Empathisch, geradlinig und fähig zum unideologischen Streit – für diese Eigenschaften schätzten seine Stadtratskollegen August Haas, der im vergangenen Februar mit nur 62 Jahren verstorben ist. Er saß seit 1996, also fast 30 Jahre, für die CSU im Dachauer Stadtrat. Zuvor arbeitete er fünf Jahre lang für die Finanzämter in München und Dachau und machte sich dann 1991 als Landwirt in Neuhimmelreich selbständig. Als Stadtrat war er unter anderem Referent für kommunale Liegenschaften, Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses und Aufsichtsrat der Wohnungsbaugesellschaft Stadtbau GmbH Dachau. Auf Haas’ Kritik hin verbesserte die Stadt den Hochwasserschutz an der Amper, auch Flächen seines Landwirtschaftsbetriebes lagen im damaligen Überschwemmungsgebiet. Einige Dachauerinnen und Dachauer kannten August Haas auch aus seinem Hofladen in der Münchner Straße, wo er Gemüse verkaufte und dazu gerne auch ein Rezept verriet.
Albert Well

In den 1980er-Jahren brachte er große Kleinkunst ins Dachauer Land. Albert „Berti“ Well wurde in Sielenbach geboren und wuchs in der berühmten Musikerfamilie mit 14 Geschwistern auf. Später wurde er Lehrer, Musiker und Gastwirt der Weilachmühle in Thalhausen. Im August ist Berti Well mit 79 Jahren verstorben. Sein Leben war geprägt von der Liebe zur Kultur, 1981 übernahm er den historischen Gasthof Rothenfußer, heute „Freudenhaus“ in Kleinberghofen, wo Gerhard Polt und weitere Kabarett-Größen erstmals im Landkreis auftraten. 1984 kaufte Well die heruntergekommene Weilachmühle in Thalhausen. Er restaurierte das Anwesen aus dem 18. Jahrhundert und eröffnete 1986 die Gastwirtschaft nebst Tanzboden und Bühne. 25 Jahre lang war das sein Lebensinhalt, bevor er die Weilachmühle 2011 verkaufte. Danach zog er mit seinen Eseln, Ziegen, Pfauen, Hunden und Hühnern auf ein Gehöft nach Ungarn, kehrte aber immer wieder in seine Heimat zurück.
Eleonore Philipp

Sie war eine Zeugin der Zeitzeugin: Eleonore Philipp hat die Zeitgeschichte rund um Dachau und Markt Indersdorf erforscht, im vergangenen Juni ist sie mit 89 Jahren verstorben. Von 1980 bis 1995 arbeitete sie in der KZ-Gedenkstätte Dachau, zeitweise auch als stellvertretende Leiterin und war langjähriges Mitglied des Geschichtsvereins „Zum Beispiel Dachau“. Gemeinsam mit Hans-Günter Richardi und Monika Lücking schrieb sie den „Dachauer Zeitgeschichtsführer“ – ein Standardwerk für Heimat- und Zeitgeschichtsforscher im Landkreis. Über Jahre hinweg pflegte sie auch den Kontakt zu Holocaust-Überlebenden und deren Angehörigen, korrespondierte mit ihnen sogar handschriftlich. Ein großer Erfolg gelang ihr 1995, als sie die „Dachau-Messe“ im Franziskanerinnenkloster Reute in Bad Waldsee aufgespürt hatte. Komponiert wurde sie von Kirchenmusiker Pater Gregor Schwake im KZ und erklang nach Jahrzehnten wieder in Dachau.
Herbert F. Plahl

Herbert F. Plahl hat die Dachauer Kunstszene geprägt und war einer der bekanntesten Künstler der Stadt. 1944 kam er im sudetendeutschen Reichenberge zur Welt, von dort verschlug es ihn als Jungen nach Dachau, wo er in einer Ziehfamilie aufwuchs. Später studierte er an der Münchner Kunstakademie und bereiste ab den 1990er-Jahren ferne Länder in Südamerika und Asien sowie vor allem China – diese Reisen beeinflussten auch seine Kunst maßgeblich. Außerdem pflegte er einen intensiven Austausch mit chinesischen Künstlern und stellte auch selbst seine Werke in China aus. Im Juli ist Herbert Plahl im Alter von 80 Jahren verstorben. Nach 38 Jahren fand die Atelierausstellung in der Stockmann-Villa im November also erstmals ohne den Künstler statt. Dort hatte er fast die Hälfte seines Lebens gearbeitet. Dem letzten großformatigen Bild, das er schuf, gab er den Namen „The Way to Paradise“.

