Nationalsozialismus:"Jeder Quadratmeter wurde mit dem Leben eines Häftlings bezahlt"

Nationalsozialismus: Das Gelände der ehemaligen SS-Plantage in Dachau: Die Gewächshäuser rotten heute vor sich hin.

Das Gelände der ehemaligen SS-Plantage in Dachau: Die Gewächshäuser rotten heute vor sich hin.

(Foto: Toni Heigl)

Die renommierte Wissenschaftlerin Anne Sudrow liefert in ihrer Studie zum "Kräutergarten" neue Erkenntnisse zu den Strukturen der mörderischen Plantage.

Von Thomas Radlmaier

Es ist noch früh am 25. März 1941, als ein junger SS-Mann seinen Schäferhund von der Leine lässt. Der Blockführer nimmt das Tier täglich mit zur "Plantage", wo die Häftlinge schuften, bis sie auf dem Acker zusammenbrechen. An diesem Morgen ist auch ein Arbeitskommando mit etwa 200 Juden eingesetzt. Unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen sollen sie den feuchten und schweren Moorboden umbrechen, damit hier Pflanzen wachsen können. Die meisten Gefangenen sind so unterernährt, dass sie sich kaum auf den Beinen halten können. Der Blockführer hetzt trotzdem seinen Hund auf die Hintersten in der Gruppe. Der tschechische Häftling Karel Kasak beobachtet die Szene. Später schreibt er in sein Tagebuch: "Der Hund packte die Juden am Hosenbein, und diese - schrecklich abgemagert und todmüde - fielen wie die Fliegen."

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