Dachau:Heikle Vogelperspektive

Der Stadtrat diskutiert über eine Straße in angeblicher Hakenkreuzform.

Es ist den Grünen im Dachauer Stadtrat ein wichtiges Anliegen, aber es fällt ihnen schwer, Gehör zu finden. Das liegt zum einen daran, dass die Begriffsbezeichnung schwierig ist: Wie nennt man einen Straßenzug auf dem Plan für das MD-Gelände, in dem man - je nach Fantasiefähigkeit - die Form eines Hakenkreuzes erkennen kann? Jedenfalls nicht "Swastika-Straße", wie es der Grünen-Stadtrat Thomas Kreß vereinfachend tat. "Ich fordere Sie auf, das Benutzen dieses Begriffs zu unterlassen", sagte Zeitgeschichtsreferent Günter Heinritz (SPD).

Etwas unglücklich formuliert war auch der Antrag der Grünen, mit dem einige Stadtratskollegen nicht viel anfangen konnten. Kreß stellte klar: "Wir möchten, dass eine Veränderung der Straßenführung beschlossen wird." Man rede darüber schon seit anderthalb Jahren. Kreß nimmt auch den Wunsch einiger Dachauer auf. Die Stadtverwaltung hat ihn mit mehr als 400 weiteren Anregungen aus der MD-Bürgerbeteiligung notiert. Die Stadträte der anderen Fraktionen taten sich etwas schwer damit, dem Thema den Ernst zu nehmen, ohne es ganz und gar vom Tisch zu wischen. Da kam ihnen die übliche Kostenfrage gelegen. Man könne ja erst einmal klären, ob die zwei sich querenden Straßen in der Mitte des Geländes sich überhaupt verlegen ließen und wie hoch Planungs- und Kostenaufwand wären, sagte Dominik Härtl (CSU).

Illustrationsplan MD

Suchbild: Wo ist das Hakenkreuz?

(Foto: oh)

Nur Stadtrat Norbert Winter (Bürger für Dachau) äußerte offen seinen Unmut über die seiner Meinung nach "völlig unnötige Diskussion". Es gebe "wichtigere Dinge zu klären als solchen Unsinn". Winter kann die Hakenkreuzform offenbar nicht erkennen. Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) versuchte zu beruhigen: "Beim Durchfahren merkt man es ja nicht." Bauamtsleiter Michael Simon erklärte, die umstrittene Straßenführung habe aus Verkehrs- und Erschließungssicht klare Vorteile, aber er könne die Planer bitten, eine Alternative zu erarbeiten. Die Stadträte konnten sich nicht einigen und vertagten die Angelegenheit.

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