Dachau:Saint Peter's Cathedral

Dachau: Kirchenmusikerin Gabriele Schneider hat einen schönen Brauch aus England nach Dachau geholt.

Kirchenmusikerin Gabriele Schneider hat einen schönen Brauch aus England nach Dachau geholt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Evensong ist eine liturgische Form der anglikanischen Kirche. Erstmals war dieses musikalische Abendgebet nun in Dachau zu erleben.

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Es war ein Abendgebet der anderen - und so in Dachaus Kirchen noch nicht erlebten - Art: der Evensong in Sankt Peter. Der Evensong hat in der anglikanischen Kirche eine lange Tradition, die bis heute gepflegt wird, sei es in prachtvollen Kathedralen oder in Universitäten mit perfekten Chören, sei es im eher privaten Umfeld oder kleinen Dorfkirchen. Nun haben Kirchenmusikerin Gabriele Schneider, der Kirchenchor Sankt Peter, der Jugendchor Angels, die Solistinnen Helena Huber und Bettina Löwl sowie Organist Norbert Englbrecht den schönen Brauch nach Dachau geholt.

Im Evensong verschmelzen die klösterlichen Abend- und Nachtgebete Vesper und Komplet zu einer neuen liturgischen Form. Gabriele Schneider hat hierfür vorwiegend Werke englischer Komponisten des elisabethanischen Zeitalters und des Barock, aber auch zeitgenössische Stücke ausgesucht. Alleine das machte diese Abendandacht schon zu etwas Besonderem. Weil die katholische Kirche den Mai als "Marienmonat" feiert, gab es zudem neben einem fast obligatorischen "Magnificat" von Charles V. Stanford (1852-1924) ein wunderbares "Ave Maria" von Giulio Caccini (1551-1618).

Fröhliche Frömmigkeit

Helena Huber sang diese kleine musikalische Kostbarkeit innig und bewegend von der Orgelempore aus. Zusammen mit Bettina Löwl verlieh sie dem üblicherweise in barockem Pomp zu hörenden "Sound the Trumpet" von Henry Purcell (1659-1695) eine fröhliche Frömmigkeit. Damit trafen die beiden Sopranistinnen ins Herz dieser andächtigen Stunde. Dazu gehörte unbedingt das symbolträchtige Anzünden der Osterkerze und die Lesung aus dem Lukas-Evangelium mit der Verkündigungserzählung.

Für Bibelferne: Der Erzengel Gabriel erscheint Maria in ihrem Haus in Nazareth und sagt ihr, dass sie einen Sohn zur Welt bringen wird, Jesus Christus. Was könnte da rein musikalisch betrachtet, schöner sein als ein Magnificat, der Lobgesang Mariens? Magnificat und "Nunc Dimittis", der Hymnus des greisen Simeon auf die Ankunft Jesu, in den Versionen von Charles V. Stanford sang der Kirchenchor Sankt Peter so schön, dass man sich in eine englische Kathedrale versetzt fühlte.

Am Ende einer in jeder Hinsicht guten Stunde blieb der Wunsch, dass die Fürbitten für ein Ende von Krieg und Vertreibung und den Schutz der Umwelt auf Erden - und womöglich im Himmel - Gehör finden könnten. Was noch blieb: die Vorfreude auf einen möglichen weiteren Evensong.

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