Süddeutsche Zeitung

Dachau:Klimaschutz im Betrieb

Umweltpakt-Bayern-Urkunde für zwei Dachauer Unternehmen

Von Felix von den Hoff / Arthur Weht, Dachau

Zwei Unternehmen aus dem Landkreis, die sich in vorbildlicher Weise für den Klimaschutz einsetzen, sind mit der Klima- und Umweltpakt-Urkunde Bayern ausgezeichnet worden. Landrat Stefan Löwl (CSU) überreichte die Urkunden an Peter Schiller, Geschäftsführer der seit 2007 in Karlsfeld beheimateten Kiesmüller Korrosionsschutz GmbH, sowie Malermeister Matthias Schöller aus Petershausen.

In den Werkstätten der Kiesmüller Korrosionsschutz GmbH dreht sich alles um die Veredelung von Metall. Von Sandstrahlen über Verzinken bis hin zu Lackierungen aller Art werden die Zugfronten von Regionalbahnen, Heizungen oder Kleinstteilen aus Metall bearbeitet - ein in vielen Teilen energieaufwendiger Prozess, der nun nachhaltiger gestaltet wird. Ein System zur Nutzung von Regenwasser ist ebenso im täglichen Arbeitsablauf integriert wie der Gebrauch von Wasserlack, der einen vergleichsweise geringen Anteil an umweltschädlichen Lösungsmitteln enthält. Von den 3000 Kunststoffeimern im Jahr, in denen im Betrieb früher die Lacke gemischt wurden, ist das Unternehmen auf zwanzig Edelstahleimer umgestiegen, die die etwa zwanzig Mitarbeiter nun immer wieder verwenden können.

Für seine Produktionskabinen hat Schiller außerdem eine effizientere Lampenbatterie entwickelt, weil Lichtsysteme viel Energie benötigen. Das nützt nicht nur der Umwelt sondern auch dem Betrieb: "Wenn man als Unternehmen Umweltschutz betreibt, geht das eigentlich immer automatisch mit Einsparungen in der Firma einher", sagt Schiller. Aber das ist nicht die einzige Triebfeder für seine kreativen Lösungen: "Ich hinterlasse meiner Tochter ja auch eine Umwelt."

Matthias Schöller, Malermeister aus Petershausen, liegt es ebenfalls am Herzen umweltfreundlich zu arbeiten. "Einfach weil ich es richtig finde." Schöller bezieht ausschließlichen Ökostrom, aber natürlich hat er noch weiter reichende Maßnahmen ergriffen: In seinem Keller führt er eine sogenannte Spaltanlage vor. Sie ist vergleichbar mit einem großen Waschbecken, an dem Pinsel, Roller und Material, das mit Dispersionsfarbe in Kontakt gekommen ist, ausgewaschen werden können. Der Clou ist, dass bei dem anschließenden Prozess das verunreinigte Wasser und die darin enthaltenen Farbanteile so gründlich voneinander getrennt werden - nämlich bis zu 99 Prozent - dass am Ende quasi Trinkwasser im Abfluss ankommt. Die Farbanteile werden aufgefangen und ausgetrocknet, so dass sie im Hausmüll entsorgt werden können. Normalerweise wäre für diesen Vorgang auch das Verwenden einer Absetzanlage möglich, dabei fließt das Wasser durch mehrere Wasserbecken hintereinander, die Farbanteile setzen sich nach und nach ab. Der gewünschte Effekt wäre aber deutlich geringer, erläutert der Malermeister aus Petershausen.

Mit solchen und anderen Maßnahmen geht Schöller weit über die bestehenden Vorgaben für den Umweltschutz hinaus. Bei ihm seien Lieferanten regelmäßig überrascht beziehungsweise überfragt, wenn es um Detailfragen zur Nachhaltigkeit ihrer Ware gehe. Eine Erfahrung, die der andere Preisträger, Peter Schiller, ebenfalls immer wieder gemacht hat. Die erfolgreiche Teilnahme stellt für den Petershausener Maler jedoch bloß einen allerersten Schritt dar. Für nächstes Jahr hat er sich vorgenommen, eine Umwelt-Zertifizierung durchführen zu lassen und sich nach Möglichkeit schon bis Ende 2022 CO₂-neutral aufzustellen. Anders als der Umweltpakt-Preisträger aus Karlsfeld erwartet sich Schöller keine wirtschaftlichen Vorteile von den Maßnahmen. "Aber ich glaube dem Thema kann man sich einfach nicht mehr entziehen."

Vergeben wird die Umweltpakt-Urkunde seit 1995. Ziel ist es, Unternehmen und staatliche Einrichtungen zu motivieren, in besonderem Maße Klimaschutz umzusetzen. Aktuell nehmen 1480 Unternehmen in ganz Bayern daran erfolgreich teil.

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Quelle:
SZ vom 28.10.2021
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