Am 23. September 1939 um 13.35 Uhr ermordete die SS im KZ Dachau Maksymilian Daron. Der Landwirt aus Witków, der mit seiner Frau Anna zwei Kinder hatte, wurde nur 44 Jahre alt. 85 Jahre später wird seiner nun an diesem Mittwoch, 12.30 Uhr, in der Dachauer Versöhnungskirche gedacht.
Der Transport, zu dem neben dem Familienvater Daron 73 weitere Gefangene gehören, ist damals nicht der erste aus Polen. Bereits am 16. September waren 25 Männer eingeliefert worden. Diese ersten Häftlinge aus Polen vom September 1939 waren in den westlichen Regionen ihres Heimatlandes wenige Tage nach dem Einmarsch der Wehrmacht als politische Gegner in sogenannte Schutzhaft genommen worden.
Sie stammten aus Ostoberschlesien, Posen, Westpreußen, Pommerellen und Pommern. Bis auf wenige Protestanten waren alle katholisch. Viele Berufe waren vertreten: Landwirte, Arbeiter, Handwerker, Studenten, Kaufleute, Fabrikbesitzer, Gutsbesitzer, Musiker und katholische Priester, unter ihnen Ignacy Geppert aus Naklo.
Am 23. September kam er mit Maksymilian Darons Transport ins KZ Dachau. Am 26. September wurde er im Rahmen der zeitweisen Räumung des Häftlingslagers ins KZ Buchenwald verlegt. Die SS nutzte das Gelände einige Monate zur Ausbildung der SS-Division „Totenkopf“. Am 6. Dezember 1940 erfolgte die Zurückverlegung von Ignacy Geppert nach Dachau, wo er am 21. Juli 1942 im Alter von 58 Jahren ermordet wurde. Auch an ihn wird in der Gedenkandacht mit einer Kurzbiografie erinnert.
Bis zur Befreiung des Lagers litten insgesamt mehr als 40 700 Menschen aus Polen im KZ Dachau, unter ihnen fast 10 000 jüdische Häftlinge. Die polnischen Häftlinge waren im KZ Dachau die größte nationale Gruppe. Waren es zunächst nur männliche Gefangene, so wurden in den letzten Kriegsjahren auch etwa 1600 Frauen aus Polen nach Dachau verschleppt. Von den polnischen Häftlingen wurden im Dachauer KZ-System mindestens 8390 ermordet.
Kirchenrat Björn Mensing, Pfarrer und Historiker an der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, ist es laut einer Pressemitteilung ein persönliches Anliegen, an Maksymilian Daron und Ignacy Geppert zu erinnern. Denn sein Großvater Konrad Mensing war von 1940 bis 1945 Kommunalverwaltungsbeamter im von den Nationalsozialisten besetzten polnischen Gebiet, das sie in „Warthegau“ umbenannten.
Von seinen familiengeschichtlichen Recherchen in Polen wird Pfarrer Mensing ausführlich beim Workshoptag „Nazis in der eigenen Familie?“ am Samstag, 12. Oktober, 10 bis 17 Uhr, berichten. Um Anmeldung im Büro der Versöhnungskirche wird bis Montag, 7. Oktober, gebeten. Die Teilnehmendenzahl ist begrenzt, damit alle individuelle Hilfestellung zur kritischen Recherche der eigenen Familiengeschichte in der NS-Zeit erhalten können.
Der Gedenkfeier am Mittwoch wird neben dem polnischen Generalkonsul Rafał Wolski auch Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, beiwohnen.