Süddeutsche Zeitung

Indersdorfer Gabel:Eine intelligente Ampel für den Unfallschwerpunkt

Nach sechswöchiger Sperrung ist der Umbau an der Indersdorfer Gabel seit Freitag abgeschlossen. Den Verkehr an einem der größten Unfallschwerpunkte im Landkreis regelt nun eine intelligente Ampelanlage.

Von Ayça Balcı, Bergkirchen

An einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte im Landkreis Dachau rollen die Autos wieder über den Asphalt. Nachdem die Indersdorfer Gabel wegen Umbauarbeiten knapp sechs Wochen lang gesperrt war, ist sie nun seit Freitagnachmittag wieder für den Verkehr geöffnet. Sicherer soll die Indersdorfer Gabel nun sein, das war das Ziel der Umbaumaßnahme: Denn die Kreuzung, an der die Staatsstraße 2050 aus Markt Indersdorf in die Staatsstraße 2047 mündet, gilt schon seit Jahren als einer der größten Unfallschwerpunkte im Landkreis. Ungewöhnlich häufig krachten hier in der Vergangenheit Autos und andere Verkehrsteilnehmer ineinander.

Die Unfallstatistik zeigt, wie wichtig der Umbau war: Im vergangenen Jahr kam es an der Indersdorfer Gabel nach Angaben der Dachauer Polizei zu 21 Verkehrsunfällen mit sechs Schwerverletzten und 18 Leichtverletzten. Oft handelte es sich um Zusammenstöße mit Linksabbiegern: Entweder kollidierten die Linksabbieger aus Stetten, die Richtung Assenhauser Berg fahren wollten, mit entgegenkommenden Fahrzeugen. Oder Linksabbieger aus Indersdorf krachten mit den Fahrzeugen auf der Staatsstraße 2047 zusammen.

"Wir hatten hier teilweise drei Unfälle innerhalb von einer Woche."

Es war also höchste Zeit, dass sich etwas an dieser Gefahrenstelle ändert, zwischen den zwei stark befahrenen Staatsstraßen. Deshalb steht hier nun eine Ampelanlage. Und die ist intelligent programmiert, erklärt Thomas Jakob vom Staatlichen Bauamt Freising. Alle Ampelspuren sind mit Kontaktschleifen ausgestattet, sie erkennen Metall und damit Autos, die näher kommen. Außerdem behalten Kameras das Verkehrsgeschehen auf den beiden Straßen im Blick. Für die Staatsstraße 2047 ist die Ampel, solange niemand abbiegen will, dauerhaft grün. Sobald sich Fahrzeuge, etwa aus Schwabhausen kommend, auf der Linksabbiegerspur befinden, meldet die Kamera der Ampelanlage, wie viele Autos dort warten. Die Ampel für die aus Dachau kommenden Fahrer und Fahrerinnen springt dann auf Rot.

Die Umschaltzeit passt sich automatisch an die jeweilige Verkehrssituation an, maximal soll sie aber immer etwa 30 Sekunden betragen, erklärt Jakob. "Das heißt, man kommt hier auch morgens bei starkem Verkehrsaufkommen relativ schnell voran." Weil es durchschnittlich weniger Linksabbieger aus Schwabhausen in Richtung Indersdorf gäbe, betrage die Umschaltzeit für diese Spur auch nur zehn Sekunden. Die intelligente Programmierung, wie das Straßenbauamt sie nennt, soll dafür sorgen, dass der Verkehr auf den starkbefahrenen Straßen trotz der Ampel kontinuierlich fließt. Die aktuelle Programmierung wolle man nun ein Viertel- bis halbes Jahr testen und die Grünphasen bei Bedarf nachjustieren.

Damit nicht nur tagsüber, sondern auch nachts Unfälle vermieden werden, bleibt die Anlage rund um die Uhr in Betrieb. "Wir hatten hier teilweise drei Unfälle innerhalb von einer Woche", berichtet Jakob. Dass das nicht mehr tragbar war, darüber waren sich das Landratsamt, die Polizei Dachau, die Gemeinden Bergkirchen und Schwabhausen sowie das Staatliche Bauamt Freising einig.

Übergangslösungen haben wenig genützt

Mehrmals hatte sich eine Unfallkommission an der Indersdorfer Gabel die Frage gestellt, warum es auf den eigentlich breiten Fahrspuren mit freier Sicht so häufig zu schweren Verkehrsunfällen kommt. Die Antwort darauf: viel Verkehr und zu schnell fahrende Autos. Gerade zu Stoßzeiten wurde das Abbiegen an der Kreuzung zu einem schwierigen Vorhaben, denn die Indersdorfer Gabel gehört laut PI Dachau zu den am stärksten frequentierten Hauptverkehrsadern im Landkreis Dachau. Dazu kommt: Auf der Staatsstraße 2047 wurde und wird zu schnell gefahren. Dass die Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke auf 60 Stundenkilometer reduziert wurde, brachte wenig. Rege Radarkontrollen, neue Beschilderungen, veränderte Linksabbiegerspuren und Bischofsmützen - vieles wurde in den letzten Jahren ausprobiert, nichts hat wirklich genützt.

Verkehr auf den beiden Staatsstraßen wird weiter zunehmen

Als man sich im staatlichen Bauamt darüber bewusst wurde, dass ein Umbau unausweichlich war, plante man erst einen Kreisverkehr, doch entschied sich nach einem Verkehrsgutachten für eine Ampelanlage. Die habe sich, so Johannes Riedelsheimer als die vorausschauend bessere Lösung erwiesen. Denn man gehe davon aus, dass der Verkehr auf den beiden Staatsstraßen in den kommenden Jahren weiter zunehmen werde. Eine Ampel sei an diesem Knotenpunkt leistungsfähiger: "Bei einem Kreisel hätte man sich noch Gedanken über die umliegenden Grundstücke und den Naturschutz machen müssen", so Riedelsheimer, die Bau- und Planungsphase hätte also länger gedauert.

Anfang Oktober begannen die Umbauarbeiten an der Kreuzung. Seitdem war die Staatsstraße 2050 aus Richtung Markt Indersdorf ab dem Kreisverkehr entlang des Assenhauser Bergs bis zur Einmündung in die Staatstraße 2047 gesperrt. Für die finalen Arbeiten mussten Autofahrer bis zuletzt auch auf die Staatsstraße 2047 aus Richtung Schwabhausen beziehungsweise Dachau verzichten. Auch in den Rathäusern ist man froh, dass der Umbau nun abgeschlossen ist: "Das waren schon sehr herausfordernde Wochen", sagt Bergkirchens Bürgermeister Robert Axtner (CSU), und meint damit das starke Verkehrsaufkommen entlang der Umleitungen. "Daran waren wir in Schwabhausen nicht ganz unschuldig", sagt Wolfgang Hörl (Bürgerblock Arnbach), Bürgermeister der Gemeinde. Denn wegen Baumaßnahmen an den Wasserleitungen ist die Arnbacher Straße in Schwabhausen seit Mitte Oktober gesperrt. Das verschärfte den Verkehrsdruck auf den Umleitungen noch weiter. Jetzt, wo die Indersdorfer Gabel aber wieder frei ist, dürfte sich das Problem auflösen.

In den Gemeinden erhofft man sich durch die neue Ampelanlage, die den Verkehrsfluss auf der Staatsstraße reguliert und taktet, einen positiven Nebeneffekt: nämlich, dass es einfacher wird, aus den Ausfahrten kleiner Ortschaften wie Ober- und Unterbachern auf die vielbefahrene Staatsstraße zu kommen. Auch das war bisher zu Stoßzeiten keine ungefährliche Angelegenheit.

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