Nach langer KrankheitAbschied vom Mieter-Schützer

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1974 hat Thomas Heckenstaller den Mieterverein Dachau gegründet- in seinem Wohnzimmer.
1974 hat Thomas Heckenstaller den Mieterverein Dachau gegründet- in seinem Wohnzimmer. (Foto: N.P.JØRGENSEN)

Im Alter von 88 Jahren ist Thomas Heckenstaller, der Gründer des Dachauer Mietervereins, gestorben.

Nachruf von Walter Gierlich, Dachau

Er war der Gründer und jahrzehntelang das Gesicht des Dachauer Mietervereins. Jetzt ist Thomas Heckenstaller nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren gestorben. 1974 gründete er in seinem privaten Wohnzimmer den Verein. Ausgelöst wurde die Gründung von der weltweiten Ölkrise, die damals den Mietern rasante Heizkostensteigerungen bescherte. Rasch wuchs der Verein, bald musste man aus der Waschküche im Keller, in der Heckenstaller anfangs die Mieter beriet, in eine richtige Geschäftsstelle umziehen. In seiner langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit setzte sich Heckenstaller immer für einen fairen Ausgleich der Interessen zwischen Mietern und Vermietern ein. Nicht Konfrontation, sondern Kompromissbereitschaft lag ihm am Herzen, wie er oft betonte.

30 Jahre lang behielt er den Posten des Vorsitzenden, danach wurde er zum Ehrenvorsitzenden. Als er sich 2019 aus der aktiven Beratungstätigkeit endgültig zurückzog, hatte Wolfgang Winter, sein Nachfolger im Vorsitz, errechnet, dass Heckenstaller 78 000 Stunden für sein Amt aufgewendet habe, „in einer Kombination aus Menschlichkeit und sozialem Engagement“. Seinem Einsatz ist es auch zu verdanken, dass es in Dachau und Karlsfeld Mietspiegel gibt. Bereits 1993 wurde Heckenstaller für sein Engagement und seine Vorbildfunktion mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Mieterbundes ausgezeichnet. 2007 erhielt er das Bundesverdienstkreuz und im Jahr 2010 wurde er einer der Träger der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Dachau.

Auch kommunalpolitisch engagierte sich Thomas Heckenstaller: Er war zwölf Jahre lang Mitglied des Dachauer Stadtrats – von 1984 bis 1990 als Mitglied der SPD, von 1996 bis 2002 für das Bündnis für Dachau, das er mitbegründet hat. Als Stadtrat machte er sich stets für die sozial Schwachen und den sozialen Wohnungsbau stark. 2002 war er an der Aufdeckung des von CSU-Politikern verursachten Dachauer Wahlfälschungsskandals beteiligt. Auch im Beruf setzte sich der engagierte Gewerkschafter Heckenstaller für Schwächere ein und kämpfte für die Interessen der Arbeitnehmer: Der gelernte Schreiner, der lange Jahre bei der Post als Briefzusteller und Lehrlingsausbilder beschäftigt war, war zuletzt Vorsitzender des Personalrats.

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