Hochzeit:"Als wir den Lindwurm sahen, wussten wir, dass das mit uns gut werden wird"

Partnerschafts-Paar

Nicole Heinzmann und Rudolf Keppeler haben sich in Dachau kennen gelernt und werden in Klagenfurt heiraten.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Für Nicole Heinzmann und Rudolf Keppeler hat die Partnerschaft zwischen Dachau und Klagenfurt eine besondere Bedeutung. Das deutsch-österreichische Paar wird heiraten.

Von Thomas Hürner, Dachau

Die Liebe kommt nicht ganz ohne Symbole aus, aber manchmal, durch kleine Eingriffe des Schicksals, steht auch die Liebe für mehr, als nur sich selbst. Und so kommt es, dass Nicole Heinzmann, gebürtige Klagenfurterin, wohnhaft nur wenige Meter entfernt vom Klagenfurter Platz, einen Miniatur-Lindwurm aus ihrer Glasvitrine nimmt und ihrem zukünftigen Ehegatten in die Hand drückt. "Vielleicht sind das alles ja gute Zeichen", sagt Rudolf Keppeler, der Nicole Heinzmann am 3. Mai in Klagenfurt heiraten wird. Und er meint damit: Die 45 Jahre währende Verbindung zwischen den Städten Dachau und Klagenfurt, eine Partnerschaft, die kurz vor ihrem eigenen Ja-Wort feierlich zelebriert wurde.

Quasi direkt vor der Haustür steht nun das Gastgeschenk aus Klagenfurt, eine kleine Lindwurm-Replik des großen Klagenfurter Originals. Könnte alles nur Zufall sein, ist es wahrscheinlich auch, aber für Nicole Heinzmann und Rudolf Keppeler ist es dann doch ein wenig mehr als das. "Als wir von den Feierlichkeiten hörten und plötzlich den Lindwurm um die Ecke stehen sahen", sagt Rudolf Keppeler, "da wussten wir, dass das mit uns schon gut werden wird."

"Unglaublich, dass wir uns vorher nie begegnet sind"

Über Rudolf Keppeler, 58, und Nicole Heinzmann, 56, muss man nämlich wissen, dass sie jeweils schon eine Ehe hinter sich haben, was heutzutage zwar eher die Regel als die Ausnahme sein dürfte, bei beiden den Glauben an ein neues Glück aber schon einmal schwinden ließ. Vor allem aber, so erzählt es Rudolf Keppeler, sei es "unglaublich, dass wir uns vorher nie begegnet sind".

Nicole Heinzmann, heute Mitarbeiterin in einem ambulanten Plegedienst, zog im Alter von 15 Jahren aus der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt nach Dachau, ihr Vater hatte eine Arbeitsstelle in der Gegend gefunden. Nur unweit von ihrem neuen Zuhause lebte damals Rudolf Keppeler, ein gebürtiger Dachauer, der seine künftige Gattin jedoch erst im August 2008 bewusst wahrnahm. Da war er oben am Schloss, Nicole Heinzmann blickte gerade über die Mauern in Richtung Alpen, ein sonniger Tag und der Himmel azurblau. All seinen Mut habe er dann zusammengenommen, erzählt Keppeler, "diese gut aussehende Frau musste ich einfach ansprechen".

Es lief gut, sie gingen in der Altstadt einen Kaffee trinken. Und im Gespräch stellte sich heraus: Sie haben die gleichen Freunde und Bekannten, in ihrer Jugend regelmäßig die selben Orte aufgesucht. Und als sie dem engeren Kreis von ihrer Begegnung erzählten, da stießen die größtenteils auf Verwunderung, die typische Antwort habe gelautet: "Kennengelernt? Hä? Ihr kennt euch doch von früher."

Seit Nicole Heinzmann und Rudolf Keppeler zueinandergefunden haben, führt sie ihr Weg regelmäßig nach Klagenfurt. "Beide Städte liegen mir schließlich am Herzen", sagt Heinzmann, die ihren österreichischen Dialekt inzwischen zwar abgelegt hat, ihrem Geburtsort aber stets verbunden blieb. Mehrmals im Jahr besuchen sie dort Verwandte und Freunde und auch das in den Boden eingelassene Mosaik des Dachauer Stadtwappens in Klagenfurt. "Für uns hat das schon eine besondere Bedeutung", sagt Keppeler, Mitglied der Schulleitung an einer Münchner Fachoberschule. Zum ersten Mal gesehen habe Keppeler das Mosaik als junger Erwachsener, als er mit Freunden auf einer Motorrad-Tour Halt in Klagenfurt machte. "Da war ich schon erstaunt, so viel wusste ich über die Partnerschaft damals ja noch nicht."

Viele Parallelen zwischen Dachau und Klagenfurt

Diese zufällige Begegnung mit dem Dachauer Wappen in fremden Gefilden weckte auch sein Interesse an der Städtepartnerschaft. "Das ist gut und wichtig", sagt Keppeler, "zusammen kann man besser an die Gräueltaten von damals erinnern, als alleine." Auch die KZ-Gedenkstätten in Dachau und am ehemaligen KZ Außenlager Mauthausen haben Nicole Heinzmann und Rudolf Keppeler bereits besucht, bisher nur getrennt, "aber ein gemeinsamer Besuch steht baldmöglichst auf der Agenda", sagt Keppeler. Es gebe aber auch weniger bedrückende Parallelen zwischen den beiden Städten, findet Heinzmann: Gastfreundschaft, Aufgeschlossenheit gegenüber Fremden, vielfältige Freizeitmöglichkeiten. Nur bei einer Sache habe Klagenfurt "klar die Nase vorn", sagt Heinzmann und lächelt. "Das Klima hat einen südlicheren Touch, da fühlen wir uns ziemlich wohl."

So wohl, dass sie sich vorstellen können, ihre Rentenjahre gemeinsam in Klagenfurt zu verbringen. "Mal sehen", sagt Keppeler, "aber erst mal wird geheiratet." Und einen prominenten Gast wird es bei der Trauung im Mai auch geben, die Klagenfurter Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) hat zugesagt, zur Trauung zu kommen.

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