Was lange währt, wird endlich gut. So fasst Angela Dirking zusammen, dass sie nach langer Zitterpartie nun endlich die Umbaugenehmigung für die neuen Räumlichkeiten ihres Learning Centers in der Brunngartenstraße hat. Und nicht nur für die Leiterin der Kita ist das ein Grund zur Freude, auch für Eltern und ihre Sprösslinge dürfte das eine gute Nachricht sein, denn schon ab Herbst dieses Jahres stehen damit 20 Kitaplätze mehr zur Verfügung - und weil das Learning Center die einzige bilinguale Einrichtung dieser Art im Landkreis ist, können sich Eltern aus allen Gemeinden bewerben, nicht nur solche, die im Stadtgebiet wohnen.
Ruft man Dirking an, kurz nachdem sie den positiven Bescheid seitens der Stadt erhalten hat, ist ihr die Erleichterung anzuhören. Kein Wunder, will sie sich mit ihrem Learning Center doch schon seit bald neun Jahren vergrößern. Schon mit der Gründung im Jahr 2009 stand für sie fest: Die Räumlichkeiten an der Ecke Augsburger Straße/ Krankenhausstraße können nur ein Provisorium sein. Viele Jahre später kann sich Dirking von dieser Übergangslösung nun endlich verabschieden. Denn mit der Umbaugenehmigung für die Brunngartenstraße können die Bauarbeiten endlich abgeschlossen werden. Wenn jetzt nichts mehr dazwischenkommt, dann wird im Sommer die Eröffnung gefeiert und ab Herbst können dann statt der bislang maximal 25 fortan rund 40 Kinder in zwei Gruppen im Learning Center betreut werden.
Kinderbetreuung:Acht Jahre bis zur neuen Kita
Von 2015 an wollte Angela Dirking die Räume ihres Learning Center Dachau umbauen. Die Genehmigung dafür bekam sie erst, als sie schon neue Räumlichkeiten gefunden hatte. Über die langsam mahlenden Mühlen der Bürokratie in Zeiten von Kitaplatzmangel.
Stellt sich bloß die Frage: Warum hat das alles so lange gedauert? Im Kern ist das Problem, zumindest aus Dirkings Sicht, die überbordende Bürokratie - und auch das Geld. Zuletzt wären ihre Umzugspläne für Herbst 2023 fast daran gescheitert, dass in der Brunngartenstraße keine ausreichend große Außenspielfläche für alle 40 Kinder zur Verfügung steht. Streit entfachte, ob eine Kita einen eigenen Spielplatz braucht oder auch öffentliche Außenflächen nutzen kann. Letztlich einigte sich der Jugendhilfeausschuss des Landkreises aber dann im Oktober doch auf eine Ausnahmeregelung für die Umnutzung von Bestandsgebäuden. Dirking braucht nun keinen riesigen Garten, sie darf eine nahegelegene städtische Wiese als Außenfläche nutzen.
Diese Entscheidung ist mittlerweile schon wieder ein halbes Jahr alt; eine Zeit, die Dirking einmal mehr als "wahnsinnig anstrengend" beschreibt: "Jeder Krimi ist nichts dagegen." Sie habe "richtig Druck" machen müssen, um endlich den Bescheid zu bekommen. Sie sieht die Schuld für die erneute Verzögerung ganz klar bei der Behörde. Fragt man beim zuständigen Stadtbauamt nach, heißt es dort, dass erst Mitte März "noch erforderliche Unterlagen" nachgereicht und "von der Entwurfsverfasserin händische Eintragungen in den Genehmigungsplänen vorgenommen" worden seien. Erst danach habe man die Überprüfung abschließen und schließlich am 11. April den Bescheid erstellen können.
Bis zu 800 Euro muss man bei Dirking für einen Krippenplatz zahlen
Fest steht: Zeit hat Dirking jetzt keine mehr zu verlieren, wenn das mit der Eröffnung bis zum Herbst noch klappen soll - und die Eltern, die bis dahin einen Kitaplatz brauchen, auch nicht. Die 44-jährige Erzieherin jedenfalls ist froh, dass sie zumindest ihr Personal schon beisammen hat, insgesamt sieben Leute hat sie neu eingestellt. Damit kann sie mit mindestens vier Erziehenden pro Gruppe einen deutlich höheren Betreuungsschlüssel gewährleisten als etwa städtische Kitas.
Auch sonst legt Dirking Wert auf die Feststellung, dass die rund 400 Euro im Monat für einen Kitaplatz und bis zu 800 Euro für einen Krippenplatz sich lohnen. Immerhin wüchsen die Kinder nicht nur zweisprachig mit englischen Muttersprachlern auf, auch die Ausstattung entspreche den "allerhöchsten Standards", ganz zu schweigen von zahlreichen Zusatzangeboten - in einer Pressemitteilung ist von Experimentierkursen, Kinderyoga und Knigge-Kursen die Rede. Durch das Mehr an Personal könne sie außerdem Betreuungszeiten "bis 17 Uhr und darüber hinaus" anbieten, verspricht Dirking.
Noch hat das Learning Center freie Plätze
Angesichts des Kitaplatzmangels überrascht es, dass das Learning Center noch Plätze frei hat. Dirking begründet das damit, dass sie bis zur Baugenehmigung nicht offiziell Werbung für ihre Einrichtung habe machen können. Dass sie das nun ändern will, zeigt auch, dass die jüngste Pressemitteilung des Learning Centers von einer Dachauer Werbeagentur versandt wurde, bei der Dirking auch eine neue Homepage in Auftrag gegeben hat - ansonsten wohl eher unüblich, dass Kitaplätze für Geld beworden werden müssen.
Sorgen, dass sie am Ende zu viel Personal und zu wenige Kinder haben wird, muss sich Dirking wohl trotzdem nicht machen. Immerhin ist der Mangel an Kitaplätzen auch in Dachau seit Jahren bittere Realität und wenn am Montag die ersten Zusagen für Kitaplätze seitens der Stadt Dachau an die Eltern rausgehen, dann werden nur gut drei Viertel aller, die sich um einen Platz beworben haben, eine Zusage bekommen - alle anderen bittet der Abteilungsleiter Markus Haberl noch um "ein bisschen Geduld".
Dirking ist klar, dass sie diese Lücke auch mit ihren 20 zusätzlichen Plätzen nicht wird schließen können wird. Würde sie noch einmal den Prozess durchlaufen, um ihre Einrichtung zu vergrößern? "Auf keinen Fall." Zumal die Zitterpartie ja auch jetzt noch nicht final ausgestanden ist: Denn erst, wenn alle Bauarbeiten abgeschlossen sind, voraussichtlich Mitte Juli, kommt das Jugendamt vorbei- in der Regel mit jemandem vom kommunalen Unfallverband - und erst wenn die Sachverständigen nichts auszusetzen haben, kriegt Dirking ihre Betriebserlaubnis. Ein bisschen dauert es also noch, bis der Eröffnung nichts mehr im Wege steht.
Informationen zur Anmeldung fürs Kindergartenjahr 2024/2025 finden interessierte Eltern unter www.learning-center-dachau.de . Zudem lädt das Learning Center am Freitag, 26. April, von 16 bis 18 Uhr zum Tag der offenen Tür ein - wenn auch aufgrund der Bauarbeiten noch am alten Standort in der Augsburger Straße 38.