KZ-Überlebender gestorben:Trauerandacht für Pawlo Scharun

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Pawlo Scharun sollte eigentlich diesen Herbst aus der Ukraine nach Deutschland ausreisen, die Vorbereitungen dafür liefen. Nun ist er gestorben. (Foto: Evangelische Versöhnungskirche Dachau)

Mit 15 wurde der Ukrainer ins KZ Dachau verschleppt. Nun ist er mit 97 Jahren gestorben. Die Versöhnungskirche erinnert an ihn.

Der KZ-Dachau-Überlebende Pawlo Scharun ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 97 Jahren in der Ukraine verstorben. Das teilt die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau mit. Auf Wunsch seiner Tochter Larysa Pawlowna wird am Mittwoch, 27. November, um 12.30 Uhr, in der Versöhnungskirche auf dem einstigen KZ-Areal eine ökumenische Trauerandacht für ihn abgehalten.

Die Versöhnungskirche hat seit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 Spenden gesammelt, mit denen das Maximilian-Kolbe-Werk Pawlo Scharun und andere KZ-Dachau-Überlebende in der Ukraine unterstützt hat. Zudem wurde immer wieder für Pawlo Scharun in den Gottesdiensten und Andachten der Versöhnungskirche gebetet. Seit 2023 hat auch die KZ-Gedenkstätte Dachau über das „Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine“ gezielt zu Spenden für die KZ-Dachau-Überlebenden in der Ukraine aufgerufen.

Elena Petuhova gelang es, mit der Familie von Pawlo Scharun in Verbindung zu treten. Gemeinsam mit Maximilian Lütgens von der KZ-Gedenkstätte versuchte sie, die Ausreise von Scharun nach Deutschland vorzubereiten, die in diesem Herbst erfolgen sollte, begleitet von seiner Tochter Larysa Pawlowna. Doch erst gab es Probleme mit der Vorbereitung der Reisedokumente, dann stürzte Pawlo Scharun und brach sich den Oberschenkelhals. Eine Lungenentzündung und Herzprobleme führten schließlich zu seinem Tod.

Als Häftling musste er Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie leisten

Kirchenrat Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche, wird in der Trauerandacht an Pawlo Scharun erinnern. Geboren am 27. Oktober 1927 in Slowjansk in einer orthodoxen Familie, wurde er als Schüler am 27. Mai 1943 mit 15 Jahren von der deutschen Sicherheitspolizei in seiner Geburtsstadt verhaftet und am 15. September 1943 ins KZ Dachau verschleppt. Bis zur Befreiung 1945 musste er in der Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten, zeitweise im Außenlager Lauingen. Er kehrte in seine Heimat zurück und gründete später eine Familie. Beim russischen Überfall am 24. Februar 2022 lag sein Haus in Slowjansk nur 25 Kilometer von der Frontlinie entfernt und wurde bei einem Angriff zerstört. Pawlo Scharun erlitt einen Herzinfarkt. Nur mühsam kam er wieder zu Kräften.

An der Gestaltung der Trauerandacht beteiligt sich auch Pastoralreferentin Judith Einsiedel von der Katholischen Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau. Maximilian Lütgens wird über die geplante Rettungsaktion sprechen.

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