Dachau:Hans Taschner wird 102 Jahre alt

Der Zeitzeuge Hans Taschner ist einer der letzten, der die Anfänge des KZ Dachau erlebte.

Von Helmut Zeller

Schlagenhofen Hans Taschner

Schlagenhofen Hans Taschner Inning Schlagenhofen, Hans Taschner 100J, einer der letzten Überlebender des KZ Dachau. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

"Ich bin doch überhaupt nicht wichtig", hat Hans Taschner einmal über sich gesagt. Es ist ihm zuwider, wenn zu viel Aufhebens um seine Person gemacht wird, auch an einem Tag wie heute: Am 5. Juni feiert Hans Taschner seinen 102. Geburtstag. Aber die Aufmerksamkeit und Achtung, die ihm entgegen gebracht werden, haben einen guten Grund: Auch in dem Jahrhundert der Gewalt, in das er hineingeboren wurde, hat Hans Taschner das Ideal einer freien und gerechten Gesellschaft niemals aufgegeben - auch nicht unter den Schlägen und Drohungen der Nazis. Als ehemaliger Häftling Nr. 8851 ist Hans Taschner der letzte Zeitzeuge, der noch über die Anfänge des Konzentrationslagers Dachau berichten kann.

Ende 1935 wurde Taschner nach zwei Jahren Gefängnishaft in das KZ verschleppt, damals noch in den Gebäuden der leer stehenden Pulver- und Munitionsfabrik. Der junge Gewerkschafter hatte bei der Arbeiterwohlfahrt in der Münchner Pestalozzistraße eine Stelle bekommen; die Arbeiterwohlfahrt war damals eine Untergliederung der SPD. Ein Flugblatt brachte Taschner eine Anklage wegen Hochverrats ein. Sie wurde fallen gelassen, aber die Gestapo brachte den Nazigegner ins KZ. Vier lange Jahre erlebte Hans Taschner, Mitglied im Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK), den tagtäglichen Terror. Seinen Lebenswillen und seine humane Einstellung, seine politischen Überzeugungen aber konnten die Nazis nicht brechen.

Er erlebte, wie die Häftlinge 1937/38 den neuen Lagerkomplex errichten mussten. Dann rettete ihn der Zufall: An Hitlers 50. Geburtstag, dem 20. April 1939, wurden 500 Häftlinge begnadigt. Taschner war dabei. Sofort danach wurde er zur Luftwaffe der deutschen Wehrmacht eingezogen Als gelernter Kaufmann arbeitete Taschner nach dem Krieg wieder in seiner alten Münchner Stammfirma, einer Krawattenfabrik, die er schließlich als Alleininhaber übernahm. Er engagierte sich weiter politisch und ehrenamtlich. 1980 ging Taschner in Ruhestand. Aber sein Interesse an Politik ist ungebrochen. Sein langjähriger Weggefährte Ernst Raim sagt über ihn : "Ein mutiger Mann."

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