Dachau:Imker befürchten Bienensterben

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Die Bienenzüchter in Dachau sind entsetzt. Der Freistaat hat das Blühwiesenprogramm gestoppt - mit fatalen Folgen für die Bienenvölker.

Julia Hackober

"Bienen sind das drittwichtigste Nutztier in der Landwirtschaft. Und trotzdem sterben immer mehr Bienenvölker, weil ihnen die Nahrungsgrundlage entzogen wird." Walter Niedermeier, Vorsitzender des Kreisimkervereins Dachau, ist entsetzt über den Stopp des Blühwiesenprogramms im Rahmen des EU-Kulturlandschaftsprogramms (Kulap). Er fürchtet nicht nur um den Bestand der Imkerei, die ohnehin schon durch Varroa-Milben bedroht ist, sondern sieht auch den Obstbau in Gefahr.

Nach dem Winter 2009/10 zählten Dachaus Imker 25 Prozent weniger Bienen im Landkreis. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Durch das Programm erhielten Landwirte bisher einen Zuschuss, wenn sie Teile ihrer Nutzflächen in Blühwiesen umwandelten und so das ländliche Ökosystem unterstützten. Nun wurde das Programm überraschend gestoppt. Zwar sind Bauern, die bereits bezuschusst wurden, weiter zur Pflege der Blühwiesen verpflichtet.

Doch nicht nur Walter Niedermeier befürchtet, dass durch die Streichung der Zuschüsse für die Bienenhaltung keine weiteren Wiesenflächen mehr hinzukommen werden. "Das ist eine Katastrophe für Landschaft und Natur" - da ist sich Niedermeier sicher.

Schon jetzt sei die Situation für die Imkerei sehr angespannt: Durch den zunehmenden Einsatz von Biogasanlagen und die damit einhergehende "Vermaisung" der Landschaft, wie Niedermeier die starke Zunahme von Maisäckern nennt, werde den Bienen die Nahrungsgrundlage entzogen.

"Ein Drittel aller Bienen sterben pro Winter. Maispollen sind kein Ersatz für vielfältige Blütenpollen. Zudem sind die Bienenvölker durch das mangelnde Nahrungsangebot insgesamt schon geschwächt und weniger resistent gegen Krankheiten und Milbenbefall", erklärt der Imker.

Allein nach dem Winter 2009/2010 seien im Landkreis 25 Prozent weniger Bienenvölker gezählt worden. Es sei zu erwarten, dass die Zahl der Bienen weiter zurückgeht. Dramatisch an diesem Rückgang ist, dass dann die Pflanzenbestäubung durch die Bienen nicht mehr gewährleistet sein könnte. Laut Niedermeier könnte es infolgedessen zu enormen Ausfällen bei den Obstbauern kommen. Darunter hätten dann auch viele Biobauern zu leiden.

Roderich Zauscher, Kreisvorsitzender des Bunds Naturschutz, sieht den Stopp des Blühwiesenprogramms ebenso kritisch. "Das Programm hatte sich bewährt, nun werden die Erfolge der letzten Jahre zerstört." Als größte Gefahr für die Dachauer Imkerwirtschaft bezeichnet der Naturschützer die Monokulturen, welche die Landschaften ausbeuteten.

Zauscher betont zudem, dass es nicht nur um die Existenz der Imker gehe: "Durch die Abnahme der Artenvielfalt wird das ganze Ökosystem im Landkreis bedroht. Irgendwann wird es dann zum Point of no Return kommen, mit den Folgen werden die nachkommenden Generationen leben müssen."

Niedermeier und Zauscher wollen bei einem Treffen mit dem Landwirtschaftsminister am Mittwoch fordern, das erfolgreiche Blühwiesenprogramm wiederaufzunehmen. Kleinere Landwirte müssten Zuschüsse erhalten, um die Feldwirtschaft kleingliedrig zu halten. Zauscher hält sogar ein Ende der Förderung für Biogasanlagen für unabdingbar. "Die Landwirte müssen ihre agrarische Vernunft walten lassen und nicht dem schnellen Geld hinterherjagen", fügt der BN-Kreisvorsitzende hinzu.

Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands Anton Kreitmair wehrt sich gegen den Vorwurf der "Vermaisung", im Landkreis gebe es keine Monokultur. Die wenigen Biogasanlagen würden zum Klima-und Umweltschutz beitragen. "Dennoch setze ich mich für eine Zusammenarbeit der Landwirte mit den Imkern und die Wiederaufnahme des Programms ein."

© SZ vom 07.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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