Dachau:Infos aus erster Hand

5000 Besucher kommen zur Dachauer Job-Messe in die ASV-Halle - darunter Flüchtlingsklassen der Berufsschulen. Vorgestellt wird eine Bildungs-Navi-Dachau-App, eine fast schon revolutionäre Neuheit

Von Jana Korff, Dachau

Mutter Sieglinde Schenkel ist mit ihrer Tochter Marina auf die Jobmesse in Dachau gekommen. In der Mehrzweckhalle des ASV und im Theatersaal herrscht ein reges Treiben: Mehr als 5000 Besucher wuseln sich durch die Gänge und säumen die Stände. Sieglinde Schenkel aber nimmt den Trubel gerne auf sich. Schließlich möchte sie ihrer Tochter einen Einblick in die Berufswelt ermöglichen. "Die Jugendlichen trauen sich oft nicht die Firmen direkt anzusprechen, da muss man ein bisschen anstupsen als Mutter", sagt sie. "Außerdem sieht man hier unsere Firmen aus der Region, das finde ich ganz wichtig."

Dass Marina mit ihrer Mutter zur Job-Messe kommt, ist keineswegs ungewöhnlich: "Etwa drei Viertel der Jugendlichen werden von einem Elternteil begleitet", sagt der Vorsitzende des Arbeitskreises Schule Wirtschaft Dachau und Veranstalter der Job-Messe, Hermann Krenn. Er findet das gut: "Die Eltern haben nach wie vor die wichtigste Rolle beim beruflichen Weg ihrer Kinder inne." Die Messe selbst sieht er als geeignete Möglichkeit, sich über verschiedene Berufswege und Ausbildungen zu informieren.

Dachau: Einen Einblick in den Berufsalltag der Akademie Schönbrunn konnte man sich bei der Job-Messe verschaffen.

Einen Einblick in den Berufsalltag der Akademie Schönbrunn konnte man sich bei der Job-Messe verschaffen.

(Foto: Toni Heigl)

Auch Jaqueline Gold ist in die ASV-Halle gekommen. Als Neuntklässlerin steht sie kurz vor dem Schulabschluss, doch einen konkreten Plan, wie es danach weiter gehen soll, hat sie noch nicht. Ihre Erwartung an die Jobmesse ist dementsprechend groß: "Ich will danach wissen, was ich später einmal machen will", sagt sie. Wertvolle Infos erwartet sich Jaqueline vor allem von Auszubildenden, die sie ansprechen will. "Die sind vom Alter noch nicht so weit entfernt und man kann sich besser austauschen."

Das war auch der Gedanke von Heiner Thalmayer, Ausbildungsleiter bei Stingl Gebäudetechnik. Er hat drei seiner Lehrlinge dabei, um den Interessierten Informationen aus erster Hand geben zu können. An Thalmayers Stand konnten die Jugendlichen so manches ausprobieren. Doch letztlich steht für den Ausbildungsleiter nicht die Suche nach Nachwuchs im Vordergrund, sondern die Vorstellung der in seinem Betrieb vertretenen Berufe. "Die meisten wissen nicht viel über den Beruf als Kältemechaniker. Man muss den eben erst einmal bekannt machen", erklärt Thalmayer.

Dachau: Die Konditorenkunst demonstrierten Stefan Geisenhofer und Sebastian Seidl.

Die Konditorenkunst demonstrierten Stefan Geisenhofer und Sebastian Seidl.

(Foto: Toni Heigl)

Gerade handwerkliche Betriebe aber suchen händeringend nach Auszubildenden. Spenglermeister Rudi Blank könnte in dieser Hinsicht gerade fündig geworden sein. Der Neuntklässler Florian Dietzel, der gerade an seinem Stand zu Besuch ist, formt ein Herz aus Kupfer - dann sagt er: "Das will ich als Ausbildung machen." Blank freut sich. Schließlich komme eine so schnelle Entscheidung eher selten vor.

Anders als am Stand der Polizei. Tanja Lowak und Verena Rittel fahren normalerweise Streife in Dachau. Diesen Samstag aber klären sie Jugendliche über ihren Beruf auf: "Es gibt viele, die sich für die Polizei interessieren, aber wir zeigen ihnen erst einmal die Anforderungen auf: das Brillenproblem, die Mindestgröße, der Sporttest. Da haben viele eine falsche Vorstellung, aber deshalb sind wir ja da."

Gabrielle Riffert, die für die Pressearbeit der Jobmesse zuständig ist, freut sich, dass auch dieses Jahr wieder mehr als 5000 Besucher zu der Messe gekommen sind. Die Lehrplatzbörse, eine Pinnwand, auf der Ausbildungsplätze aushängen, sei ein großer Erfolg. Bereits im Vorfeld wurden 331 Angebote für Ausbildungen auf die Plattform gestellt. Riffert sagt: "Das zeigt, dass die Jobmesse von den Firmen ernst genommen wird." Auf der Messe selbst wird mit insgesamt 56 Ständen ein neuer Rekord an Ausstellern verbucht. Ob Soziales, Studium, Wirtschaft - es ist so gut wie jeder Ausbildungsbereich vertreten. Nebenbei wird auch eine fast schon revolutionäre Neuheit auf der Jobmesse vorgestellt: die Bildungs-Navi-Dachau-App. Sie ersetzt die gleichnamige Website, kann kostenlos aufs Handy geladen werden und enthält wichtige Informationen über Ausbildung, Praktika und Studium in der Region.

Ebenso zukunftsweisend ist der Besuch von etwa 60 Schülern aus den Flüchtlingsklassen der Berufsschule. Für Sala aus Sierra Leone, der seit sieben Monaten in Dachau ist, hat sich das Kommen in jedem Fall gelohnt: Er weiß nun, dass er Automechaniker werden will. Anders als die bis dato noch unschlüssige Jaqueline Gold: "Ich werde Konditorin."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: