Jugendrat:Sie engagieren sich für Sport, Demokratie und ein Tabuthema

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Der diesjährige Jugendpreis wird im Jugendzentrum in Dachau-Ost verliehen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Für den Dachauer Jugendpreis 2024 haben sich sechs Initiativen beworben. Den ersten Platz macht das Schüler*innen Büro, das sich für Hygieneartikel in Mädchentoiletten eingesetzt hat - und nun mit dem Landkreis über die weitere Finanzierung streitet.

Von David Schmidhuber, Dachau

Seit 18 Jahren wird der Dachauer Jugendpreis vergeben, dabei ehren Stadt- und Jugendrat außerordentlich engagierte Projekte und Vereine in der Stadt. Dafür bewerben kann sich jeder, der sich besonders für die Dachauer Jugend einsetzt. Und so waren es in diesem Jahr sechs Bewerbungen, aus denen die Jury, bestehend aus jeweils vier Vertretern des Stadtrats und Jugendrats, die drei Preisträger auswählte.

Den ersten Platz machte das Dachauer Schüler*innen Büro (DS*B), das sich dafür eingesetzt hat, dass kostenlose Hygieneartikel in Mädchentoiletten zur Verfügung stehen. Den zweiten Platz belegte die Schülermitverantwortung (SMV) des Josef-Effner-Gymnasiums und den dritten die Mixed-Trainingsgruppe der Volleyballabteilung des ASV Dachau. Außerdem nominiert waren das interkulturelle Zentrum für Bildung und Integration "RuBiKi", die Schachfreunde Dachau und die Surfabteilung des TSV Dachau.

Wie viel ehrenamtliche Initiativen bewirken können, war bei der Verleihung des Jugendpreises im Jugendzentrum in Dachau-Ost spür- und sichtbar. Dabei lobte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) die ehrenamtliche Arbeit der Jugendlichen, schließlich sei diese nicht für selbstverständlich zu nehmen. Oft würden Einsatz, Leistung und Aufwand erst dann gewürdigt, wenn die Engagierten ihre langjährige Tätigkeit beenden. Hartmann dankte allen Nominierten für ihre hervorragende Arbeit im Jugendbereich. "Sie sind ein Gewinn für die Dachauer Jugend."

Als Drittplatzierte beim Jugendpreis wurde die Mixed-Trainingsgruppe der Volleyballabteilung des ASV Dachau mit einem Preisgeld von 100 Euro belohnt. Etwas, womit Yannick Siemsen nicht unbedingt gerechnet hatte, wie er sagte. Der 19-Jährige ist seit September Trainer des Teams. Zum Training treffen sich die Kinder und Jugendlichen am Freitagnachmittag in der Halle der Montessori-Schule, das Besondere: Teilnehmen kann jeder zwischen 8 und 16 Jahren. Yannick Siemsen sagt: "Es ist vor allem als Angebot für Anfänger gedacht, neben den leistungsorientierten Vereinsmöglichkeiten" - und es wird begeistert angenommen. Jede Woche trainieren rund 50 Kinder und Jugendliche zusammen.

Unterstützt wird Trainer Siemsen unter anderem von Iven Ferch, Volleyball-Bundesligaspieler des ASV Dachau. Den Dachauer Jugendrat Zgjim Alija, der in der Jugendpreis-Jury saß, überzeugte das Projekt durch die Art, Jugendliche zusammenzubringen und Sport als Gemeinschaftsgut zu sehen.

"Es ist ein cooles Gefühl zu wissen, dass man das alles mit seinen Freunden geschafft hat"

Über den zweiten Platz und ein Preisgeld von 300 Euro freute sich die Schülermitverantwortung (SMV) des Josef-Effner-Gymnasiums. Schließlich war die Anzahl der Projekte, die das Team aus knapp 100 Schülerinnen und Schülern innerhalb eines Jahres plante und umsetzte, enorm: Es reichte von der Organisation eines schulinternen Sportvergleichswettkampfs über eine Päckchen-Aktion kurz vor Weihnachten für die "Arche München" bis hin zur Einführung eines Mülltrennsystems an der Schule.

Jury-Mitglied Zgjim Alija sagte: "Es hat uns sehr beeindruckt, wie viele Projekte die SMV angetrieben und in die Tat umsetzen konnte" - und das, obwohl sich die Schülermitverantwortung nach der Pandemie erst wieder neu aufstellen musste. Umso mehr freute sich die ehemalige Schülersprecherin, Louisa Watroba, darüber, dass Schulleiter Peter Mareis die SMV am Ende des vergangenen Schuljahres als die stärkste, die er je kennenlernen durfte, lobte. Watroba sagte: "Und es ist ein cooles Gefühl zu wissen, dass man das alles mit seinen Freunden geschafft hat."

Zgjim Alija war Jury-Mitglied und moderierte die Jugendpreisverleihung. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Stellvertretend für ihre Initiativen nehmen (v.l.) Agata Shmygol (SMV-Team), Louisa Watroba (SMV und DS*B) sowie Dylan Al Nakib (ASV Dachau) die Urkunden entgegen, hinter ihnen sind die Nominierten und Oberbürgermeister Florian Hartmann (links). (Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit diesem Schuljahr versuchen drei neue Schülersprecher, die Arbeit so engagiert wie zuvor weiterzuführen. Jonas Kittelberger, einer der Schülersprecher, sagte: "Im Dezember haben wir ein Weihnachtskonzert organisiert, bei dem 80 Prozent der Erlöse an die Dachauer Tafel gespendet wurden." Vor einigen Wochen unterstützte die SMV auch eine Demonstration gegen Rechtsextremismus in Dachau.

Finanzierungsproblem bei Hygieneartikeln in Mädchentoiletten

Für Louisa Watroba und Jonas Kittelberger blieb der Preis für das SMV-Team nicht der einzige, den sie an diesem Abend entgegennehmen durften. Denn der erste Platz mit einem Preisgeld von 500 Euro ging an das Dachauer Schüler*innen Büro (DS*B), in dem sich Watroba und Kittelberger ebenfalls engagieren. Schließlich konnte das "DS*B", das sich aus den Schülermitverantwortungen der Schulen des Landkreises zusammensetzt, im vergangenen Jahr ein großes Anliegen verwirklichen. An allen 25 weiterführenden Schulen des Landkreises wurden im Laufe des Jahres Hygieneartikelspender in den Mädchentoiletten eingerichtet. Außerdem machte das DS*B mit der Kampagne "MenstruationVollNormal" an den Schulen auf das Thema Menstruation aufmerksam - mithilfe von eigens erstellten Plakaten, Stickern und knapp 700 Bastelsets.

Für die Jury war damit klar, wer den ersten Rang der diesjährigen Verleihung belegen würde. "Die DSB hat es geschafft, ein tabuisiertes Thema ins Scheinwerferlicht zu rücken", sagte Jugendrat Zgjim Alija. Ganz zufrieden ist das DS*B mit der Umsetzung der Idee allerdings nicht, denn die regelmäßige Befüllung der Spender stelle das Büro vor Schwierigkeiten. "Wir hatten erst eine Zusage vom Landkreis bekommen, dass die Befüllung übernommen wird", sagte Jonas Kittelberger. Nun sei nicht genug Geld dafür da. Daher können zum Beispiel die Hygienemittelspender am Josef-Effner-Gymnasium nur befüllt werden, wenn Geld vom Förderverein zur Verfügung stehe. Das Landratsamt bestätigt auf Nachfrage, dass wegen der anhaltenden Haushaltsverhandlungen im Moment keine verbindliche Zusage über die Finanzierung der Befüllung der Hygieneautomaten an den Schulen getroffen werden kann - eine Enttäuschung für die engagierten Schülerinnen und Schüler. Insgesamt sind Watroba und Kittelberger aber stolz auf das DS*B-Team: "Dass wir für die Spender sorgen konnten und die Anerkennung für die geleistete Arbeit und die Aufmerksamkeit für das Thema bekommen, ist wichtig."

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