Dachau:Im Schutz der Dämmerung

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Wohnungseinbrecher haben jetzt wieder Hochsaison - die Polizei informiert Bürger über Sicherheitsmaßnahmen.

Von Robert Stocker

Auf einem Parkplatz in der Ludwig-Dill-Straße steht ein Auto. Es ist nachts, ein Mann sitzt in dem Wagen, der mit Diebesgut voll gepackt ist. Die Fahnder der Dachauer Polizei landen einen Volltreffer: Kurz nach dem Einbruch in ein Mehrfamilienhaus an der Brucker Straße in der Nacht von Sonntag auf Montag nehmen sie den mutmaßlichen Täter fest. Im Auto des 38-Jährigen stellen die Beamten auch Beute sicher, die von einem weiteren Einbruch in der Nacht zuvor in ein Einfamilienhaus an der Heinrich-Nicolaus-Straße stammt. "Das war ein toller Erfolg für uns", sagt Michael Richter, Sprecher der Dachauer Polizeiinspektion. Denn die Aufklärung solcher Einbrüche ist oft schwierig. Die Täter sind meist Profis und hinterlassen kaum Spuren. Sie sind schwer zu greifen, weil sie auf der Durchreise sind. Und sie sind "durchwegs organisiert", stellt Polizeisprecher Richter fest. Insofern ist die Festnahme des 38-Jährigen fast ein Glücksfall.

Was Einbrüche in Wohnungen und Häuser betrifft, ist der Landkreis Dachau kein Brennpunkt. Doch die Zahl der Delikte stagniert auf hohem Niveau. Im ersten Halbjahr 2013 registrierte die Polizei 27 Fälle, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 26. "Aber jeder Einbruch ist einer zu viel", sagt Richter. Er berichtet von Hausbewohnern, die nach Einbrüchen an einem Trauma leiden. Sie fühlen sich in ihrem Zuhause nicht mehr sicher, weil sie ständig Angst haben, dass sich so ein Vorfall wiederholen könnte. Ihr subjektives Sicherheitsgefühl ist schlechter geworden, weil Unbekannte in ihre Privatsphäre eingedrungen sind.

Dieses Sicherheitsgefühl will die Polizei verbessern. Am 11. November startet im Landkreis eine Präventivaktion, mit der die Polizei die Bürger wachrütteln will. "Das ist ähnlich wie beim Blitzer-Marathon gegen die Raser", sagt Richter. "Wir wollen auf das Thema Wohnungseinbrüche aufmerksam machen. Dann wird darüber auch diskutiert." Bei der Aktion sprechen Polizisten direkt mit den Bürgern. In Begleitung von erfahrenen Beamten klingeln Auszubildende der Dachauer Bereitschaftspolizei an den Haustüren und sprechen mit den Bewohnern über das Thema. "Das ist der erste Ausflug der jungen Kollegen nach draußen, ihr erster direkter Kontakt zum Bürger", sagt Polizeisprecher Michael Richter. Die jungen Beamten informieren über die Taktik der Täter, Schwachstellen in den Häusern und Schutzmaßnahmen. Außerdem verteilen sie Flyer, die etwa Tipps zur Sicherung von Haustüren geben und Verhaltensregeln zum Schutz vor Einbrüchen beschreiben. In den Flyern stehen auch die Kontaktdaten der zwei Fachberater, die bei der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck angesiedelt sind. Sie sind auch für den Landkreis Dachau zuständig. Bürger können mit ihnen Termine vereinbaren und sich in Einzelgesprächen individuell beraten lassen - je nach persönlicher Situation. Dass die Präventionsarbeit bei der Bevölkerung auf Interesse stößt, zeigt auch die Zahl der Beratungsgespräche - sie steigt nach solchen Aktionen regelmäßig stark an.

Dass die Aktion kurz nach der Zeitumstellung beginnt, ist kein Zufall: Wohnungseinbrecher haben dann wieder Hochsaison. Die Täter nutzen bei den "Dämmerungseinbrüchen", wie die Polizei sie nennt, die früh anbrechende Dunkelheit. In ihrem Schutz schleichen sie sich an Wohnungen und Häuser heran, deren Bewohner zu diesem Zeitpunkt noch in der Arbeit sind. "Die Täter wollen eine Konfrontation mit ihnen vermeiden", sagt Richter. Die Einbrecher meiden beleuchtete Stellen. Richter: "Bewegungsmelder, die eine Lichtquelle auslösen, sind deshalb schon ein wirksamer Schutz."

© SZ vom 16.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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