Süddeutsche Zeitung

Sportvereine:Stadt investiert mehr Geld für umweltfreundliche Kunstrasenplätze

Die Stadt investiert insgesamt 120 000 Euro mehr, damit am ASV und beim TSV Dachau 1865 umweltfreundlichere Kunstrasenplätze angelegt werden können.

Von Petra Schafflik, Dachau

Die beiden Kunstrasenplätze, die derzeit für die beiden großen Dachauer Sportvereine ASV und TSV Dachau 1865 in Planung sind, sollen in einer umweltverträglichen Variante ausgeführt werden. Diese sogenannte unverfüllte Ausführung, die ohne loses Kunststoffgranulat auf der Rasenfläche auskommt, ist zwar etwas teurer als die bisher üblichen Standardplätze. Doch der finanzielle Mehraufwand von rund 60 000 Euro pro Spielfeld ist bei Gesamtkosten von 1,3 Millionen Euro (TSV) und 1,4 Millionen Euro (ASV) überschaubar.

Den Stadträten jedenfalls ist der Schutz der Umwelt diesen Aufpreis wert. Einstimmig wurde für beide Vereine der städtische Zuschuss in Höhe von einer Million Euro (TSV) und 1,1 Millionen Euro (ASV) beschlossen. Nun sollen die Projekte, für die bereits vorbereitende Rodungen durchgeführt wurden, auch zügig realisiert werden. "Sonst kommen wir wieder in den Winter hinein", mahnte der Sportreferent des Stadtrats, Günter Dietz (CSU).

Schädigen Kunstrasenplätze die Umwelt?

Kunstrasenplätze, die sich wegen ihrer Robustheit im Amateursport großer Beliebtheit erfreuen, sind in jüngster Zeit in Verruf geraten. Denn laut aktuellen Forschungen des Fraunhofer-Instituts Osnabrück sind diese Spielflächen die drittgrößte Quelle für Mikroplastik in der Natur. Vor allem das lose auf die künstliche Rasenfläche aufgestreute Granulat bildet gerade in Gewässernähe eine Gefahr für Verunreinigungen. Die feinen Kunststoffperlen werden auf die künstliche Wiese aufgebracht, damit sich die Flächen ähnlich wie natürliche Fußballplätze bespielen lassen. Doch die Kügelchen werden bei Regen oder Wind abgetragen und gelangen in die Umwelt.

Zusätzlich erzeugt auch der mechanische Abrieb an den Halmen im Trainingsbetrieb noch Mikroplastik, informierte Landschaftsplaner Michael Luska die Stadträte. Die Menge sei im Gegensatz zum Granulat aber vernachlässigbar, entspräche "dem Abrieb der Schuhsohle beim Gehen". Vor dem Hintergrund dieser Problematik hat der Stadtrat in seiner Sitzung im April entschieden, dass die Vereine sich Gedanken machen sollen über technische Alternativen zum üblichen Standard-Kunstrasenplatz. Die gibt es durchaus, wie Planer Luska erläuterte. Auch wenn sie nicht ganz so einfach zu finden sind. Denn auch einige Alternativen haben ihre Schwächen.

"Machbar und unwesentlich teurer"

Eine Mischung aus Kunststoff- und Naturrasen gelte wegen der schwierigen Entsorgung als weniger geeignet. Bei Spielfeldern auf Korkbasis, nach denen sich Sportreferent Dietz erkundigte, könnte der natürliche Werkstoff aus Raubbau stammen, die aufgebrachten Fungizide ebenfalls die Umwelt schädigen und schließlich Schimmel zum Problem werden, sobald diese Schutzschicht ausgewaschen ist. Überzeugen können laut Luska dagegen Kunstrasenplätze, die auf das lose Granulat verzichten. Gute Spieleigenschaften werden hier durch unterschiedlich gekräuselte Halme erreicht. Diese Beläge würden in Europa seit 2005 verbaut.

"Es gibt viele Referenzen, die Haltbarkeit ist die gleiche", sagte der Landschaftsplaner. Der Hersteller gebe die übliche Gewährleistung. Eine Lösung, die überzeugte. "Machbar und unwesentlich teurer", sagte Umweltreferentin Sabine Geißler (Bündnis für Dachau). Ein Fazit, dem sich die Stadträte im Ausschuss einstimmig anschlossen.

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Quelle:
SZ vom 15.05.2019
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