Heigl)

Das Beachvolleyball-Feld, das Floß, der Steg und die große Liegewiese - sie gehören zu den Highlights am Eisolzrieder See. Er ist nur wenige Minuten von der Autobahnausfahrt Dachau/Fürstenfeldbruck entfernt und liegt neben der Autobahnbrücke an der Verbindungsstraße von Eisolzried in Richtung Bergkirchen-Lus, rund zweieinhalb Kilometer südwestlich von Bergkirchen.

Vor mehr als zehn Jahren wurde das Gelände des Eisolzrieder Sees flächenmäßig in etwa verdoppelt, damals wurde auch das Gewerbegebiet Gada in der Nähe des Gewässers weiter erschlossen. Heute nimmt die Wasserfläche mehr als drei Hektar ein, das entspricht etwa vier Fußballfeldern. Im Zuge der Vergrößerungsmaßnahme wurden auch einige schattenspendende Bäume entfernt, deshalb sollten Badegäste dieser Tage unbedingt Sonnencreme, -zelt oder -schirm einpacken. Außerdem gibt es am Seeufer Sanitäranlagen und einen Kiosk, für Autofahrer stehen rund 320 Parkplätze zur Verfügung. Grundsätzlich ist auch eine Anreise mit dem Fahrrad und der Buslinie X800 zur Haltestellte Bergkirchen Gada West möglich, anschließend müssen Badegäste noch rund zehn Minuten Fußweg zum See hinter sich bringen. Auch hier ist Grillen erlaubt, Hunde sind verboten.

4. Bergkirchner See: Für Mutige

Badeseen: Der Bergkirchener See war bis vor kurzem mit Blaualgen belastet, ist für den Badebetrieb inzwischen aber wieder freigegeben.

Der Bergkirchener See war bis vor kurzem mit Blaualgen belastet, ist für den Badebetrieb inzwischen aber wieder freigegeben.

(Foto: Toni Heigl)

Nur wenige Badegäste wagen sich dieser Tage in den Bergkirchner See. Grund für die Zurückhaltung der Badegäste ist wohl die im Juni ausgesprochene Empfehlung des Gesundheitsamtes, wegen Blaualgen nicht in dem See zu baden. Zwischenzeitlich wurde die Empfehlung wieder aufgehoben. Der See werde weiterhin regelmäßig beprobt, teilt das Landratsamt Dachau mit, und die jüngsten Untersuchungen waren bakteriologisch einwandfrei.

Von Feldgeding kommend liegt das Bergkirchner Gewässer auf der linken Seite des Ortseingangs, daneben wird die Sporthalle des TSV Bergkirchen gerade neu gebaut. Gegenüber gibt es einen kleinen Parkplatz für rund 15 Autos, auch Fahrradstellplätze stehen in der Nähe bereit. Theoretisch ist der See von Dachau aus auch öffentlich mit der Buslinie 721 erreichbar, doch die Busse fahren eher selten.

Eine Attraktion des Bergkirchner Sees ist das schwimmende Floß, in den vergangenen Sommerjahren haben sich darauf gerne Jugendliche und Kinder getummelt. Vor allem für Schwimmanfänger ist der See ideal, weil der Einstieg von den Kiesbänken aus sehr flach und die Größe des Gewässers recht überschaubar ist. Und für hungrige Badegäste ist auch vorgesorgt: Am Ufer liegt die "Taverna Limni", die ihren Gästen griechische Spezialitäten und eine Terrasse auf Holzstelzen bietet, von dort aus kann man wunderbar auf den See schauen. Auch tragbare Grills sind am Bergkirchner See erlaubt, sie dürfen in einem Abstand zum Boden von 60 Zentimetern Gluthöhe genutzt werden.

5. Heiglweiher: Für Familien

Badeseen: Am Heiglweiher kann man gleich von zwei Badestegen ins Wasser springen.

Am Heiglweiher kann man gleich von zwei Badestegen ins Wasser springen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Heiglweiher zwischen Haimhausen und Amperpettenbach wird vom Online-Auftritt des Reisemagazin Geo als "echter Geheimtipp" gehandelt - da gleich danach die Münchner Isar zum Schwimmen empfohlen wird, dürfte der Geheimniswert für Lokalkundige wohl gering sein. Nichtdestotrotz ist der Heiglweiher mit seinen zwei hölzernen Badestegen, flachen Wiesen und Strandabschnitten ein toller Sommerbadesee. Er ist nur maximal vier Meter tief und umgeben von Wald, Wiesen und Feldern.

Am nördlichen Ufer befinden sich ausreichende Parkmöglichkeiten. Vom schattigen Parkplatz aus kann so gut wie jede Stelle am Weiher binnen weniger Minuten erreichen. Geo behauptet: "Mit etwas Glück entdeckt man zwischen den Seerosen Silberreiher beim Nestbau." Wahrscheinlicher ist ein aufgeblasenes Gummitier zwischen den ausgeprägten Seerosenteppichen oder Fische wie Karpfen, Schleien und Hechte unter Wasser. Das Ufer ist sehr kleinkinderfreundlich mit ausgedehnten Zonen zum Matschburgenbau. Gewöhnlich kippt der Heiglweiher jedoch gegen Ende des Sommers. Wenn das Wasser trübe wird, ist es nicht mehr ratsam hier zu baden.

6. Karlsfelder See: Fürs paddelnde Partyvolk

Badeseen: Auf dem Karlsfelder See sind immer mehr SUPs zu sehen.

Auf dem Karlsfelder See sind immer mehr SUPs zu sehen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Karlsfelder See ist der Ballermann unter den Dachauer Landkreis-Seen. Wer in der Lage ist, die eigene Liegefläche zunächst auf Kronkorken, Kippenreste und Hinterlassenschaften der Gänse und Enten zu überprüfen sowie das Getümmel nicht scheut, ist hier richtig. Das weitläufige Ufer füllt sich an Sonnentagen zuverlässig mit Vergnügungssuchenden, und Grillgerüche umwehen ziemlich bald jene, die sich selbst in der Sonne grillen.

Zwei Spielplätze an beiden Uferseiten, Volleyball-Felder und Tischtennisplatten bieten Abwechslung. Am Ufer hört man auch immer öfter das zischende Geräusch von Luft, die aus einem Stand-up-Paddle-Board (SUP) abgelassen wird. Doch nicht nur auf SUPs Stehende oder Kniende kreuzen den Weg der Badenden, auch aufblasbare Flamingos und Einhörner sind zu sichten. Hier ist Halligalli. An diesem Wochenende findet auch das Kulturfestival "Seh am See" statt, mit einem "Dîner en blanc", einem feinen Abendessen in weißer Kleidung am Samstagabend sowie Auftritten von Volkstanzgruppen und Live-Musik.

Wer drei Euro zahlt und rechtzeitig kommt, kann auf dem Parkplatz Ost sehr bequem ufernah und mit etwas Glück sogar im Schatten parken. Spätestens ab Nachmittag wird es auf dem Parkplatz und den kostenfreien Parkplätzen sehr eng.

7. Mückensee: Für Individualisten

Badeseen: Am Mückensee gibt es ein gut verstecktes Seil, an dem man lianengleich in den See segeln kann.

Am Mückensee gibt es ein gut verstecktes Seil, an dem man lianengleich in den See segeln kann.

(Foto: oh)

Wer gerne eine Bucht für sich alleine hat - und sei sie noch so klein, wird sich am Mückensee wohlfühlen. Gerade groß genug für zwei, drei Badetücher, tun sich rund um den kleinen versteckten See Liegeflächen mit Wasserzugang auf. In einer dieser Buchten hängt an einem Baum sogar eine Holzstange an einem Seil befestigt, von der es sich lianengleich in den See schaukeln lässt. Das Ufer ist stellenweise steil, an Baumwurzeln kann hinausgeklettert werden. In jedem Fall ist der See am Rande des Schwarzhölzls ruhig gelegen und wird auch von vielen Nackbadenden besucht. Woher der Mückensee seinen Namen hat, ist nicht zuverlässig überliefert. Nach einem Probebaden zeigen sich nicht so sehr Mückenstiche, sondern eher Ameisenbisse. Auf der seeeigenen Webseite heißt es: "Der Mückensee ist Privateigentum. Also fühlen Sie sich bitte frei, ihn zu genießen, an ihm zu picknicken, sich zu sonnen, zu spielen, sich auszuruhen, ihren Hund im See schwimmen zu lassen". Gewarnt wird vor kalten Strömungen und Badeunfällen.

Bei der Anreise mit dem Fahrrad gilt es, die Empfehlung der Google-Navigation in den Wind zu schießen - die lotst einen sonst äußert umständlich von Dachau kommend erst über Brücken und dann weitläufig um den See herum. Besser ist es, der Schleißheimer Straße bis zur Bushaltestelle Obergrashof zu folgen und dann Richtung Norden abzubiegen. Einen Autoparkplatz gibt es nicht.

8. Obergrashofer Seen: Für Wildparker

Wer hier nur vorbeifährt, wundert sich, warum so viele Autos wild am Straßenrand parken. Die Baggerseen liegen auf Höhe des Obergrashofs an der Schleißheimer Straße. Es gibt keine, wirklich absolut keine Parkplätze. Viele Besucher riskieren jedoch einen Strafzettel und parken auf dem Grünstreifen an der Landstraße. Laut Hinweisen im Netz empfiehlt es sich nicht bei der Gaststätte "Panamericana" zu parken, der Wirt lasse Fremdparker rigoros abschleppen, heißt es. Der größere, westlich gelegene See an der Schleißheimer Straße wird überwiegend von Familien, Grillern und Jugendlichen genutzt. Auf der schmalen Landzunge die mitten in den See hineingeht, wird Freikörperkultur praktiziert, hauptsächlich von Paaren. Und Ameisen.

9. Neuhimmelreichsee: Für Traditionalisten

Badeseen: Am Neuhimmelreichsee gibt es einen Einstieg über eine Treppe.

Am Neuhimmelreichsee gibt es einen Einstieg über eine Treppe.

(Foto: Toni Heigl)

Am Ortseingang von Günding her kommend liegt dieser naturnahe See. Hinter Bäumen und Sträuchern versteckt, gibt es zum Baden nur eine einzige Einstiegsstelle, dafür eine mit Treppe. Das Wasser ist recht "naturtrüb", wie Badende es beschreiben. Hier kann man seine Ruhe haben und die Nachmittage mit Schwimmen und Sonnen verbringen. Für Kinder ist der See nicht unbedingt geeignet, er wird schnell tief. Gruppen von Senioren treffen sich hier schon seit Jahrzehnten, er ist ein kleiner Geheimtipp unter Einheimischen.

10. Birkensee: Für Randgebietssuchende

Badeseen: Der Birkensee ist bekannt als Nacktbade-Ort.

Der Birkensee ist bekannt als Nacktbade-Ort.

(Foto: Toni Heigl)

Der Birkensee entstand durch Entkiesung für die Güterumgehungsbahn zwischen Olching und Trudering im Jahr 1938. Anders als der nahegelegene Langwieder See und der Lußsee, gehört der Birkensee noch knapp zur Gemeinde Bergkirchen und damit zum Landkreis Dachau, dessen Grenze direkt am See entlang verläuft. Er ist etabliert als Nacktbadesee und wird in zahlreichen FKK-Foren erwähnt.

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