Der Dachauer Verein Behinderte und Freunde versteht sich als Motor der Integration im Landkreis Dachau. Er möchte mithelfen, dass behinderte Menschen mitten in der Gesellschaft und nicht an deren Rand leben. Um das Ziel zu erreichen, bietet der Verein verschiedene Freizeitangebote, an denen behinderte und nichtbehinderte Menschen teilnehmen können und auch sollen. Einer dieser Kurse ist die Malgruppe Kunst und Begegnung, geleitet von der Kunsttherapeutin Gerda Riedel. Sie leitet den Kurs seit deren Gründung im Jahr 2011. Mittlerweile hat diese Gruppe einen festen Platz im kulturellen Leben.
So erschienen zur Eröffnung neben den Organisatorinnen Gerda Riedel und Christine Unzeitig, Leiterin des Vereins Behinderte und Freunde, und Susann Haak-Georgius auch Landrat Stefan Löwl, der städtische Kulturreferent Claus Weber und die dritte Dachauer Bürgermeisterin Gertrud Schmidt-Podolsky. Untermalt wurde die Veranstaltung durch Gitarrenmusik von Andreas Steffen und Tim Turusov vom Dachauer Gitarrencenter.
"Ich gebe kein Thema vor", sagte Gerda Riedel. Dementsprechend zeigten die Bilder unterschiedliche Motive: Neben einem Schmetterling hängt ein traurig aussehender Troll mit Hörnern, die wie Äste aussehen. Eine Frau in einem weißen Kleid steht in einem Rosenfeld. Surreal wird ein Kopf von einer Abrissbirne zertrümmert. Daneben sitzen zwei Vögel ruhig in ihrem Käfig. Und Skeletthände zerreißen ein Herz. Dramatische, teils gewalttätige Szenarien wechseln sich mit romantischen ab. Gerda Riedel vermutet, dass das Malen solcher Bilder heilsam für das seelische Befinden der Teilnehmer sei. Auch die Art zu Malen ist sehr unterschiedlich: Manche nutzen eher grelle Farben, manche eher Pastelltöne. Gerda Riedel gefällt diese Vielfalt: "Jeder soll seine Gefühle mit seinen Bildern ausdrücken können."
Die zehnköpfige Malgruppe trifft sich einmal wöchentlich.
(Foto: Toni Heigl)Die zehnköpfige Malgruppe trifft sich einmal wöchentlich. Dazu kommen beispielsweise Exkursionen zum Hofgarten des Dachauer Schlosses, um die Pflanzen dort zu zeichnen. Außerdem besucht die Gruppe Ausstellungen professioneller Künstler. Gerda Riedel fordert die Teilnehmer auf, ihre eigenen Ideen und Gefühle umzusetzen: "Ich stecke keinen starren Rahmen ab."
Parallel zu der Ausstellung im Haus der Begegnung präsentierten Gerda Riedel und Christine Unzeitig im selben Raum Kunsthandwerk aus dem Landkreis Dachau. Allerdings handelt es sich um keine Exponate des Laienkurses, sondern um professionell hergestellte Produkte. Dieses Zusammenspiel überrascht. Auf die Frage nach der Idee sagte Christine Unzeitig sinngemäß, dass sie damit die Offenheit der Gesellschaft für das Anliegen ihres Vereins darstellen wollte. Dass also keine Berührungsängste bestünden. Außerdem wolle sie das Kunsthandwerk wieder verstärkt ins Blickfeld rücken. Die Kunsthandwerker, die sie dafür brauchten, hätten sie schnell gefunden, sagte Unzeitig weiter. "Wir sind sehr vernetzt." Am Ende konnten sie vier gewinnen.
Die Schreinerei Josef Probst aus der Stadt Dachau stellte gedrechselte Schalen, Vasen und Kugeln aus. Vor allem die gleichmäßigen Formen und die Symmetrien fielen auf. Richard Wallner steuerte mehrere Holzskulpturen bei. Rosemarie Fenzl aus Dachau fertigte Taschen, Armbänder und Hausschuhe aus Filz, die vor allem von den anwesenden Kindern begeistert betrachtet wurden. Und auch Keramik war mit Christine Hornung aus Oberbachern vertreten. Mit der Resonanz auf die Wochenendausstellung war Gerda Riedel sehr zufrieden: "Ich freue mich auf das nächste Jahr."
Malerische Vielfalt zeigt sich in den Werken der Gruppe Kunst und Begegnung von Therapeutin Gerda Riedel.
(Foto: Toni Heigl)Der Malgruppe gehören an: Andreas Auffhammer, Pauline Haas, Roland Haimbacher, Sebastian Heiser, Ivo Lazarov, Anne Pabich, Anna-Selena Schlag, Dario Steiner, Laura Steiner und Anna Turissi.