Lockerungen:Ein Stück Kultur ist zurück

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Etliche Monate herrschte in der Gemäldegalerie gähnende Leere, nun dürfen endlich wieder Besucher eingelassen werden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit Montagmorgen dürfen Museen, Galerien und Gedenkstätten im Landkreis wieder öffnen. Ein Besuch in der Gemäldegalerie zeigt: Es wurde Zeit.

Von Veronika Forche, Dachau

Seit nicht mal einer Stunde hat die Gemäldegalerie in der Dachauer Altstadt am Dienstagmorgen wieder geöffnet, da steht Vogl Voswinckel schon im Foyer. "Ich war unter den Ersten heute Vormittag. Die letzten Tage habe ich ständig die Inzidenzwerte angeschaut und gehofft, dass die Zahlen nicht mehr nach oben gehen, damit die Galerie wieder öffnen darf. Es war wie ein Entzug. Es hat einfach etwas gefehlt", erzählt sie. Ihre Jahreskarte wird sie von jetzt an hoffentlich mehr nutzen können als in den vergangenen Monaten.

Es ist der erste Tag nach dem Lockdown, seit November waren die Türen der Museen geschlossen. Doch nun gibt es einen Lichtblick. Seit Montag, 8. März, dürfen Museen, Galerien und Gedenkstätten im Landkreis bei einer stabilen 7-Tage-Inzidenz unter 50 wieder besucht werden. "Wir freuen uns alle, dass wir endlich wieder offen haben. Zum Schluss war ich sehr ungeduldig, ich hatte ein echtes Defizit", sagt Elisabeth Boser, Geschäftsleiterin des Zweckverbands Dachauer Galerien und Museen. Sie sagt: "Kunst ohne Menschen ist nichts, sie lebt von den Besuchern." Mithilfe des ausgearbeiteten Hygienekonzepten könnte das in Zukunft hoffentlich wieder möglich sein.

"Es ist übersichtlich und nicht so überfüllt"

Besucht man zum Beispiel die Gemäldegalerie, erfolgt am Eingang die Registrierung. Erst danach geht es - vorbei an einen Desinfektionsmittel-Spender - zu den Werken. Aktuell ist unter anderem einer Ausstellung über eine Künstlerkolonie an der Nordsee zu sehen. Dabei gilt neben der absoluten Maskenpflicht eine Art Einbahnstraßenregelung für alle Besucher. "Wir haben versucht, es so einfach wie möglich zu halten und dennoch sehr sicher", sagt Boser. Bis zu zwanzig Leute dürfen gleichzeitig das Museum in Dachau besuchen, momentan auch ohne Voranmeldung. Das könnte sich jedoch ändern, sollten die Inzidenzwerte steigen und Ansammlungen zu groß werden.

Geht man aber an diesen Tagen durch die leeren Gänge, fühlt es sich fast an, als habe man das die Galerie ganz für sich allein. Niemand, der den Blick auf eines der Gemälde verdeckt. Kaum Menschen, die beim Vorbeigehen im Weg stehen oder durch lautes Reden stören. Das Einbahnstraßensystem hat große Vorteile, finden so manche Besucher - und die Öffnung der Museen ihre Berechtigung. "Es ist übersichtlich und nicht so überfüllt. Das Immunsystem ist doch immer abhängig von Stress. Wenn ich hier bin, ist das für mich eher ein Stressabbau. Ich denke, im Supermarkt ist die Chance, sich anzustecken, größer", sagt Voswinckel.

"Es tut einfach gut, ein Stück Kultur zurückzuhaben"

Auch Gertrud Schmidt-Podolsky und Silvia Kalina schlendern durch die Galerie und sind von dem Hygienekonzept begeistert: "Wir tragen FFP2 Masken, halten Abstand und es gibt eine Lüftung. Wenn es hier nicht passt, wo dann?" Viele Regeln seien nicht nachvollziehbar, besonders die lange Schließung der Museen können die beiden nicht verstehen. "Wir haben nur darauf gewartet, wieder mal etwas Anderes zu sehen. Es tut einfach gut, ein Stück Kultur zurückzuhaben."

Man merkt, wie sehr sie alle auf die Öffnung hingefiebert haben - dreieinhalb Monate, wenn man es genau nimmt. Die Sonderausstellung "Katwijk aan Zee. Eine Künstlerkolonie an der Nordsee" war ursprünglich für November geplant gewesen, nun konnte sie am 9. März beginnen und geht bis 24. Mai. "Sie ist uns fast schon fest angewachsen, so lange wie sie bereits steht", sagt Elisabeth Boser und lacht. Es sind vor allem die Farben und das besondere Licht, in dem die Bilder der Künstlerkolonie das Leben der Einwohner und deren Naturverbundenheit zeigen, die begeistern. "Es weckt die Lust aufs Reisen", findet Kalina. Auch Kulturamtsleiter Tobias Schneider sieht darin eine "wunderschöne Ausstellung", die ihre beste Zeit im Winter aufgrund des Lockdowns verpasst hat. Er ist sich sicher: "Die Öffnung freut mich deshalb sehr. Es sind erste Schritte für die Kultur und Bereiche, in denen es durchaus vertretbar ist."

© SZ vom 11.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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