Helios Amper-Klinikum Dachau:Neuer Klinikgeschäftsführer muss sich Kritik von Kreisräten stellen

Helios Amper-Klinikum Dachau: Das Dachauer Klinikum steht trotz guter Zahlen Jahr um Jahr in der Kritik.

Das Dachauer Klinikum steht trotz guter Zahlen Jahr um Jahr in der Kritik.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit März ist Marc Bernstädt im Amt, erstmalig muss er nun im Kreistag den Beteiligungsbericht vorstellen - und sich traditionell auch darüber hinaus viele Fragen gefallen lassen. Es geht dabei vor allem um das fehlende oder überarbeitete Personal und die unzureichende Kommunikation nach außen.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Der Klinikgeschäftsführer der Amper Kliniken AG mag nahezu jedes Jahr ein anderer sein, die Kritik, der dieser sich immer zum Jahresende im Kreistag stellen muss, ist indes immer in etwa dieselbe: Stets geht es im Kern um Personalfragen und schlechte oder zumindest unzureichende Kommunikation nach außen - auch wenn laut Tagesordnungspunkt lediglich ein Beteiligungsbericht vorzulegen ist. Und so war es auch in diesem Jahr, als kürzlich erstmals Marc Bernstädt, der im März das Amt von Florian Aschbrenner übernommen hat, dem Gremium Rede und Antwort stehen musste.

Wie schon in den Vorjahren war die Diskrepanz zwischen den trotz Pandemie sehr guten Zahlen, die Bernstädt den Dachauer Kreisrätinnen und Kreisräten präsentierte, und dem Gefühl vieler Gremiumsmitglieder, dass am Klinikum trotzdem so einiges im Argen ist, groß. Auch wenn selbst Bernstädt keinen Hehl daraus machte, dass es in Dachau wie deutschlandweit an Fachpersonal fehlt, versuchte er doch, anhand anschaulicher Grafiken darzustellen, dass die Belastung für das vorhandene Personal rein faktisch abgenommen hat, weil ein Pfleger, eine Pflegerin im Schnitt seit 2018 weniger Patienten zu betreuen hat. Auch habe man mehr Auszubildende gewinnen können im vergangenen Jahr und erfahrungsgemäß könne ein Großteil davon auch übernommen werden. Finanziell sei das Jahr 2021 zwar pandemiebedingt schlechter gewesen als das Jahr 2020, in dem zumindest das erste Quartal gut gelaufen sei, aber grundsätzlich bestehe kein Grund zur Sorge. In diesem Zusammenhang betonte Bernstädt auch, dass man Gewinne nicht, wie gelegentlich behauptet werde, an Aktionäre ausschütte, sondern dieses Geld vielmehr in die Kliniken reinvestiere - und das, obwohl man das streng genommen gar nicht müsste. Alles gut also, kein Grund zur Aufregung, so seine Botschaft.

Helios Amper-Klinikum Dachau: Marc Bernstädt ist seit Anfang März der neue Klinikgeschäftsführer.

Marc Bernstädt ist seit Anfang März der neue Klinikgeschäftsführer.

(Foto: Helios/Sandra Oehmer)

In der nachfolgenden Diskussion wurde die medizinische Qualität des Klinikums nicht infrage gestellt. Die Kreisrätinnen und Kreisräte wollten aber wissen, warum das Klinikum so oft abgemeldet ist und was getan wird, um neues Personal zu gewinnen und das bestehende zu entlasten. Die Frage, welche die meisten beschäftigte: Wie geht es mit der Frauenklinik weiter? Bereits im August des vergangenen Jahres war Florian Ebner, bis dahin Chefarzt der Frauenklinik, gekündigt worden und über einen Nachfolger war bis dato nichts verlautbart worden. In diesem Sommer, das berichtet Bernstädt, hatte die gynäkologische Abteilung aufgrund von Personalmangel vier Tage die Arbeit einstellen müssen. "Das war echt eine bescheidene Zeit", gibt Bernstädt zu.

Ab Dezember gibt es mit Oleg Larionov einen neuen leitenden Oberarzt in der Gynäkologie

Zumindest die Frage nach Ebners Nachfolge konnte Bernstädt am Freitag aber dann doch für die meisten zufriedenstellend beantworten und Gerüchte, wonach die Abteilung eingestampft werden soll, entkräften: Nach langer Suche werde nun mit Oleg Larionov zum 1. Dezember ein neuer leitender Oberarzt ans Dachauer Klinikum kommen. Die Leitung der Gynäkologie solle im Sinne einer Clusterlösung indes weiter Sabine Keim, Chefärztin der Gynäkologie in Pasing, obliegen. Keim hatte nach dem Ausscheiden Ebners im vergangenen Oktober zunächst die kommissarische Leitung der Gynäkologie in Dachau übernommen.

Zur Frage nach dem Umgang mit dem Personal, bei der vor allem SPD-Kreisrätin Sylvia Neumeier betonte, dass es doch schließlich um Menschen gehe, versicherte Bernstädt, die Mitarbeitenden seien selbstverständlich das "wichtigste Vermögen" des Klinikums. In seinem Bericht habe das nur deshalb keinen Eingang gefunden, weil es darin nun einmal um die blanken Zahlen gehe. So habe man im vergangenen Jahr viele Aktionen für die Mitarbeitenden organisiert und versuche unter anderem, Wohnraum für diese zu schaffen. Der Bau weiterer Mitarbeiterwohnungen sei für das kommende Jahr geplant. Derzeit lasse es sich aber nicht verhindern, dass einige Mitarbeiter in Pensionen und Hotels untergebracht werden müssten, es fehle schlicht an Platz.

Dass das Dachauer Klinikum einen Großteil der Zeit abgemeldet ist, bestätigte Bernstädt dem SPD-Kreisrat Hubert Böck zwar, allerdings erklärte er auch: Die Abmeldequote sei zwar in diesem Jahr um drei bis vier Prozent gestiegen, im gleichen Zeitraum habe allerdings die Zahl der verfügbaren Betten um 23 Prozent erhöht werden können. Im Schnitt versorge man also trotzdem mehr Menschen als noch 2021. Von 392 verfügbaren Betten seien im Schnitt 300 im Betrieb. Das sei "weit weg von der Kapazitätsgrenze", aber eben doch eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr.

Das "Amper Vital" wurde als Energiesparmaßnahme geschlossen

Zur Sprache brachte das Gremium auch das Thema Energiekrise. Bernstädt erklärte daraufhin, dass man am Klinikum ebenso wenig wie alle anderen wisse, wo sich die Preise hin entwickeln würden. Allerdings habe man sich angesichts der aktuellen Lage dazu entschlossen, zum 1. November den Betrieb des Bewegungsbads sowie des Saunabereichs im Fitness- und Rehabilitationszentrum "Amper Vital" einzustellen, alles andere halte man für "schwer vermittelbar". Statt den wohl von ihm erwarteten Zuspruch für diesen Schritt erntete Bernstädt sowohl von Wolfgang Moll (Wir) als auch von Dagmar Wagner (FW) Kritik: Anders als von dem Klinikgeschäftsführer suggeriert, handle es sich bei der Einrichtung nicht nur um ein gewöhnliches Fitnessstudio, es sei wichtig für "gesundheitliche Präventionsmaßnahmen", so Moll. Wagner ergänzte, dass es auch für die "medizinische Nachsorge" von Bedeutung sei und wies daraufhin, dass der Betrieb des Bewegungsbads, anders als von Bernstädt gerade behauptet, bereits eingestellt worden sei. Für Wagner im Übrigen nur eines von vielen Beispielen schlechter Kommunikation - nach außen, wie offenbar auch intern.

Wie schon sein Vorgänger Florian Aschbrenner, der in den Klinikvorstand gewechselt ist, war auch Bernstädt darum bemüht, im Kreistag gelassen und diskussionsfreudig zu wirken. Aussagen wie, dass die Erwartungshaltung an die Transparenz zu den Klinikinterna im Landkreis Dachau "schon auch eine Besondere" sei und das ein oder andere Augenrollen, das er sich offenbar nicht verkneifen kann, sprachen indes eine andere Sprache. Landrat Stefan Löwl (CSU), der sich mehrmals schützend vor Bernstädt stellte, beendete zwar irgendwann das Verhör. Die vielen Fragen der Kreisrätinnen und Kreisräte schienen aber einmal mehr nur unzufriedenstellend beantwortet.

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