Dachau:Kosmetik für die Kanzlerin

Auf den Plakaten, die ihren Auftritt auf dem Dachauer Volksfest ankündigen, sieht Angela Merkel keinen Tag älter aus als 40. Ist die Kanzlerin vielleicht auch dem grassierenden Jugendwahn unserer Gesellschaft erlegen?

Von Helmut Zeller

Dachau: Ist sie das wirklich? Angelika Merkel auf dem Ankündigungsplakat.

Ist sie das wirklich? Angelika Merkel auf dem Ankündigungsplakat.

(Foto: Toni Heigl)

Die Aufregung in Dachau ist groß. In diesen Tagen fragte jemand in der SZ-Redaktion gar nach Eintrittskarten: Die Bundeskanzlerin kommt. Aber ist sie das überhaupt? Die Dame auf dem Plakat, das die CSU in Stadt und Landkreis vor ihrem Wahlkampfauftritt massenhaft verteilt, sieht Angela Merkel zwar zum Verwechseln ähnlich, ist aber gut zwanzig Jahre jünger. Eine Nachfrage in der CSU-Geschäftsstelle bringt Klarheit: Sie ist es tatsächlich. Nur glaubten offenbar besonders gewitzte Wahlkampfmanager der Partei, das Konterfei der Politikerin müsse auf jung getrimmt werden. Deshalb schaut sie die Dachauer ohne Falten und mit mädchenhaftem Augenaufschlag an, ganz so, als stünde sie noch unter den Fittichen ihres Ziehvaters Helmut Kohl.

Aber diese politische Liaison ist längst schon Geschichte, auch ihr etwas unschönes Ende, als Merkel in der CDU-Spendenaffäre ihrem Mentor den Thron wegtrat. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Auch andere Parteien unterziehen ihre Kandidaten für die Landtags- und Bundestagswahlen einer Verjüngungskur. Das leuchtet vielleicht noch bei der SPD ein, die bei ihren üblichen Grabenkämpfen im Vorfeld von Wahlen - denken wir doch nur an den Ullmannschen Putsch im Dachauer Ortsverein, - schon wieder ganz alt aussieht.

Aber die Bundeskanzlerin? Na, das muss sie selbst mit sich und ihren Wahlkampfstrategen klären. Das Bundeskanzleramt möchte aber doch bitte den Dachauern zwei wiederkehrende Fragen beantworten. Ist die Kanzlerin vielleicht auch dem grassierenden Jugendwahn unserer Gesellschaft erlegen? Mit all seinen negativen Folgen für die älteren Menschen in Deutschland - Diskriminierung, Ausgrenzung, Armut. Oder denkt die Kanzlerin der politischen Debatte über Gleichberechtigung und Frauenquote zum Trotz, nur Männer müssten sich ihrer Falten nicht genieren? Oder ist es ganz einfach: Politiker und ihre Wahlkampfberater glauben mittlerweile eben, dass das dumme Wahlvolk sich doch nur allzu gerne täuschen lässt?

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