Kommunalwahl in Dachau:Kreistag wird größer und grüner

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Der Sitzungssaal im Landratsamt. (Foto: Toni Heigl)

Die Gewinner der Wahl sind die Grünen, die auf zwölf Sitze verdoppeln. Die CSU bleibt aber stärkste Kraft im Kreistag. Elf Gruppierungen sitzen in dem neuen Gremium.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Der Dachauer Kreistag wird größer und vor allem bunter. Im Zuge der Kommunalwahl 2020 ziehen 70 Kommunalpolitiker von elf verschiedenen Gruppierungen in das Gremium ein. Bisher saßen 60 Vertreter von sieben Parteien im Kreistag. Neu sind die AfD, das Bündnis für Dachau, die Linke/Die Partei und der politische Verein "Wir".

Der eindeutige Wahlsieger im Landkreis Dachau sind die Grünen. Während CSU, SPD und Freie Wähler im Vergleich zur Kommunalwahl vor sechs Jahren nun Prozentpunkte verlieren, gewinnt die Ökopartei deutlich an Stimmen hinzu und kommt auf 16,6 Prozent. Damit wächst ihre Fraktion um mehr als das Doppelte auf zwölf Sitze. Die Grünen sind fortan die zweite politische Kraft hinter der CSU. Die besten Ergebnisse holten die Grünen in Haimhausen (24,9 Prozent) und Röhrmoos (23). "Das ist toll", sagt eine überglückliche Marese Hoffmann, die Fraktionssprecherin. Sie hoffe, dass die Grünen nun öfter Mehrheiten für Anträge bekommen. "Beim Klimaschutz ist noch Luft nach oben", so Hoffmann.

"Beim Klimaschutz ist noch Luft nach oben"

Gleichwohl bleibt die CSU nach wie vor der Taktgeber im Dachauer Kreistag. Nach der ungefährdeten Wiederwahl von Landrat Stefan Löwl holten die Christsozialen nun bei der Kreistagswahl 39,1 Prozent der Stimmen. Das sind zwar um fast fünf Prozentpunkte weniger als bei der vergangenen Wahl. Doch da ab der neuen Wahlperiode der Kreistag nicht mehr 60, sondern 70 Sitze hat, gewinnt die CSU trotz Verluste einen Sitz hinzu. Mit 27 Mandatsträgern stellt die CSU die mit Abstand größte Fraktion im Dachauer Kreistag. "Das ist ein sehr passables Ergebnis. Wir sind weiterhin die stärkste Kraft im Landkreis", sagt Fraktionssprecherin Stephanie Burgmaier. "Der Landrat hat uns allen einen guten Rückenwind gegeben." Sie persönlich freue, dass die CSU-Fraktion nun acht Frauen in ihren Reihen hat. Die besten Ergebnisse bekommen die Christsozialen traditionell auf dem Land. In Pfaffenhofen und Sulzemoos hat mehr als jeder zweite die CSU gewählt, in der Stadt Dachau dagegen nur jeder dritte.

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Kommentar von Thomas Radlmaier

Die Sozialdemokraten haben bei der Oberbürgermeister- und Stadtratswahl in Dachau mit herausragenden Ergebnissen triumphiert. Doch im Landkreis hat die SPD einen schweren Stand. Zwar fährt sie in der Stadt Dachau mit 19,9 Prozent ihr bestes Kreistagswahlergebnis ein, aber insgesamt verliert sie mehr als sechs Prozentpunkte und kommt nur noch auf 12 Prozent. Damit schrumpft auch die Fraktionsstärke. Acht Genossen sind nun im Kreistag vertreten, bisher stellte die SPD elf Kreisräte. "Das ist schade", sagt Fraktionssprecherin Marianne Klaffki. Die SPD habe in den vergangenen sechs Jahren gute Arbeit geleistet. "Wir haben Duftmarken gesetzt und immer wieder Mehrheiten für unsere Anträge bekommen." Es sei ärgerlich, dass sich das nicht im Wahlergebnis niedergeschlagen habe. "In der Fraktion muss sich nun jeder stärker einbringen." Neu in der SPD-Fraktion sind Bernhard Goodwin aus Karlsfeld und Dennis Behrendt aus Dachau.

"Das Wahlergebnis ist sehr enttäuschend"

Auch die Freien Wähler zählen zu den großen Verlierern dieser Kreistagswahl. Sie hatten sich eigentlich vorgenommen, die Fraktion auszubauen, die bisher aus zehn Kreisräten bestand. Auch vor dem Hintergrund, dass der Kreistag nun insgesamt mehr Mandate hat. Doch nun müssen sie bittere Verluste hinnehmen und kommen nur noch auf 10,8 Prozent. Das entspricht acht Sitzen. "Das Wahlergebnis ist sehr enttäuschend", sagt Fraktionssprecher Michael Reindl. Besonders schmerzlich ist, dass langjährige und bekannte Kreisräte wie Michaela Steiner und Franz Eichinger von aussichtsreichen Listenplätzen nach hinten durchgereicht wurden und nun ausscheiden. Auch Josef Baumgartner und Hubert Güntner verlieren ihre Mandate. "Das bedauere ich sehr", sagt ein niedergeschlagener Reindl. Auch Petershausens Bürgermeister Marcel Fath, der auf dem dritten Listenplatz ins Rennen ging, hat es nicht geschafft. Reindl glaubt, dass der Zugewinn der Grünen und die vielen neuen kleinen Parteien den Freien Wählern Stimmen gekostet haben könnten.

Die AfD zieht erstmals in den Dachauer Kreistag ein und landete bei 5,6 Prozent. Die Rechtspopulisten bekommen vier Mandate. In Odelzhausen haben 8,1 Prozent und in Hilgertshausen-Tandern 7,7 Prozent der Wähler ihre Stimme der AfD gegeben. Neu im Kreistag ist auch das Bündnis für Dachau, das zwei Vertreter in den Kreistag entsenden kann. Und für die Linke/Die Partei zieht Jonathan Westermeier, Sprecher der Dachauer Ortsgruppe von Fridays for Future, in den Kreistag ein. Auch der Dachauer Stadtrat Wolfgang Moll schafft es mit seinem politischen Verein "Wir" beim ersten Versuch in das Kreisgremium.

Während ÖDP und Freie Wähler Dachau prozentual leichte Verluste hinnehmen müssen, gewinnt die FPD prozentual marginal hinzu. Im neuen Dachauer Kreistag ist wieder ein Liberaler vertreten.

© SZ vom 18.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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