Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Dachau:Die Angst vor der Stichwahl

Bis März 2020 vergeht noch viel zeit. Wenn es aber zum Stechen kommt, hat Oberbürgermeister Florian Hartmann mit der überparteilichen Allianz aber die besten Voraussetzungen.

Kommentar von Helmut Zeller

Es geht um die Stichwahl. Bei bisher vier Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt könnte es wie in der Kommunalwahl vor sechs Jahren im März 2020 dazu kommen. Auch damals stellten sich vier Bewerber zur Wahl - und noch ist nicht ausgemacht, ob nicht noch ein Kandidat antritt. Für die CSU endete die folgende Stichwahl 2014 mit einer krachenden Niederlage - nach Jahrzehnten verlor sie das Dachauer Rathaus an die Sozialdemokraten. SPD, Grüne und Bündnis für Dachau fürchten eine Stichwahl, weil sie nicht wollen, dass es für sie am Ende so ausgeht wie damals für die CSU. Der amtierende Oberbürgermeister Florian Hartmann ist zwar bei den Wählern populär. Er galt nach seinem Wahlsieg 2014 geradezu als Lichtgestalt der unverhofften kommunalpolitischen Wende. Der Ausgang von Kommunalwahlen aber ist schlecht einzuschätzen, auch vergeht bis März 2020 noch viel Zeit. Wenn Hartmann in eine Stichwahl muss, dann bietet ihm die parteiübergreifende Allianz die besten Voraussetzungen. Vielleicht aber behauptet er sich mit den Stimmen der Wähler von Grünen und Bündnis schon im ersten Wahlgang.

Die Rechnung könnte - so oder so - aufgehen. Das bürgerliche Lager schwächt sich mit gleich drei Kandidaten selbst. Vor allem ÜB-Bewerber Peter Gampenrieder, der schon fleißig Wahlkampf macht und über großes Ansehen verfügt, dürfte Peter Strauch (CSU) Stimmen wegnehmen. Einige, durchaus nicht zu verachtende Prozentpunkte werden auch Markus Erhorn, dem Kandidaten der Freien Wähler Dachau, zufließen. Die Grünen haben an dem Wahlbündnis für Hartmann sicherlich nicht leichten Herzens geschmiedet - in den vergangenen Wahlen für Bundestag, Landtag und Europaparlament verzeichneten sie auch im Landkreis große Stimmenzuwächse.

Nun lassen sich die guten Ergebnisse der Grünen nicht einfach auf Kommunalwahlen übertragen, aber ein eigener Kandidat hätte vom Aufwind der Partei schon profitiert, zu Lasten jedoch von Hartmann. Die Entscheidung für das Wahlbündnis spricht für den kommunalpolitischen Realitätssinn der Grünen, den man ihnen früher gerne abgesprochen hat, - und sie zeigt ihre Entschlossenheit, eines zu verhindern: Einen Oberbürgermeister der CSU in Dachau. Für die Christsozialen ist die Allianz kein gutes Zeichen.

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Quelle:
SZ vom 21.10.2019
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