Dachau:Klassik-Crossover

Nach Christoph Willibald Ritter von Gluck feiert Jürgen Rothaug jetzt Wolfgang Amadeus Mozart. Mit einer als Gesamtkunstwerk geplanten konzertanten Inszenierung der Zauberflöte.

Von Adolf Karl Gottwaldund Wolfgang Eitler, Dachau

Jürgen Rothaug inszeniert im Stil eines Regisseurs, der auf synästhetische Effekte und generationsübergreifende Akzente setzt. Der Zusammenklang von Bild und Musik ist ihm besonders wichtig. Nicht aber nur in Form eines Bühnenbilds, sondern durch die Präsentation bildender Kunst als eigenständiges Medium, das sich mit der Musik verbindet. Vor allem strebt aber Rothaug an, junge Leute in seine Inszenierungen als Sänger, Instrumentalisten und Schauspieler einzubinden. Und außerdem ist der Musiker und Musiklehrer Regisseur der groß angelegten, weitläufigen Inszenierungen. So hat er den 300. Geburtstag von Christoph Willibald Gluck mit der Aufführung einer Oper auf der MD-Industrieruine gefeiert. Ein solcher Abend geht schon mal an die drei Stunden. Musikalisch ist Rothaug ein Grenzgänger, weil er unterschiedliche Stile mischt. In seinen Worten: "Von Klassik bis peppig."

Nach Gluck vor zwei Jahren ist jetzt Mozarts Zauberflöte an der Reihe. Ähnlich findigen Werbetexten lautet der Titel "Von Mozart zu Popart." Rothaug kündigt für Samstag, 25. Juli, und Sonntag, 26. Juli, an: "Der Abschluss des ersten Teils des szenischen Konzerts soll eine Vermischung eines Chors aus dem Film ,Tanz der Vampire' mit einem Mozart-Chor sein." Außerdem peppt er die Musik kulinarisch auf: "Dazu gibt es Mozart-Kugeln."

Eines muss man Jürgen Rothaug zugestehen: Diese Crossover aus Klassik und Pop faszinieren viele junge Musiker und Musikerinnen aus dem Landkreis, wie Nico Stegmann oder Magdalena Nauderer, die bei mehreren Konzerten von Rothaug schon dabei waren und diesmal als Papageno und Papagena auftreten. Den groß angekündigten Werbetermin Mitte März, um neue, vor allem junge Musiker zu rekrutieren, erlebte Rothaug als Bestätigung.

Dachau: Jürgen Rothaug hat auch die Grundschüler von Dachau-Ost in sein Gesamtkunstwerk "Mozart meets Popart" eingebunden.

Jürgen Rothaug hat auch die Grundschüler von Dachau-Ost in sein Gesamtkunstwerk "Mozart meets Popart" eingebunden.

(Foto: Toni Heigl)

Der erste Teil des Konzerts orientiert sich vor allem an der Zauberflöte, wobei Jürgen Rothaug eine eigene Bearbeitung ankündigt. Obendrein verändert er das Ambiente vom Märchen- zum Dirndlstil. Der zweite Teil des Abends spannt einen Bogen von den Comedian Harmonists bis zu Beethovens Chorfantasie opus 80 in einer "Pop-Fassung". Das englische Wort "Crossover" drückt den künstlerischen Ansatz präzise aus. Der Begriff ist kaum ins Deutsche zu übersetzen. Was Rothaug anstrebt ist ein "Klassik-Crossover", auch mit dem Ziel, junge Menschen und neue Schichten als Zuhörer für die Klassik zu gewinnen.

Am Wochenende überhöht er seine Idee des Zusammenklangs unterschiedlicher Bereiche, indem er nicht nur bildende Künstler an der Inszenierung teilhaben lässt, sondern zwei Mitglieder des Malkreises von Jessica Appler vom Franziskuswerk Schönbrunn für geistig behinderte Menschen mitmachen lässt. Deshalb heißt es auf dem Plakat nicht mehr: "Fest der Generationen", sondern offiziell: "Fest der Inklusion". Der Musiker will die Idee der uneingeschränkten Teilhabe behinderter Menschen an der Gesellschaft, so die Bedeutung des Worts "Inklusion", auf die Bühne bringen.

Dachau: Er wartet schon gespannt auf das Wochenende, wenn auf dem MD-Gelände Mozart gelingt.

Er wartet schon gespannt auf das Wochenende, wenn auf dem MD-Gelände Mozart gelingt.

(Foto: Toni Heigl)

Den Ort dazu empfindet er als ideal. Denn er betont seiner Ansicht nach den Werkstattcharakter seines künstlerischen Ansatzes: Das ehemalige Papierlager auf dem MD-Gelände am Rande der Altstadt, das bekanntlich für die Konversion in einen neuen Dachauer Stadtteil vorgesehen ist. Regisseur Jürgen Rothaug schwärmt: "Wunderbar dieser Ort. Großzügig. Und wenn es draußen heiß ist, erwartet uns ein angenehmes Klima. Ideal für die Künstler."

Jürgen Rothaug ist 1944 geboren, hat an der Musikhochschule in Würzburg studiert, war Musiklehrer, Chorleiter, lebt in Bergkirchen und versteht sich als "Ideengeber". Man kann auch sagen "Inspirator". Und so zeigt er sich vor der Premiere enthusiastisch, dass er bei Paul Beittel, Tenor im Ensemble Cantori, dessen "Fähigkeit zum Countern" gefördert habe. "Er macht das wunderbar". Beittel übernimmt die Rolle eines der drei Knaben in der Zauberflöte.

"Mozart meets Popart - Music-Inclusion", Samstag, 25. Juli, 19 Uhr, und Sonntag, 26. Juli, 17 Uhr, MD-Gelände in Dachau, Papierlager, Eingang über Ostenstraße, Karten: Buchhandlung Wittmann Altstadt Dachau, Flair Fashion, Bahnhofstraße 15 und Abendkasse.

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