In der Dachauer Versöhnungskirche gedenkt Kirchenrat Björn Mensing am Mittwoch, 9. Oktober, um 12.30 Uhr zum ersten Jahrestag des mörderischen Hamas-Terrorangriffs auf Israel mit Kurzbiografien und Fotos an zwei Opfer, die als Kinder den Holocaust und Pogrome überlebt haben.
Moshe Ridler wurde am 7. Oktober 2023 im Alter von 92 Jahren im Kibbuz Cholit ermordet. Er stammte aus einer jüdischen Familie in Herza, einst Rumänien, heute Ukraine. Als Kind wurden er und seine Familie von der rumänischen Regierung, die mit dem sogenannten Dritten Reich paktierte, in ein Ghetto ins besetzte Transnistrien deportiert. Auf dem Marsch dorthin und in den Zwangslagern starben tausende rumänische Juden, so auch Moshes Mutter und seine Schwester Mina.
Moshe blieb allein im Ghetto zurück. Mit jugendlichen Mitgefangenen gelang ihm die Flucht aus dem Lager. Eine ukrainische Bauernfamilie nahm ihn bei sich auf und versteckte ihn. Nach der Befreiung fand er seinen Vater und seine Schwester Feige wieder. Später zog der Holocaust-Überlebende nach Israel und gründete eine Familie. Beruflich stieg er zum erfolgreichen Ermittler der Polizei in Tel Aviv auf. Nach dem Tod seiner Frau zog er 2019 in den Kibbuz Cholit, weil er in der Nähe seiner Tochter sein wollte. Am 7. Oktober 2023 gehörten Moshe Ridler und sein Pfleger Petro Bushkov zu den mehr als 1200 Mordopfern des Hamas-Terrorangriffs.
Shlomo Mantzur wurde am 7. Oktober 2023 im Alter von 85 Jahren aus seinem Kibbuz Kissufim entführt. Seine jüdische Familie stammte aus dem Irak. Als Kleinkind hatte er Anfang Juni 1941 das Pogrom in Bagdad überlebt, das als „Farhud“ bezeichnet wird. Dabei verletzten muslimisch-arabische Nationalisten – aufgehetzt durch antisemitische Propaganda, die vom NS-Regime gezielt unterstützt wurde – hunderte ihrer jüdischen Nachbarn und plünderten deren Häuser und Geschäfte. Den Juden wurde die Schuld am Sieg der Briten über irakische Putschisten im Mai 1941 gegeben, die eng mit Hitler-Deutschland verbunden waren.
Shlomos Familie wanderte nach Israel aus, als er 13 Jahre alt war. Mit 15 Jahren zog er in das Kibbuz Kissufim, in dem er in der Landwirtschaft und als Handwerker arbeitete. Mit seiner Frau Mazal gründete er dort vor 60 Jahren eine Familie. Im hohen Alter musste er nochmals die Grausamkeiten eines Terrorangriffs miterleben. Hamas-Terroristen brachen am Morgen in sein Haus ein, fesselten und schlugen ihn und verschleppten ihn im Schlafanzug in seinem eigenen Auto nach Gaza, seine Frau konnte sich noch in Sicherheit bringen. Bis heute hat die Familie kein Lebenszeichen von Shlomo Mantzur und weiß nicht, ob er im März dieses Jahres seinen 86. Geburtstag noch erlebt hat. Sollte er noch am Leben sein, ist er die älteste Person unter den noch im Gazastreifen festgehaltenen etwa 100 Geiseln.