Dachau:In den Schlossberg kommt wieder Leben

Ein historischer Streit geht zu Ende: Die ehemalige Dachauer Brauerei darf zu einem Wohnhaus umgebaut werden, auch ein Biergarten könnte wieder entstehen.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Zwanzig Jahre hat es gedauert bis zu diesem Vorbescheid: Am Dienstag beschlossen die Mitglieder im Dachauer Bauausschuss mehrheitlich, dass die ehemalige Brauerei am Schlossberg zu einem Wohnhaus umgebaut werden darf. Gleichzeitig wurde festgelegt, dass ein Biergarten entstehen soll, mit maximal 200 Plätzen und einer erlaubten Betriebszeit zwischen frühestens neun und spätestens 23 Uhr. Das Grundstück will der Eigentümer, die Sedlmayr Immobiliengesellschaft aus München, der Stadt schenken. Das hatte der Aufsichtsratsvorsitzende von Sedl-mayr, Jobst Kayser-Eichberg, der Stadt bereits im Mai 2012 versprochen. Der Biergarten soll nach dem bayerischen Prinzip funktionieren: Speisen können selbst mitgebracht werden. Es soll nur einen mobilen Ausschank geben.

Das Geschenk sollte ein Ausgleich dafür sein, dass die Wirtschaft am Schlossberg, die bereits 2009 schloss, nicht wieder eröffnet wird. Kayser-Eichberg hatte vor Jahren begründet, dass sich nach 2009 kein neuer Pächter gefunden habe. Die Gastwirtschaft wieder einzurichten, ohne dafür einen Pächter zu haben, käme "einem wirtschaftlichen Harakiri" gleich, sagte Kayser-Eichberg 2012. Obwohl das also seit vier Jahren geklärt ist, werfen ihm Bündnis und Freie Wähler das heute noch vor. Bürgermeister Kai Kühnel (Bündnis) und Claus Weber (FW) stimmten gegen den Vorbescheid. "Der Besitzer wird ein paar Quadratmeter Grünfläche los, die er sonst pflegen müsste", sagte Weber in der Sitzung. Kai Kühnel erklärt auf Anfrage: "Was von unseren ursprünglichen Forderungen bleibt, sind Wohnungen und eine unbestimmte Grünfläche." Dass sich eine Wirtschaft am Schlossberg nicht verpachten ließe, will Kühnel nicht glauben. "Das Unterbräu ist ja auch vermietet." Es gehört ebenfalls Sedlmayr Immobilien.

Schloßberg Brauerei

Äußerlich bleibt die Schlossbergbrauerei erhalten, inwendig wird sie entkernt. Geplant sind 15 Wohnungen, teils mit Balkonen zum Innenhof.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Auf einmal herrscht größte Einigkeit zwischen CSU und SPD

Die CSU-Fraktion, die noch 2012 mittels Bebauungsplan Wirtschaft und Biergarten erhalten wollte, stimmte nun, genauso wie die SPD, geschlossen für das Vorhaben. In größter Einigkeit schloss sich Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) der Meinung Volker Kochs (SPD) an, der sich über das geschenkte Areal und die Pläne freute. "Ein historisches Gebäude wird wieder sichtbar gemacht."

Nicht nur das Gebäude der Brauerei, an der eine Tafel von 1868 an einen Freiherrn von Hohenhausen erinnert, ist historisch. Auch der Streit um die Anlage ist ein Stück Dachauer Stadtgeschichte. Zuerst war 2014 endlich der an vielen Fronten ausgetragene Streit um den Abriss der alten Flaschenabfüllerei und den Neubau an dieser Stelle zu Ende gegangen. Innerhalb von zwei Jahren wurden die schon lange vom Dachauer Architekturbüro Deffner und Voitländer ausgearbeiteten Pläne ausgeführt, die 28 Wohnungen sind bis auf drei schon bezogen. Weitere 15 sollen nun in der alten Brauerei entstehen.

Ein Ensemble, das sich sehen lassen kann

Es soll "ein Ensemble hergestellt werden, das sich sehen lassen kann", sagte Kayser-Eichberg. Am Bestandsgebäude werde weder etwas entfernt, noch angebaut. "Wir erhalten sogar den Kamin." Dem Denkmalschutz wurden die Pläne bereits vorgelegt, Einwände gab es keine. "Nach außen soll das Gebäude aussehen wie früher." Höchstens würden an der Straßenseite Fenster versetzt. Zum Innenhof soll es vier Balkone geben. Das Innere des Hauses darf verändert werden. Die Substanz des Gebäudes sei gut, sagt Kayser-Eichberg. Dach und Dachrinnen seien immer wieder gerichtet und ausgebessert worden, die Fassade zum Hof der Grundschule an der Klosterstraße ist sauber verputzt. Unter dem Hof soll eine Tiefgarage mit 22 Stellplätzen für die Bewohner eingerichtet werden. Sie soll von der Klosterstraße aus über einen Hofdurchgang erreichbar sein.

Dachau: Jobst Kayser-Eichberg ist Aufsichtsratsvorsitzender von Sedlmayr Immobilien und betreut das Projekt.

Jobst Kayser-Eichberg ist Aufsichtsratsvorsitzender von Sedlmayr Immobilien und betreut das Projekt.

(Foto: Claus Schunk)

Die jetzt verwilderte grüne Fläche im südlichen Zipfel des Grundstücks soll zu einer öffentlichen Grünfläche gewidmet werden. Offen ist, wer den sogenannten Bürgerbiergarten betreiben soll. Volker Koch und andere Stadträte sehen das noch skeptisch. Dass ein "Dachauer Biergartenverein" sich engagiere, konnte sich Koch in der Sitzung noch nicht ganz vorstellen. Gar keine Bedenken mehr gab es im Ausschuss wegen der Anwohner. Ein Schallschutzgutachten erlaubt 200 Plätze, Musik und andere Darbietungen sollen verboten sein.

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