KZ-Gedenkstätte Dachau:Verdichtung von Raum und Zeit

Lesezeit: 4 Min.

Überreste aus der Hölle: Die Gewächshäuser auf dem einstigen Sklavenfeld des Konzentrationslagers Dachau rotten seit Jahren vor sich hin. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bei einer performativen Begehung des sogenannten „Kräutergartens“ in Dachau zeigen die Schauspieler eindrucksvoll, wie absurd die Gegenwart dieses Ortes des einstigen NS-Terrors vor dem Hintergrund der Vergangenheit ist. Eine Anklage in acht Akten.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Am Ende lässt Carla Lou Schäfer einen Fugenschneider über den Asphalt an der Industriebrache am sogenannten „Kräutergarten“ in Dachau kreischen, das Sägeblatt fräst sich nach unten. Mit einem Presslufthammer bricht die Schauspielerin den Teer an der aufgeschnittenen Stelle auf. Die Sonne knallt an diesem Samstagnachmittag vom Himmel. Carla Lou Schäfer geht in die Knie, um die Spitze in einem steileren Winkel anzusetzen. Sie stemmt sich gegen den Hammer. Der rattert, rattert, rattert, bis der Teer zerbröselt und sich ein Loch auftut. Die oberste Bodenschicht ist pulverisiert. Was darunter verdeckt war, ist jetzt frei. „Vom Verborgenen zum Sichtbaren“, sagt eine Stimme aus dem Lautsprecher.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusNationalsozialismus
:"Jeder Quadratmeter wurde mit dem Leben eines Häftlings bezahlt"

Die renommierte Wissenschaftlerin Anne Sudrow liefert in ihrer Studie zum "Kräutergarten" neue Erkenntnisse zu den Strukturen der mörderischen Plantage.

Von Thomas Radlmaier

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: